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Mein digitales Ich

Mein digitales Ich

Titel: Mein digitales Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariane Christian u Greiner Grasse
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Smartphone übertragen kann. Einige Dienste bieten neben der grafischen Aufbereitung der einzelnen Schlafphasen auch Handlungsempfehlungen und geben als digitaler Schlaftrainer Tipps für einen erholsameren, längeren und gesünderen Schlaf.
Bewusstsein in Wellenform
    Jeder kennt das Gefühl des eigenen Herzschlags und wie sich Rhythmus und Schlagzahl verändern, wenn dem Körper Kraft, Schnelligkeit oder Ausdauer abverlangt wird. Wenn wir aber unser Gehirn beanspruchen, spüren wir nichts. Zumindest bekommen wir kein direktes Feedback unseres Gehirns, wir erfahren lediglich körperliche oder mentale Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Entspannung oder Verwirrung. Das Gehirn ist also auch in unserer hochtechnisierten und aufgeklärten Welt immer noch ein Mysterium.
    Man kann sich diesem wundersamen Organ jedoch heute auf faszinierende Art nähern. Bis vor wenigen Jahren war das allein Ärzten vorbehalten, die Zugang zu kaum bezahlbar teuren Spezialgeräten hatten. Mit EEG-Headsets von Firmen wieNeurosky oder Emotiv ändert sich das grundlegend. Bereits ab 100 Euro bekommt man Zutritt zum eigenen Gehirn. Mit den kopfhörergroßen Messgeräten lässt sich die elektrische Aktivität des eigenen Gehirns messen und anschließend digital protokollieren. Wirklich interessant werden die EEG-Headsets allerdings erst dank der Visualisierungsfunktion der eigenen Hirnaktivität. Je nach Anspannung oder Bewusstseinszustand erzeugt das Gehirn unterschiedliche elektrische Wellen, die das Headset an Stirn und Schläfe messen kann. Die Daten kann ein gängiger Heimcomputer live in Bilder verwandeln und somit das eigene Bewusstsein visuell erfahrbar machen. Erste praktische Anwendungen zeigen das Potenzial für den Alltag: ein EEG-Fahrradhelm, entwickelt im renommierten MIT Media Lab an der US-amerikanischen Stanford University, leuchtet bei einem konzentrierten Fahrer grün, bei Unsicherheit oder Angst blinken die Lichter rot und warnen somit andere Verkehrsteilnehmer. Dank der Methode des Neurofeedbacks ist zudem auch ein Art »Schreibvorgang« bzw. Trainingseffekt des Gehirns möglich. Durch die visuelle Wahrnehmung der Hirnaktivität und der daraus resultierenden Rückmeldung des eigenen Hirnstrommusters wird die Selbstregulationsfunktion des Gehirns angesprochen. So können Sie beispielsweise Fortschritte bei Entspannungs- oder Meditationsübungen nicht nur visuell erfahren, sondern auch steuern und verstärken. Es ist durchaus vorstellbar, dass Sie durch eine regelmäßige Messung Ihrer Gehirnaktivität herausfinden könnten, zu welcher Tageszeit Sie besonders fokussiert arbeiten können und an welchen Tagen Sie überdurchschnittlich angespannt oder entspannt sind.
    Den Zugriff auf das menschliche Gehirn haben übrigens auch Kunst und Kultur für sich entdeckt. »Das Gehirn ist das einzig wahre Instrument«, schreibt etwa Lee Sankey in seinem Buch Brainstruments, und der Norweger Mats Sivertsen zeigt mit seinem SubCONCH-Projekt, wie er seine Hirnwellen in Töne verwandelt. Er verstärkt das elektrische Signal seines Gehirns, das er per EEG-Headset misst, leitet es an den Computer weiter und sonifiziert die Daten. So werden die eigentlich für den Menschen unhörbaren Frequenzen akustisch wahrnehmbar. Vereinfacht gesagt, macht er seine Gedanken und Gefühle hörbar.
Der digitale Puls
    Sie wissen höchstwahrscheinlich, wie viele Gigabyte Daten auf die Festplatte Ihres Computers passen. Mit wenigen Klicks können Sie auch herausfinden, wie viel Speicher belegt ist, mit wie vielen Takten der Prozessor Ihres Rechners pro Sekunde arbeitet usw. Viele Menschen kennen diese Zahlen sogar auswendig. 500 Gigabyte Festplattenspeicher, 2,5 Gigahertz Prozessorleistung, 100 MBit WLAN-Modul. Andere kennen ihr Auto in- und auswendig: 75 PS, 96 000 Kilometer Laufleistung, 6,5 Liter Benzinverbrauch pro 100 Kilometer. Wir wissen so gut wie alles über die Objekte und Gegenstände, die uns täglich umgeben. Aber wenn es um den eigenen Körper geht, den wir jede Sekunde unseres Lebens mit uns herumtragen, dann sind die Erkenntnisse meist sehr beschränkt. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper beginnt in der Regel erst dann, wennein Defekt auftritt. Wahrscheinlich kennen Sie Ihre Blutgruppe, aber wie sieht es mit dem Puls aus, dem Blutzuckerwert oder der Lungenkapazität? All das sind Werte, die uns doch eigentlich im höchsten Maße interessieren. Das Merkwürdige ist, dass unser Körper all diese Daten zwar ständig produziert, wir aber nur ein

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