Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
wegging. Doch sie beherrschte sich und ließ die Hände in den Taschen. Um Evan weiter entgegenzukommen, war sie noch immer zu verletzt.
Als er sich von ihr löste, hörten sie Schritte auf dem Sandweg. Steph war zurück. Schnell wischte Terry sich eine Träne aus dem Auge. Evan nahm seine Cola entgegen und verabschiedete sich von ihrer Tochter.
„Wir sehen uns, Terry.“ Mehr sagte Evan nicht zu ihr, bevor er einstieg.
Steph und Terry schauten seinem Wagen hinterher, bis er vom Weg auf die Straße einbog. Terry legte ihrer Tochter den Arm um die Schultern. Zum ersten Mal seit langer Zeit wand Steph sich nicht aus ihrer Umarmung.
„Die anderen fahren alle wieder ins Gelände“, meinte Terry. „Willst du mit, oder hast du genug nach dem Ausflug mit deinem Vater?“
Steph zuckte die Achseln. „Unten im Laden gibt es einen neuen Film mit Sandra Bullock. Wollen wir den ausleihen, uns ein Eis holen und heute mal faul sein?“
Terry hätte ihre Frustration am liebsten bei einer wilden Fahrt mit dem Quad rausgelassen. Doch sie drückte ihre Tochter an sich und sagte: „Klingt super.“
Joe fand es ausgesprochen bedauerlich, dass Keri auf dem falschen Bett lag. Mit ihrem Seesack im Rücken und ihrem Kopfkissen darüber saß sie in der unteren Koje des Etagenbetts und kritzelte emsig in ihr Notizbuch. Wahrscheinlich rief sie sich gerade ihr Gespräch im Restaurant wieder ins Gedächtnis – unter anderem seine lahme Antwort auf die Frage nach dem Team, das für seinen beruflichen Erfolg verantwortlich war: sein Lektor, sein Agent, sein Verleger und andere.
Joe arbeitete ebenfalls. Dazu hatte er sich auf das große Bett gesetzt und balancierte den Laptop auf den Knien. An diesem Tag waren sie über sechzig Kilometer mit den Quads gefahren. Seine Familie erholte sich draußen von den Strapazen, während Keri und er sich entschuldigt hatten, weil sie vor dem Abendessen noch ein wenig schreiben wollten.
Er hatte gehofft, sie würden aneinandergekuschelt im Bett arbeiten. Doch noch während sein Laptop hochgefahren war, hatte Keri es sich bereits in der unteren Koje bequem gemacht. Jetzt saß er also auf dem großen Bett und versuchte, sich eine Kampfszene auszudenken, bei der einer der Kontrahenten unsichtbar war. Das war viel schwieriger, als er gedacht hatte.
Eine halbe Stunde später legte Keri Notizblock und Bleistift auf den Nachttisch und streckte sich auf ihrer harten Matratze aus. „Ganz unter uns, willst du mir nicht erzählen, warum Lauren Huckins dich wegen psychischer Grausamkeit verklagt hat?“
Hallo, was war denn jetzt los? Joe fixierte den Bildschirm, damit Keri nicht mitbekam, wie sehr die Frage ihn aufwühlte. „Ich dachte, Frauen mögen es nicht, wenn man mit ihnen über seine Exfreundinnen redet?“
„Falsch. Neue Freundinnen mögen es nicht, wenn man über Exfreundinnen redet.“ Sie drehte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand. „Ihr habt euch doch bei einer Signierstunde in dem Buchladen kennengelernt, in dem sie angestellt war. Ihr seid nach ein paar Dates zusammengekommen, habt euch bei ein paar öffentlichkeitswirksamen Partys und Events sehen lassen, und dann ist irgendetwas schiefgegangen. Am Ende hast du ihr eine nicht unerhebliche Summe gezahlt und bist zum Einsiedler geworden.“
„Ich bin kein Einsiedler“, protestierte er – hauptsächlich, um einen Moment zum Nachdenken zu haben.
Er dachte nicht gern an Lauren und sprach nie darüber, was zwischen ihnen vorgefallen war. Nur wenige Menschen – nämlich seine Familie – wussten Bescheid.
„Öffentlichkeitsscheu dann eben“, entgegnete sie. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie du einer Frau einen psychischen Schaden zufügen kannst, der einen solchen Betrag wert ist. Angeblich hast du mehrere Millionen Dollar Schmerzensgeld gezahlt. Ich … Ich würde es einfach gerne wissen.“
Konnte sie die Sache nicht auf sich beruhen lassen? Es war eine der größten Demütigungen seines Lebens gewesen. Der letzte Mensch, mit dem er darüber reden wollte, war die Frau, mit der er sich heimlich eine Beziehung wünschte.
Andererseits malte sich Keri das Ganze möglicherweise noch wesentlich schlimmer aus, als es tatsächlich gewesen war. Ihm war es lieber, sie hielt ihn für einen Versager und nicht für ein mieses Schwein.
„Ich habe meinen Heiratsantrag zurückgenommen“, erklärte er endlich. Dabei starrte er den Ventilator an der Decke an.
„Du hast Lauren Huckins eine Wagenladung Geld bezahlt, weil du
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