Mein Ex, der sinnliche Verführer
unser altes Auto. Die Sitze sind viel schöner, und außerdem gibt es ein Fach für Wasser und Cola.“
„Du weißt doch, dass er die Limousine zurückgegeben hat. Momentan ist er beschäftigt. Er hat ein geschäftliches Problem.“
Daniel warf seine Schultasche in den Fußraum.
Caitlyn, die es nicht eilig hatte zurückzukommen, öffnete sie, um sich die Hausaufgaben anzusehen, die ihr Sohn aufbekommen hatte. Eine Kinderzeichnung fiel heraus, die einen Mann, eine Frau und ein Kind zwischen ihnen zeigte. Darunter hatte der Lehrer das Wort Familie geschrieben. Die Frau hatte lange schwarze Haare, der Mann und das Kind hatten grüne Augen.
Caitlyn bekam ein beklommenes Gefühl in der Magengegend. Ohne Zweifel waren das sie, Luke und Daniel.
„Hast du das heute gemacht?“, fragte sie.
„Ja. Wir sollten eine Familie malen.“
„Und wer ist das?“
„Das ist Luke“, erklärte er und zeigte auf den Mann.
„Und die Mutter?“
„Das bist du. Mom, kann Luke mein neuer Daddy werden?“
Caitlyn schluckte. Dann knüllte sie, ohne weiter darüber nachzudenken, das Blatt zusammen und warf es in den Fußraum. „Nein. In hundert Jahren nicht!“
„Aber Mom!“
„Schnall dich an!“
„Aber du hast mein Bild kaputt gemacht!“
Was hatte sie nur getan?! „Tut mir leid. Ehrlich. Ich mache es wieder heil.“ Sie hob es auf und strich es glatt, so gut es ging. Dann gab sie es Daniel zurück.
„Es ist kaputt! Ganz zerknittert!“
„Tut mir leid“, wiederholte sie. „Vielleicht kannst du ein neues zeichnen.“
Als Daniel schwieg, ließ sie den Wagen an und fuhr viel schneller nach Hause als sonst.
„Warum kannst du ihn nicht heiraten?“
„Ich will nicht über Luke reden. Es ist uns auch ohne ihn sehr gut gegangen.“
„Ja … aber trotzdem … Ich finde es gut, wenn du ihn heiratest … Weil ich ihn mag. Sehr sogar. Der Busfahrer sagt sogar, wir sehen uns ähnlich! Und Luke meint, wenn er einen Sohn hätte, dann sollte er so sein wie ich.“
„Das hat er gesagt?“
„Er hat mir erzählt, er könnte keinen Jungen lieber haben als mich.“
Caitlyn schluckte. Das war alles Lukes Schuld! Er hätte eben nicht herkommen dürfen.
Ihr war klar, dass es unfair war, so zu denken, und sie schloss einen Moment die Augen. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Luke und Daniel zusammengehörten. Luke würde einen wunderbaren Vater abgeben. Sie mochte gar nicht daran denken, wie Daniel hinter Robert hergelaufen war, der ihn die meiste Zeit doch nur zurückgewiesen hatte.
Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn Luke sie nicht geküsst oder nicht mit ihr geschlafen hätte. Denn dadurch war ihr nur zu deutlich bewusst geworden, wie sehr sie ihn noch immer liebte.
Aber er gehörte nach London, in die Welt der Reichen und Schönen. Und er brauchte eine Frau, die zu ihm passte. Sie, Caitlyn, konnte das nicht sein, egal, wie sehr sich nach ihm sehnte.
Luke war in eine gesellschaftliche Position aufgestiegen, die eine echte partnerschaftliche Ehe zwischen ihnen unmöglich machte.
Wie sollte sie nur darüber hinwegkommen?
Indem sie immer nur von einem Moment auf den nächsten, von einem Tag zu anderen lebte, bis die Schmerzen eines Tages vorüber wären.
Unauffällig wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
In was für eine Situation hatte sie sich da nur gebracht?!
„Habt ihr euch gestritten?“, fragte Daniel beim Essen. Es gab Hähnchen mit Kartoffelbrei.
Caitlyn saß kerzengerade am Tisch, Luke ihr gegenüber.
Es herrschte eine unangenehme Stille.
„Aber nein“, sagte sie schließlich, da Luke schwieg.
„Warum redet ihr dann nicht miteinander? Und wieso hast du mein Bild zerknüllt?“
Luke sah sie streng an und sagte dann ruhig zu Daniel: „Vielleicht weil ich deine Mom gefragt habe, ob sie mich heiraten will.“
Caitlyn verschlug es die Sprache.
„Wirklich? Das ist ja großartig.“ Daniel konnte mit seiner Begeisterung kaum an sich halten. „Sagst du Ja, Mom? Das tust du doch, oder?“
„Ich fass es nicht!“, stieß Caitlyn hervor. „Wie konntest du das tun! Du hast kein Recht, ihn da mit hineinzuziehen.“
„Warum nicht?“
„Dass du das überhaupt fragst! Er ist doch noch viel zu klein!“
„Es ist eine Familienangelegenheit, und er ist ein Familienmitglied. Ein sehr wichtiges sogar.“
„Aber Mom, ich habe dir doch schon gesagt, dass ich Luke als neuen Daddy will!“
„Dann ist es also entschieden“, erklärte Luke. „Du bist überstimmt,
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