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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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tyrannischer Vater erlag einem Herzinfarkt, als Ross Anfang zwanzig war.
    »Ich habe eine zweite Meinung eingeholt«, sagte sie sanft.
    Er schmiegte sich noch enger an sie. »Faith, oh, mein Liebling. Wir mögen in letzter Zeit unsere Höhen und Tiefen gehabt haben, aber ich liebe dich. Wir werden diese verdammte Krankheit besiegen. Ich habe jeden, von dem ich weiß, dass er bei so etwas helfen kann, herbeigerufen. Ich besorge dir die beste medizinische Hilfe der Welt.«
    »Wieso bist du eigentlich zu Hause?«
    »Ich habe ein Interview mit der BBC sausen lassen, weil ich bei dir sein wollte. Ich bin deinetwegen hier. Ich tue alles in der Welt für dich, mein Liebling.«
    Alles,
dachte sie,
außer das eine, was ich wirklich möchte
.

[home]
    53
    U m halb zwölf am nächsten Morgen ging Ross an einer Gruppe geparkter Motorräder vorbei und betrat ein modernes, ziemlich uninspiriert aussehendes Bürogebäude in einer Seitenstraße der Wigmore Street. Auf dem kleinen Schild neben der Tür stand: WIGMORE LABORATORY .
    In dem beengten Rezeptionsbereich lungerten mehrere Motorradkuriere herum. Ross drängte sich an ihnen vorbei zum Tresen und begrüßte gut gelaunt die Empfangsdame. Die eher unscheinbare, fröhliche Endzwanzigerin saß hinter zwei kleinen Türmchen mit Versandtaschen und plauderte mit zwei Kurieren. Warum ging in dem Laden eigentlich nie etwas verloren? Da arbeitete er inzwischen seit über zehn Jahren mit diesem Labor zusammen, und immer leistete es absolut erstklassige Arbeit.
    Die Empfangsdame drehte sich zu ihm um. »Guten Morgen, Mr. Ransome. Ich warte immer noch auf meine Gratisrundumerneuerung.«
    »Sie brauchen keine, Sie sehen toll aus«, erwiderte er.
    »Schmeicheleien ziehen bei mir nicht. Wen möchten Sie sehen?«
    »Dr. Gilliatt.«
    »Ich sage ihr, dass Sie hier sind. Könnten Sie sich bitte hier eintragen?«
    »Natürlich.«
    Noch ein Kurier kam herein, ein großes Päckchen in der Hand. Ross blickte auf das Besucherformular und holte seinen Kugelschreiber hervor, dann steckte er, während die Empfangsdame abgelenkt war, weil sie die Dokumente des Kuriers unterschreiben musste, den Kugelschreiber wieder ein, ohne etwas geschrieben zu haben. Je weniger Spuren er hinterließ, desto besser.
    Ein Telefon klingelte. Bevor sie den Anruf entgegennahm, beugte sich die Rezeptionistin vor und sagte: »Sie können jetzt raufgehen, Mr. Ransome, dritter Stock.«
    Ross nahm die Treppe und betrat einen kleinen Flur. Die Tür vor ihm war mit PATH /3 beschriftet. Er trat ein und wurde herzlich von der leitenden Pathologin des Labors begrüßt. Susan Gilliatt war eine hübsche Mittvierzigerin, die mit ihrem adrett hochgesteckten blonden Haar selbst im weißen Laborkittel gut aussah. Mehr als einmal hatte Ross gedacht, dass ihr Aussehen an all diese Bakterien, Viren und anderen niederen Lebensformen, mit denen sie freiwillig ihre Arbeitstage verbrachte, verschwendet war.
    Er folgte ihr in das fensterlose, L-förmige Labor, vorbei an einer durchgehenden weißen Arbeitsplatte, die mit Geräten voll gestellt war: Zentrifugen, Inkubatoren, Gellösungen und Geräte zur DNA -Analyse, Elektronenmikroskope, Computer, Messkolben, Petri-Schalen, Teströhrchen, Spülbecken, Schachteln mit sterilen Tüchern, Schutzhandschuhe, Schutzbrillen, Warnschilder, ACHTUNG  – BIOGEFAHR !, Gesundheits- und Sicherheitsanweisungen und der säuerliche Geruch nach chemischen Substanzen, der einem überall auf der Welt, selbst bei geschlossenen Augen, verriet, dass man sich in einem Pathologielabor befand.
    Ungefähr zehn Menschen arbeiteten in dem Raum, alle in weißen Kitteln, ein überwiegend junges Team, in den Zwanzigern und Dreißigern. Manche blickten auf, als sie vorbeigingen, und nickten kurz. Sie blieben hinter einem jungen Mann mit Pferdeschwanz stehen, der, in tiefer Konzentration versunken, mit einer behandschuhten Hand aus einer Pipette Tropfen in eine Reihe von Petri-Schalen gab.
    »Niall arbeitet jetzt an diesem Problem. Er ist seit zehn Tagen rund um die Uhr im Labor.«
    Einen flüchtigen Augenblick lang wandte der junge Mann den Kopf. Ross sah blutunterlaufene Augen hinter der winzigen Drahtgestellbrille, einen Josef-Stalin-Bart und ein von Erschöpfung gezeichnetes Gesicht. »Irgendwelche Fortschritte?«, fragte er Susan Gilliatt.
    »Wir haben den Stamm identifiziert – jede von denen enthält ihn.« Mit einem Nicken zeigte sie auf zwei Dutzend Petri-Schalen, die neben dem Laboranten standen. Jede Schale enthielt

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