Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Darüber mussten alle so sehr lachen, dass die beiden Männer sie recht unsanft hinab auf den Rasen beförderten. Joe brach neben ihr zusammen. Er war vor Anstrengung knallrot im Gesicht.
„Ich bin echt nicht mehr zwanzig“, gab er widerwillig zu.
„Kevin auch nicht“, antwortete sie.
Er sah sie stirnrunzelnd an. „Wenn wir hier schon Seitenhiebe verteilen, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass Steph ein wenig leichter ist als du.“
„Nächstes Jahr setzen wir dich auf Kevins Schultern, und Steph spielt mit Joe. Dann gleicht sich das wieder aus“, sagte Leo.
Ihr Lächeln gefror.
Nächstes Jahr?
Es würde kein nächstes Jahr geben. Genau das hatte sie befürchtet, bevor Joe und sie überhaupt miteinander geschlafen hatten. Seine Familie hielt sie für ein Paar. Und zu allem Überfluss glaubte Joes Vater außerdem, dass sie in einem Jahr noch immer ein Paar sein würden.
„Zeit für die Mittagspause“, verkündete Mary, und alle stürzten sich auf die Kühlboxen im Schatten.
„Er hat sich nichts dabei gedacht“, flüsterte Joe ihr zu.
„Ich habe dich gewarnt, und jetzt ist es passiert. Alle denken, dass wir zusammen sind.“
„Was ist denn dabei? Ich habe mich schon früher mal von einer Frau getrennt, und meine Familie hat das überlebt. Und ich bin mir sicher, dass alle es auch diesmal überstehen werden.“
Es war aber auch nicht nötig, dass Joe es jetzt so darstellte, als wäre sie ganz einfach loszuwerden. Keri erwiderte: „Nebenbei bemerkt: Selbst wenn ich nächstes Jahr hier wäre, würde ich nie wieder Volleyball mit euch spielen.“
Er stand auf und griff nach ihrer Hand, um ihr auf die Füße zu helfen. „Nächstes Jahr? Das war erst das erste Spiel des Tages, Baby. Wir nennen es nicht umsonst das jährliche Kowalski’sche Volleyball-Todesmatch der Verdammnis.“
„Ich hasse dich.“
Joe dachte gerade darüber nach, wie er Keri möglichst unauffällig von seiner Familie loseisen konnte. Doch in dem Moment setzte sich sein Vater mit einer Bemerkung richtig in die Nesseln.
„Was habe ich da gehört? Ihr wollt noch ein Kind?“, rief Leo so laut, dass er auf dem gesamten Zeltplatz zu hören war.
„Oh Gott, bitte nicht noch so ein Spruch“, murmelte Danny.
Mike wurde stocksteif, während Lisa ihrem Schwiegervater ein unsicheres Lächeln zuwarf und erwiderte: „Wäre es nicht schön, noch eine Enkeltochter zu haben? Dann wären die Enkelsöhne nicht ganz so sehr in der Überzahl.“
Joes Vater kam nicht einmal dazu, auch nur den Mund aufzumachen, denn da rief Mike schon barsch: „Nein!“
„Aber wir haben vier …“
„Nein.“ Mike stand auf und warf seinen Pappteller ins Feuer. „Wir sind durch mit dem Thema, Lisa.“
„Vielleicht sollten wir …“
„Ich bin durch. Und du solltest dankbar sein, dass wenigstens einer von uns bei klarem Verstand ist.“
Er marschierte zu ihrem Caravan, und Lisa lief ihm hinterher. Joe war überrascht: Normalerweise hielten die beiden sich vor den Kindern zurück.
„Ich möchte so gerne noch einmal ein Baby bekommen“, meinte Lisa. „Nachdem unsere Kinder nun älter sind, bin ich …“
Mike unterbrach sie: „Was erträgst du bitte nicht daran, dass die Jungs älter werden und wir mehr Freiheiten haben?“
„Dass du dann keinen Grund mehr hast, bei mir zu bleiben.“
Joe zuckte zusammen. Mike hatte Lisa damals geheiratet, weil sie mit Joey schwanger gewesen war. Das war kein großes Geheimnis, aber auch nicht gerade ein Thema, um es beim Essen mit der Familie zu erörtern.
„Machst du Witze?“ Mike wurde lauter, weshalb seine Mutter ebenfalls aufstand, um im Notfall eingreifen zu können. „Denkst du im Ernst, ich würde dich verlassen, sobald du kein Baby mehr mit dir herumtragen musst?“
„Du wolltest mich doch gar nicht heiraten. Alle wissen das.“
Blitzschnell widmete sich das gesamte Camp hektisch irgendwelchen Aktivitäten. Wie von Zauberhand hatte Terry plötzlich Eis und verteilte es an die Kinder, um sie abzulenken. Leo und Mary liefen zu Lisa und Mike, und ein Gerangel entstand darum, wer wem zuerst eine Ohrfeige verpassen durfte. Keri entfernte sich still und leise von der Gruppe, während die arme Steph weinte. Zweifellos hatte es Terrys Tochter zutiefst erschüttert, dass noch eine der scheinbar stabilen Beziehungen ihrer Vorbilder in sich zusammenbrach.
Alle erstarrten, als Mike plötzlich einen frustrierten Schrei ausstieß und auf den Camper einschlug. In Sekundenschnelle war Joey auf den
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