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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sich. Noch weitere fünf Minuten, und man entfernte ihr den Tubus aus der Luftröhre. Tommy Pearman blieb noch etwas länger bei ihr, um den Puls und den Sauerstoffgehalt in ihrem Blut zu prüfen, bis er überzeugt war, dass keine Gefahr mehr bestand, dann ging er zu Ross in den Personalumkleideraum.
    Während Ross seinen OP -Kittel aus- und sein Hemd anzog, sagte Pearman: »Ich muss dir noch ein paar von den Seiten geben, die ich für dich ausgedruckt habe – aus dem Internet, über die Lendtsche Krankheit.«
    »Was hast du gefunden?«
    »Na ja, nicht viel. Merck hat verlautbart, dass man einige ermutigende Ergebnisse mit Tests an Ratten durchgeführt hat, aber ich würde mich nicht allzu sehr freuen – es dauert noch zwei Jahre, bis die mit den Versuchsreihen an Menschen beginnen.«
    »Sonst noch was über die Versuchsreihen bei Moliou?«
    »Nein.« Pearman schlug sich auf den Bauch – als ob er dadurch seine Leibesfülle verringern könnte. »Ich muss wirklich etwas dagegen unternehmen.«
    »Du solltest anfangen, Marathon zu laufen.«
    »Dafür hab ich zu kurze Beine.«
    »Vielleicht sollte man spezielle Marathons für dicke Zwerge wie dich veranstalten.«
    Pearman zog sein Hemd an und band sich die Krawatte. »Ich habe noch etwas über die Moliou-Orelan-Versuchsreihen herausgefunden. Könnte von Bedeutung sein. Offenbar breitet sich die Krankheit ziemlich schnell aus, weswegen man hofft, dass das Medikament auf schnellstem Weg zugelassen wird.«
    »Das heißt, die sind von ihrem Medikament überzeugt?«
    »Es hat immerhin eine 35-prozentige Erfolgsquote.«
    Pearman streifte sich die Hose über.
    Ross stellte einen Fuß auf die Bank und schnürte seine schwarzen Oxfords. »Sag mal, du setzt doch ziemlich oft Ketamin ein, oder?«
    »Ich verwende es seit Jahren, unter gewissen Umständen – es wirkt gut bei Verbrennungspatienten, vor allem, wenn man häufig schmerzvolle Verbandswechsel vornehmen muss. Warum?«
    »Ketamin ist doch verwandt mit LSD , oder?«
    »Eng.«
    »Benutzt du es in Verbindung mit anderen Medikamenten?«
    »Nein. Es ist ein allein wirkendes Anästhetikum und besitzt keine sedierende Wirkung. Ich gebe es normalerweise intravenös, wo es eine kurze Halbwertszeit hat – etwa zehn Minuten.«
    »Wie fühlen sich eigentlich Patienten, wenn sie unter Ketamin stehen?«
    Verwirrt von Ross’ Interesse, sagte Pearman: »Oft haben sie Halluzinationen, delirieren und bekommen Angstzustände. Zu den negativen Eigenschaften gehört auch, dass es zwar eine kurze Halbwertszeit hat, die Wirkung sich aber bis zu 48 Stunden oder länger wiederholen kann. Sanitäter setzen es manchmal bei Personen ein, die nach Unfällen eingeklemmt sind – es betäubt den Schmerz und zieht die Gefäße zusammen, reduziert den Blutverlust. Allerdings verursacht es auch schreckliche Halluzinationen, und manche Patienten machen eine Nah-Tod-Erfahrung, mit dem Gefühl, außerhalb ihres Körpers zu sein.«
    »Was bewirkt Ketamin in biochemischer Hinsicht?«
    Pearman stellte sich vor den Spiegel und legte die dünnen grauen Haarsträhnen zurecht. »Es regt selektiv die Hirnaktivität nahe den Gefühlszentren an. Erhöht den Blutfluss im Gehirn, schickt Funken von Elektrizität an alles in seiner Umgebung. Der Blutdruck steigt, aber der Muskeltonus bleibt aufrechterhalten, und es stabilisiert die Atmung. Manchmal wimmern die Patienten und haben Anzeichen von Nystagmus.«
    »Kann man Ketamin auch oral verabreichen?«
    »Na ja, schon, aber ich würde das nicht machen. Die Halbwertszeit ist dann viel länger.«
    »Wie lang?«
    »Mindestens anderthalb Stunden, manchmal mehr.«
    »Hat es einen spezifischen Geschmack?«
    Pearman warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. »Ich glaube nicht, nein.«
    »Irgendwelche Säure?«
    »Es ist neutral. Du kannst das in den pharmazeutischen Lehrbüchern nachlesen – ich kann dir aber auch die Details einscannen und dir mailen, wenn du möchtest.«
    »Das wäre nett«, sagte Ross. »Danke.«
    Ross blieb im Umkleideraum und sah nach, ob er eine Nachricht auf seinem Handy hatte, während Pearman hinausging. Dann blickte er aus dem Fenster auf die Straße hinunter, bis er den alten Bristol des Anästhesisten aus der Tiefgarage fahren und in den Devonshire Place einbiegen sah.
    Sofort ging er in den Narkoseraum, der – lax wie immer – unverschlossen war. Im dritten Schrank, den er öffnete, fand er, wonach er suchte: ein ganzes Regal mit 10-ccm-Ampullen Ketamin.
    Er nahm eine davon und steckte

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