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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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du mir die Wahrheit.«
    »Also bis morgen. Ruf mich später an, zu Hause.«
    »Mir gefällt der Klang deiner Stimme nicht, Faith.«
    »Der Empfang ist schlecht.«
    »Der Empfang ist sehr gut. Da ist etwas anderes in deiner Stimme. Du klingst anders als sonst.«
    »Es – es geht mir nicht so glänzend.«
    Langes Schweigen. Sie blickte erneut zu Oliver, der sein Sandwich in der Hand drehte, als begutachte er es.
    »Sag mir, wie es dir geht, Faith.«
    »Nicht besonders.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Derselben.«
    »Die Übelkeit?«
    »Ja. Ich begreife nicht, wieso Jules Ritterman sich nicht gemeldet hat. Hast du etwas von ihm gehört?«
    Plötzlich sagte er etwas ruhiger: »Von Jules? Nein, ich ruf ihn an und mach ihm mal Beine. Ich liebe dich, Faith. Ich liebe dich wirklich. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja.«
    »Ich rufe dich später an«, sagte Ross. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    »Sag mir, dass du mich liebst.«
    Gut gelaunt sagte sie: »Das tue ich, das weißt du.«
    »Ich möchte hören, dass du es sagst. Sag’s mir, Faith.«
    Noch ein Blick zu Oliver hin, dann, knapp: »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Dann legte er auf.
    Sie legte das Handy in die Handtasche zurück. Oliver sah sie an. »Tut mir leid. Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet.«
    »Nein.« Sie hob die Schultern. »Mein Mann ist ziemlich besitzergreifend.«
    »Das kann man ihm wohl kaum vorwerfen. Wenn Sie meine Frau wären, wäre ich das vermutlich auch.«
    Sie wandte den Blick ab, errötete, aber sie lächelte.
    »Es geht Ihnen nicht besonders gut?«
    »Ich fühle mich –
blendend!
«
    Er lächelte. »Wissen Sie, ich habe einmal eine großartige Definition eines Langweilers gelesen: Ein Langweiler ist jemand, der einem das Alleinsein raubt, ohne einem Gesellschaft zu leisten. Ich finde, das beschreibt viele Ehen.«
    »Ross ist nie langweilig«, sagte sie und wunderte sich selbst, wie trotzig das klang.
    »Verzeihen Sie – ich wollte damit nicht sagen –«
    »Ist schon in Ordnung. Was ich sagen will, ist …« Wieso war sie Ross zur Seite gesprungen? Sie hatte das überhaupt nicht sagen wollen. Es war, als sei sein Schatten rings um sie herum, eine dunkle Angst, von der sie sich nie befreien könnte, egal, wie weit sie von ihm entfernt war.
    Alec war Teil dieser Angst. Etwas in ihr rumorte jedes Mal, wenn sie sich den Luxus des Gedankens erlaubte, dass sie ihre Ehe jederzeit auflösen könnte. Alec. Der Gedanke, was eine Scheidung ihm antun könnte. Das Wissen, dass Ross ihn als Faustpfand einsetzen und mit Zähnen und Klauen um ihn kämpfen würde. Diese Vorstellungen waren viel schlimmer als irgendwelche Befürchtungen, was Ross ihr vielleicht antun würde.
    Oliver biss von seinem Sandwich ab. Sie blickte auf ihres, aber sie hatte keinen Appetit. »Ich meine«, sagte sie, »Ross ist nicht langweilig, aber …«
    »Aber …?«
    Sie lächelte. »Erzählen Sie mir etwas von sich. Von
Ihrem
Leben seit der Scheidung.«
    »Nun ja«, sagte er schüchtern, »ich habe zölibatär gelebt.«
    »Tatsächlich?«
    »Acht Jahre lang. Bevor Ihr Mann also allzu eifersüchtig wird, können Sie es ihm ja sagen. Es stimmt.«
    »Warum? Haben Sie einen Grund? Oder haben Sie niemanden kennen gelernt?«
    »Kennen Sie das Jing Chi?«
    Faith schüttelte den Kopf.
    »Die chinesische Bezeichnung für die sexuelle Energie. Die Chinesen glauben: Wenn man diese Kraft durch Enthaltsamkeit in eine höhere Energie umwandelt, kann man sie auf der spirituellen Ebene für das Heilen verwenden. Das wollte ich ausprobieren«, sagte er schlicht und biss wieder in sein Sandwich. »Ich wollte meinen Geist konzentrieren und höhere Ebenen des Bewusstseins erreichen. Ich habe viel gelesen und fand, dass ich das tun müsste. Also habe ich eine Entscheidung gefällt. Außerdem habe ich niemanden kennen gelernt, der bei mir den Wunsch ausgelöst hätte, meinen Entschluss zurückzunehmen.« Wieder sah er sie an, richtete seine klaren, grauen Augen direkt auf sie. »Bis ich Sie kennen gelernt habe.«

[home]
    23
    S ie sah schlimm aus. Der Sicherheitsgurt in dem uralten, klapprigen russischen Kleinwagen hatte sich aus seiner Halterung gelöst, und sie war gegen die letzte nicht laminierte Windschutzscheibe auf diesem Planeten geprallt, mit dem Gesicht zuerst, bei 60 Stundenkilometern. Die Schneideblätter eines Rasenmähers, dachte Ross, hätten kaum weniger Verheerungen angerichtet.
    Leah Phillips war ein Teenager. Blind auf dem einen Auge,

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