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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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reichte ihn der Schwester, dann nahm er das Telefon und ging auf den Flur. Die Verbindung war schlecht. Ob das an dem schnurlosen Telefon lag oder daran, dass der Arzt ein Handy benutzte, ließ sich nicht feststellen.
    »Ross«, sagte Ritterman in seinem ruhigen, trockenen Tonfall, »tut mir leid, dass ich so hinter dir herjage.«
    »Kein Problem. Worum geht’s?«
    Eine lange Pause entstand, während der Ross dem statischen Knistern lauschte und sich fragte, ob die Leitung wohl unterbrochen sei. Dann fuhr der Arzt fort: »Du erinnerst dich, dass du mich letzte Woche gebeten hast, Faith zu untersuchen?«
    »Ja.« Ross betrat das WC im Umkleidezimmer und löste mit einer Hand den Hosenlatz seiner OP -Hose. »Wegen der Übelkeit, unter der sie leidet. Das scheint schon eine ganze Weile so zu gehen.«
    »Ich habe ein paar Blut- und Urinuntersuchungen machen lassen«, sagte Ritterman zögerlich. »Und nachdem die Ergebnisse zurückkamen, musste ich weitere Tests machen lassen. Ich – ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich zu unterhalten?«
    Ross urinierte und sagte: »Ehrlich gesagt nicht. Ich muss zurück in den OP .« Aber der Tonfall des Arztes machte ihm Sorgen. »Worum geht’s? Was zeigen die Tests?«
    »Sieh mal, ich finde, wir sollten uns in Ruhe darüber unterhalten. Wann hast du Zeit? Ich könnte bei dir vorbeikommen.«
    »Können wir das nicht am Telefon besprechen?«
    »Lieber nicht. Wann bist du heute mit der Arbeit fertig?«
    Beunruhigt sagte Ross: »Um sechs, aber ich muss vorher noch schnell zur Wohnung und mich umziehen. Ich bin zu einem Firmenessen in der City eingeladen.«
    »Wann musst du da sein?«
    »Um halb acht.«
    »Ich könnte kurz vorbeikommen, nur für eine halbe Stunde – ich muss vor sieben wieder los, wir gehen ins Ballett.«
    »Was stimmt nicht mit Faith?«
    »Das besprechen wir am besten unter vier Augen. Es ist nichts Gutes, fürchte ich.«

[home]
    14
    D er zweite Besuch diente dazu, den Schlüssel zu besorgen.
    Zuvor hatte der Junge sich durch ein kleines Toilettenfenster gezwängt, das offenbar immer offen stand und das die Nachbarn nicht einsehen konnten. Aber bis zum Boden waren es zwei Meter – das Risiko, gehört zu werden, wenn sie zu Hause war, war viel zu groß. Darum hatte er den Schlüssel genommen, der an einem Haken neben der Küchentür hing, ihn zum Eisenwarenhändler gebracht und einen Nachschlüssel anfertigen lassen, den er mit seinen kärglichen Ersparnissen bezahlt hatte. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme hatte er jedes Scharnier im Haus geölt.
    Jetzt drang so viel Licht aus dem Flur, dass er den verwahrlosten Zustand der Küche erkannte – sie sah genauso aus wie früher: In der Spüle stapelten sich schmutzige Teller, auf dem Abtropfbrett lag eine offene Dose Spaghetti, auf einem Kunststofftisch, auf dem Zigarettenkippen ausgedrückt worden waren, standen zwei Teller mit hart gewordenem Essen. Auf dem Fußboden neben dem Pedalmülleimer lagen eine Eierschale und eine vertrocknete Orangenschale.
    Es war ekelhaft. Peinlich.
    Er nahm das persönlich.
    Ein scharfes Klicken ertönte, der Kühlschrank hörte auf zu brummen. In der Stille kam ihm ihre Stimme noch lauter vor: »Oh, ja, mach weiter!«
    Und während er ihren Schreien lauschte, dachte er: Dir gefällt die Unordnung nicht, die ich angeblich immer angerichtet habe, und trotzdem lebst du so?

[home]
    15
    I m Haus war es still. Die Familie eines Schulfreundes hatte Alec in den Wildpark von Longleat mitgenommen. Er fehlte Faith. Sie machte sich ständig Gedanken, wenn er nicht in ihrer Nähe war, sorgte sich, wenn er bei Fremden im Auto mitfuhr, hoffte, dass er den Sicherheitsgurt richtig anlegte oder in dem Safari-Park im Auto sitzen blieb. Ein Leben ohne Alec konnte sie sich nicht vorstellen. Sie saß im Lederdrehstuhl in Ross’ Arbeitszimmer vor dessen Computer, loggte sich mit ihrem Passwort ein, sah ihre E-Mails durch und fragte sich, wo Alec im Augenblick wohl war.
    Nicht viel heute Morgen – das Datum der nächsten Komiteesitzung wegen des blockierten Fußwegs, die kurze Nachricht einer alten Freundin, die nach Los Angeles gezogen war, ein paar Junk-Mails und der Newsletter des Netzwerks misshandelter Frauen, den sie vor einiger Zeit abonniert hatte, als sie sich besonders niedergeschlagen fühlte.
    Sie stellte die Internetverbindung her, las die Adresse auf der Visitenkarte von Dr. Oliver Cabot und tippte sie sorgfältig ein.
    Draußen im strömenden Regen schob Morris, der Gärtner, in

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