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Mein Europa: Mit einem Gespräch mit Joschka Fischer (German Edition)

Mein Europa: Mit einem Gespräch mit Joschka Fischer (German Edition)

Titel: Mein Europa: Mit einem Gespräch mit Joschka Fischer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Schmidt
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ja eben auch unsere Unterschrift steht, hat gezeigt, dass die Gemeinschaft auf den Kreditmärkten der Welt Vertrauen genießt. Insgesamt ist die Leistungsbilanz der Gemeinschaft ausgeglichen. Es gilt jetzt, überall in den Staaten der Gemeinschaft dem konjunkturellen Aufschwung zum Durchbruch zu verhelfen.

Ein großer Europäer ( 1978 )
    1978 erschien im Hanser Verlag die deutsche Übersetzung der Erinnerungen von Jean Monnet. Helmut Schmidt schrieb ein Vorwort, in dem er seiner Dankbarkeit gegenüber diesem großen Europäer Ausdruck gab.
    E s kommt selten vor, dass ein Leben so exemplarisch gerät wie der Lebensweg von Jean Monnet, dessen Erinnerungen jetzt in deutscher Sprache vorliegen. Der große, inzwischen bald neunzig Jahre alte Europäer hat sich von seinen weltweiten politischen Aktivitäten zurückgezogen und lebt wieder in seinem Geburtsort Cognac, wo seine Familie eine Firma betreibt. Er wird als Autor dem weitgespannten Bogen seines Lebens gerecht, der von einer dramatischen politischen Station zur anderen führte. Er versteht es, den Leser an diesen erregenden Abenteuern teilhaben zu lassen.
    Monnet hat als Wegbereiter der europäischen Einigungsbestrebungen große politische Wirkungen erzielt. Aber er hat das fertiggebracht, ohne je ein Politiker im Sinne eines gewählten Mandatsträgers zu sein. Er war nie Regierungschef oder auch nur Minister. Seine wichtigsten Initiativen unternahm er ohne amtlichen Auftrag. Sein einziger Auftraggeber war sein Gewissen, war sein Sinn für das politisch Notwendige und Heilsame, war sein hoch entwickeltes, weit über den nationalen Horizont hinausreichendes Verantwortungsgefühl als Weltbürger. Monnet ist der seltene – man ist fast versucht zu sagen, der einmalige – Fall eines Politikers, der ohne die wichtigste Ingredienz der Politik, der ohne Macht auskam. Er konkretisierte zunächst eine politische Idee bis zu einem hieb- und stichfesten Plan. Dann erst borgte er sich für die Verwirklichung seines Plans die Macht eines Politikers im herkömmlichen Sinn, indem er ihn für seine Vorschläge gewann. So verschaffte er sich für die Montanunion die Macht des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman, dem er dann nach außen die alleinige Vaterschaft überließ. Auf diese Weise lernte die Welt die von Monnet entwickelte Idee einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl nicht als Monnetplan, sondern als Schumanplan kennen.
     
    Wie sah der Lebensweg aus, der diesen eigentümlichen und bedeutenden Mann geformt hat? Die Beantwortung dieser Frage ist nur einer der Inhalte seiner Memoiren.
    Als ihn gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ein amerikanischer Journalist aufsuchte, um seine Lebensgeschichte zu schreiben, stellte sich bei dem Gespräch heraus, dass es eigentlich nicht möglich ist, Monnet in eine der üblichen beruflichen Kategorien wie »Politiker«, »Geschäftsmann« oder »Diplomat« einzuordnen. Der Funktion nach hatte er alle drei Berufe ausgeübt – aber oft nicht in einem herkömmlichen Sinne. In jungen Jahren betätigte er sich als weltweiter Reisender für die von seinem Vater geleitete Branntweinfirma. Der Lebensweg eines Geschäftsmanns schien vorgezeichnet. Und vielleicht wäre es ohne den Ausbruch des Ersten Weltkrieges auch dabei geblieben.
    Monnet war wegen gesundheitlicher Schäden nicht tauglich für den Kriegsdienst. Doch der Krieg inspirierte ihn zu seinem ersten auftragslosen Plan für eine internationale Zusammenarbeit. Nur 25  Jahre alt, war der junge Kaufmann aus dem Provinznest auf eigene Faust zu dem Schluss gekommen, dass die Koordinierung der wirtschaftlichen Kriegsanstrengungen Großbritanniens und Frankreichs unzureichend sei. Er brachte es fertig, bis zum Ministerpräsidenten Viviani vorzudringen. Wenige Wochen später erhielt er den Auftrag, seine Ideen über eine viel engere wirtschaftliche Kooperation der beiden Verbündeten in die Tat umzusetzen. Er wurde zu einer französischen Verbindungsmission nach London geschickt.
    Aus den Erfahrungen, die Monnet im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg bei der Organisierung der kriegswirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Paris und London bis hin zu einem Schifffahrtspool sammelte, entsprangen seine Ideen für die zunächst auf den wirtschaftlichen Sektor beschränkte Einigung Europas. Es wirkte fast wie eine List der Geschichte, dass die gemeinsame britisch-französische Verteidigung
gegen
Deutschland Monnet auf die Versöhnung
mit
Deutschland vorbereitete, die im

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