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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Verankerung gerissen, als würde der Bürgersteig ihr direkt entgegenkippen.
    Sie war sich vage bewusst, dass Oliver sie auffing, stark, schnell, und sah verschwommen sein Gesicht. Hörte seine körperlose Stimme.
    »Faith? Mein Gott – Faith!«
    Als er ihr auf die Beine geholfen hatte, stand sie da, unsicher, gestützt nur durch seinen Arm um ihre Taille. Sie atmete tief durch, spürte, wie die Luft ihr heißes Gesicht kühlte, und sah die tiefen Sorgenfalten um seine Augen.
    »Möchten Sie ins Café zurück?«
    »Nein, es geht schon – es ist nur … die Luft –«
    »Kommen Sie, wir gehen wieder hinein und setzen uns ein paar Minuten.«
    »Nein, es geht schon, ich muss nach Hause. Könnten Sie mir ein Taxi rufen? Mir geht’s gut, wirklich.«
    »Ich fahre Sie.«
    »Danke, nein, es geht mir gut, wirklich.«
    Es ging ihr etwas besser – bis sie plötzlich hinter ihren Augen einen Schmerz verspürte, als hätte man ihr durch den Schädel gestochen. Noch ein Anfall von Übelkeit überkam sie, und sie klammerte sich an Oliver, während ihr die Galle bis in die Kehle stieg und rings um sie her wieder alles verschwamm. Dann knickten ihr die Beine weg.
     
    Der Sitz in Olivers dunkelblauem Jeep war weich wie ein Sessel, und sie hatte das Gefühl, auf einem schaukelnden Boot zu sein. Sie hörte das zuverlässige Rasseln des Dieselmotors, das Surren der Lüftung, spürte den warmen Luftstrom und lauschte den leisen Mozart-Klängen aus dem Autoradio, das leise gedreht, aber nicht ausgeschaltet war. Immer wieder ging ihr ein Gedanke durch den Kopf:
Übergib dich nicht. Übergib dich nicht. Übergib dich nicht
.
    Er schaltete, fuhr an einer Ampel an. »Was hat Ihr Arzt Ihnen eigentlich gesagt?«
    Ein Klingelton. Ihr Handy. In der Handtasche.
Was hatte ihr Arzt gesagt? Nichts.
Das Mobiltelefon klingelte weiter. Sie fand den Reißverschluss, zog daran, kramte in der Tasche, zog es heraus und blickte auf das Display.
    Schon wieder Ross.
    Sie schaltete es aus und ließ es zurück in die Tasche gleiten. Es war schon anstrengend, nur zu sprechen. »Einfach … etwas, das ich mir in Thailand … geholt habe. Dort gibt es Bakterien … Es geht mir – gut.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Er bremste erneut und hielt an einer Ampel zwischen zwei schweren Lkw. Sie hörte das Hämmern der Motoren, spürte, wie sie zitterten – ihr ganzes Leben erschütterten. Oliver kam ihr so stark vor, es war so schön, mit ihm zusammen zu sein. Eine tiefe, furchtbare Angst sickerte in sie ein, eine Düsternis, wie ein See aus schwarzer Tinte, der sich auf Löschpapier ausbreitete, Angst vor dem, was mit ihr nicht stimmte, Angst vor Ross’ Zorn, und dieser Jeep, dieser Zufluchtsort, würde sie zum Victoria-Bahnhof bringen, zu ihrem Zug nach Hause.
    Ihrem Zug in die Hölle.

[home]
    25
    D as Benzin schwappte unregelmäßig aus dem Kanister. Um das beste Ergebnis zu erzielen, musste Ross ihn nach hinten, dann wieder nach vorn kippen.
Komm schon, bitte, bitte, bitte
. Der Geruch war stark, der Dampf stach ihm in die Augen. Er schüttete ein wenig Benzin auf das Sofa,
mach schon, mach schon
, den Teppich, den Esstisch. Dann ging er, eine durchgehende Linie ziehend, rückwärts zur Tür und verlängerte die Spur bis zur Küchentür.
    Im Schlafzimmer machte jetzt der Mann Lärm. Ross hörte, wie die Sprungfedern quietschten, der Mann immer lauter stöhnte.
    Immer noch Benzin verschüttend, eilte Ross zur Schlafzimmertür zurück. Dann schob er sie vorsichtig einen Spalt weit auf, damit das Benzin in das Zimmer fließen konnte, und legte den Kanister auf die Seite.
    Und während das Benzin weiter unregelmäßig hervorspritzte und durch den Türspalt ins Schlafzimmer floss, kam ein dumpfer, dröhnender Knall aus dem Kanister – der jedoch übertönt wurde von den Ausrufen, die der Mann von sich gab.
    »Ja!«, schrie er. »Ja, ja, ja!«
    Rasch zog sich Ross durch die Küche zur Tür zurück. Er wartete so lange, wie er sich traute, dann versuchte er die Streichholzschachtel aus der Tasche zu ziehen.
    Das Einzige, was er nicht geprobt hatte. Seine Gummihandschuhe blieben im Futter seiner Hose stecken.
    Bitte tu mir das nicht an.
    Ringsum stank es nach Benzin. Er geriet in Panik, riss sich den Handschuh herunter, schob die Hand in die Tasche und zog die Streichholzschachtel hervor. Beim Aufschieben fielen mehrere Streichhölzer heraus. Als er sich hinkniete, um sie aufzuheben, fielen alle andern ebenfalls auf den Boden.
    Er hörte einen Ausruf der

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