Mein bis in den Tod
war in seiner Wohnung in Regent’s Park, London, zu keinem Kommentar bereit. Tragischerweise handelt es sich um die zweite Patientin, die er in den letzten Monaten verlor. Maddy Williams, 31, Programmiererin bei British Airways, starb letzten Monat während einer ähnlichen Operation.
Damit soll natürlich in keiner Weise angedeutet werden, Mr. Ransome sei ein ärztlicher Kunstfehler unterlaufen. Doch sein Aufstieg zu einem der bekanntesten Schönheitschirurgen in unserem Land ist nicht ganz ohne Makel. Im Laufe der Jahre, so zeigen meine Nachforschungen, sind bis zu zwölf weitere Patienten während oder nach einer Operation durch Mr. Ransome gestorben. In allen Fällen hat die Obduktion ergeben, dass ihn keine Schuld traf. Dennoch scheint es, als habe die Suche nach Schönheit einen hohen Preis.
In der Küche klickte der Toaster. Sandy, Schürze über dem Kleid, rief: »Sean, beeil dich, dein Ei ist fertig.«
Er rief zurück: »Isst Daddy heute auch eins?«
»Ja, macht er.«
Cavens Mobiltelefon klingelte. Er legte die Zeitung und seinen Löffel hin, drückte die Antwort-Taste und hob das Handy ans Ohr. Auf der anderen Tischseite legte Sean Caven das Spielzeughandy ans Ohr und nahm einen tiefernsten Gesichtsausdruck an.
»Caven«, sagte der Privatdetektiv.
»Guten Morgen.« Ross Ransome.
Seine Stimme klang, als leide er unter den Nachwirkungen eines schweren Katers.
»Und was kann ich für Sie tun an diesem schönen Sommermorgen?«
»Wo wohnen Sie? Es regnet in London.«
Caven schwieg. Bei ihm regnete es auch, aber es hatte überhaupt keinen Sinn, Ross Ransome zu erklären, dass er einen Scherz gemacht hatte. Gott hatte vergessen, ihm einen Humor-Chip einzupflanzen. Er starrte auf die Zeitungsseite vor sich und fragte sich, ob Ransome sie wohl gelesen hatte.
»Sie sagten, Sie würden mich am Morgen wegen der Kompasskoordinaten anrufen.«
»Ich habe sie in meinem Büro, Sie müssen sich ein Weile gedulden.« Während Caven nach oben ging, sagte Sean seinem Kunden ebenfalls, er solle warten. Die Koordinaten waren auf einem Notizblock neben seinem Computer notiert. »Sind Sie noch dran, Mr. Ransome?«
»Ja.«
»51 Grad, 48 Minuten, 50 Sekunden, Nord, 1 Grad, 56 Minuten, 81 Sekunden West.«
»Wo zum Teufel ist das?«
»Irgendwo in Gloucestershire, in der Nähe von Cirencester.«
»Genauer können Sie das nicht bestimmen?«
»Wie ich Ihnen sagte, die Angaben sind bis auf fünfzehn Meter genau. Sie müssen sich eine topographische Karte besorgen.«
»Ich dachte, ich hätte Sie gestern Abend bezahlt, damit sie mir verraten, wo meine Frau ist.«
»Das haben Sie, und ich habe es Ihnen soeben gesagt. Und nun frühstücke ich mit meinem Sohn zu Ende. Guten Morgen, Mr. Ransome.«
Hugh Caven legte auf und ging nach unten. Sean sprach in sein Handy.
»Keine Telefonate bei Tisch«, sagte Caven und grinste. Sein Sohn war etwas ganz Besonderes – er war so stolz auf ihn, dass es manchmal fast wehtat.
Wirst du stolz auf mich sein, wenn du erwachsen bist? Wirst du dann noch immer alles nachahmen, was ich tue? Wenn ja, dann lass mich bitte jetzt mit gutem Beispiel vorangehen.
Er nahm die
Daily Mail
noch mal zur Hand und las erneut den Artikel über Ross Ransome. Dann noch einmal.
Während der restlichen Mahlzeit starrte er weiter auf die Seite, wobei er Sean hin und wieder einen kurzen Blick zuwarf. Im ersten Stock, in seiner Brieftasche, lag der Scheck seines Kunden über 6000 Pfund, den er unbedingt brauchte. Wo verlief die Grenze zwischen Anstand und Verrat?
Du bist ein Killer, Ross Ransome. Du hast Barry Gatt umgebracht, ebenso Lady Reynes-Raleigh und die anderen vor ihr. Frag mich nicht, woher ich das weiß, aber ich weiß es.
Als sie zu Ende gefrühstückt hatten, ging Hugh Caven wieder in sein Büro, rief die Auskunft an und bat um die Nummer des Büros des Coroners für die City of Westminster.
[home]
98
I rgendwann um sieben Uhr früh hatte Alec einen Fernseher im Haus gefunden. Faith hatte gehört, wie er aus dem Bett geschlüpft war, dann hatte sie ferne Rufe und Gelächter vernommen.
Sie schlief weiter, und als sie wieder aufwachte, war es halb zehn. Sie roch Frühstücksspeck. Oliver stand im Zimmer, in Jeans, Turnschuhen und einem rosafarbenen Polohemd. Er wirkte abgespannt.
»Morgen.« Er küsste sie zärtlich. »Soll ich die Vorhänge aufziehen?«
»Bitte.«
»Ein echter englischer Sommertag.« Es war windig, Regentropfen rannen die Fensterscheiben hinab. Er schloss das
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