Mein Boss, die Memme
bekommt seine zweite Chance. Er darf vor aller Augen wieder aufstehen, bekommt dafür ein anerkennendes Schulterklopfen und darf klüger als zuvor weitermachen. Das gehört zum amerikaÂnischen Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär â wer schafft das schon, ohne zwischendurch zu stürzen?
Womit wir wieder bei unseren Memmen-Bossen wären. Die versuchen nämlich tagein, tagaus die Naturgesetze des Business auÃer Kraft zu setzen. Sie wollen maximalen Erfolg bei null Risiko. Aber so funktioniert das nun einmal nicht â nicht, ohne dass andere Schaden nehmen. Ihre Mitarbeiter, zum Beispiel. Oder auch die Wirtschaft im Ganzen. Nicht selten am Ende auch sie selbst, trotz aller Abwehrstrategien.
Memmen-Bosse täten gut daran, das unternehmerische Risiko des Scheiterns zu verinnerlichen. Was spricht dagegen, als Angestellter ein wenig Unternehmergeist an den Tag zu legen?
In aller Deutlichkeit: Wir alle dürfen scheitern! Nein, wir alle sollten unbedingt einmal scheitern! Das Scheitern erst verleiht uns die Fähigkeit zu führen. Und die innere Sicherheit, dabei Risiken eingehen zu können. Denn erst die eigene Erfahrung zeigt, dass Scheitern nicht halb so schlimm ist, wie es sich in den Köpfen der Memmen festgesetzt hat â weil ihnen diese Angst im Biotop anerzogen wird.
Nur durch das eigene Scheitern können Bosse den Mut entwickeln, ihren kreativen Gestaltungsdrang auch gegen Widerstände auszuleben, anstatt sich hinter den Drohungen und Vorgaben der eigenen Führungsspitze zu verstecken. Und mit breiter Brust vorzutreten, wenn es gilt, für ein Projekt und die eigenen Mitarbeiter Farbe zu bekennen.
Das erfolgreiche Scheitern: es ist das Erkennungsmerkmal der Helden.
TEIL VIER
Weg mit den Memmen
Sie gehen uns auf die Nerven. Sie treiben uns in den Wahnsinn. Sie erschöpfen uns bis in den emotionalen oder gar in den pathologischen Burnout. Was sollen wir nur mit ihnen machen, unseren Memmen in den Chefetagen?
Leider gibt es gegen die groÃe Feigheit kein Patentrezept. Wie auch? Meist sind wir Mitarbeiter heute noch in der schwächeren Position. Können uns häufig nur helfen, indem wir unseren Chef ignorieren oder den Abflug machen. Oder versuchen, selbst so schnell wie möglich aufzusteigen, um unsere schwächlichen Chefs hinter uns zu lassen und weiter oben einen besseren Job zu machen als sie. Doch kaum stehen wir strahlend ein Stück höher auf der Karriereleiter, merken wir, dass die Luft dort kaum besser ist. Weil über uns, auf der nächsten Ebene, wiederum nur die nächste, vielleicht sogar noch bedeutend schlimmere Memme auf uns wartet. Eine frustrierende Vorstellung.
Also einfach in ein anderes Unternehmen wechseln? Warum nicht. Sollte sich Ihnen die Gelegenheit bieten, könnte der Neubeginn Ihnen zu mehr Freiheit und Lebensqualität verhelfen. Aber eine Garantie, dass am anderen Ufer alles grüner ist, gibt es nicht. Denn nicht jede Memme ist â etwa im Vorstellungsgespräch bei einer neuen Firma â gleich erkennbar. Memmen sind nicht zuletzt deshalb gefährlich, weil sie so verschieden sind und viele von ihnen sich zudem meisterlich tarnen.
Also haben wir keine Wahl? Müssen uns wohl oder übel mit ihren Schwächen arrangieren?
Keineswegs. Es gibt Mittel und Wege, um unser persönliches Memmen-Dilemma zu unseren Gunsten zu wenden.
Doch am Anfang steht die Erkenntnis, dass Sie es über haupt mit einer Memme zu tun haben â und mit welcher Sorte. Bevor Sie grundsätzliche Schritte und Veränderungen für sich selbst einleiten, müssen Sie schlieÃlich ganz genau wissen, wem Sie da gegenübertreten. Ist Ihr Chef eine Memme? Wenn ja, was für eine? Und ist diese Memme noch zu retten? Der Memmen-Test im nächsten Kapitel soll Ihnen dabei helfen, Ihren gar nicht so eindimensionalen Chef so gut wie möglich zu entschlüsseln.
Wenn Sie diese nicht eben anspruchslose Aufgabe gemeiÂsÂtert haben und Ihren Chef im Alltagsgeflecht von Arbeit, Zwischenmenschlichkeit und der über uns kreisenden Vorstandsallmacht besser einordnen können, dann müssen wir uns, so wie zuvor im zweiten Teil dieses Buches, Ihrem Unternehmen widmen. Weil die Ursache des Memmentums in den seltensten Fällen bei der Führungskraft allein liegt. Mit ihrer Schwäche wird sie leicht infiziert, in Unternehmen, in denen der gemeine Memmen-Virus durch die Gänge schleicht.
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