Mein bis in den Tod
können wir den Wagen ausladen. Aber Sie sind ja ganz blass – geht’s Ihnen gut?«
»Ja.«
»Sie sehen aber nicht so aus. Wie auch immer: Setzen wir uns zusammen und besprechen die Tombola – ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Außerdem können wir gleich die Liste durchgehen. Letztes Jahr haben wir mit der Tombola 700 Pfund eingenommen. Wir sollten versuchen, die Summe mindestens zu verdoppeln, finden Sie nicht?«
»Ja«, sagte Faith resigniert und schloss die Tür hinter Felice. »Mindestens.«
Während sie in die Küche gingen, sagte Felice: »Ein gusseiserner Kaminofen. Schön anzusehen, aber eine schreckliche Stromverschwendung. Die Dinger geben Hitze ab, wenn es gar nicht mehr nötig ist. Als wir unser Haus kauften, war einer drin, aber wir haben ihn herausgerissen.«
»Ach ja?«, sagte Faith. »Wir haben einen eingebaut. Tee oder Kaffee?«
Felice warf sich auf einen Stuhl, nahm den Seidenschal ab und legte ihn auf den Tisch. »Haben Sie Kräutertee? Das Tannin schadet der Magenschleimhaut, und Kaffee finde ich absolut verheerend – er tötet sämtliche Mineralien im Organismus.«
Faith stellte den Kessel auf die Aga-Kochplatte. »Das wusste ich gar nicht. Ich habe Kamillentee da.«
»Noch etwas anderes?«
»Nur Kamillentee.«
»Na ja, der tut’s auch, aber er macht mich immer so schläfrig.«
Faith hängte zwei Beutel in die Tasse.
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16
R oss – in Strümpfen, die Hosenträger seiner Dinner-Anzughose herunterhängend – führte Jules Ritterman ins Wohnzimmer seiner kleinen Wohnung nahe dem Regent’s Park und ging mit ihm zu einem der zweisitzigen Chesterfieldsofas, die sich vor dem Kamin gegenüberstanden, getrennt durch eine niedrige Eichentruhe, die als Couchtisch diente. Gasflammen züngelten zwischen der Holzscheitimitation. Aus dem CD -Player erklang Chopin.
Er fühlte sich angespannt: Rittermans Worte hatten ihm den ganzen Nachmittag keine Ruhe gelassen und seine Konzentrationsfähigkeit zunehmend beeinträchtigt. Als er einen Wangenmuskel ablöste, war er so zerstreut gewesen, dass er dabei fast einen Nerv durchtrennt hätte, wodurch die eine Gesichtshälfte der Patientin teilweise gelähmt geblieben wäre.
Obwohl er unbedingt wissen wollte, was der Arzt ihm zu sagen hatte, fragte er: »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
»Nur einen ganz kleinen Whisky, danke, wenn du Zeit hast. Ein Firmenessen, sagtest du?«
Ross eilte in die Küche und rief: »In der Barber-Surgeons Hall – ich muss kurz nach sieben los. Du gehst ins Ballett?«
»Les Sylphides.«
Eines der wenigen Ballette, die Ross kannte. Faith besaß eine CD davon zu Hause. Er schenkte ein wenig Macallan in ein kristallenes Whiskyglas und rief: »Etwas Wasser oder Eis?«
»Einen Spritzer Wasser.«
O Gott, bitte sei gesund, Faith.
Als er ins Zimmer zurückkam, schweiften Rittermans Blicke zustimmend über die antiken Möbel und Ölgemälde an den Wänden, überwiegend Maritimes aus dem 18. und 19. Jahrhundert. »Die Wohnung ist wirklich sehr schön. Bist du oft hier?«
»Drei- oder viermal in der Woche. Sie ist etwas klein, aber sie reicht mir völlig. Faith fährt in letzter Zeit kaum noch in die Stadt. Du und Hilde müsst einmal wieder zum Abendessen kommen, vorausgesetzt, ich kann sie von Alec und für eine Übernachtung hierher locken.«
»Ja, sehr gern.« Ritterman lächelte. »Wie steht’s mit dem Golfen?«
»Schlecht. Ich habe mit dem Jagen angefangen, ein kleines Revier gepachtet.« Er setzte sich Ross gegenüber, stellte Rittermans Glas auf einen Untersetzer auf der Eichentruhe und blickte nervös auf die Uhr. »Also?«
Ritterman beugte sich vor und drückte die Hände so fest auf die Oberschenkel, als wollte er seine Hose bügeln. »Hm … Ich …« Er hob sein Glas und starrte es an. »Sieh mal, ich könnte noch ein paar Untersuchungen durchführen lassen, nur um sicherzugehen, aber ich bin mir ganz sicher. Und ich habe auch ein paar andere Meinungen eingeholt. Wie gut kennst du dich mit Hydrophobie aus?«
Rittermans Ton machte ihn noch ängstlicher. »Hydrophobie – wie bei
Tollwut?
«
Ritterman nickte.
»Faith hat
Tollwut?
«
Ritterman unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Nein, aber sie hat etwas, fürchte ich, das die Neurochemie des Menschen auf sehr ähnliche Weise angreift.«
»Ebenso schwer?«
»Ich fürchte ja.«
»Was für eine Art Krankheit ist es? Eine Viruserkrankung? Eine Erbkrankheit? Eine Infektion? Wie lautet die Prognose?«
Ritterman rieb sich
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