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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verschwand?«
    »So ist es.«
    »Vielleicht hat sie Dreck am Stecken. Manche wollen ja mit der Polizei nichts zu tun haben.«
    »Daran habe ich auch gedacht.«
    »Sie kann auch eine Dirne sein, die aus der Großstadt hergekommen ist. Eine besonders raffinierte Carmen, wenn ich da mal an die Oper denken darf.«
    »Das kann auch sein.«
    Der Spanier beugte sich vor. »Im Vertrauen, Kollege, haben Sie diese Frau sehr nahe kennengelernt?«
    »Dazu ist es glücklicherweise nicht gekommen. Wir waren allerdings nicht weit davon entfernt. Ich würde es mehr als einen lavaheißen Flirt bezeichnen.«
    Sanchez lachte. »Das ist gut, Señor, wirklich.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Aber wer, zum Teufel, ist der dreifache Mörder?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Eben.«
    Mir wollte der Kellner Juan nicht aus dem Sinn. Er schien Lavinia di Luna besser zu kennen. Zwar war er jünger als sie, irgendetwas jedoch mußte die beiden verbinden. Ich dachte an eine entfernte Verwandte oder eine gute Bekannte.
    »Sie denken an etwas, Senor?« sagte Sanchez.
    »So ist es.«
    »Darf ich teilhaben an Ihrem Gedankenspiel?«
    Ich lächelte knapp. »Sie dürfen.« Zunächst zündete ich mir eine Zigarette an. Dann kam ich zur Sache und sprach vor allen Dingen über Juan, den jungen Kellner.
    Sanchez ließ mich nicht ausreden. Mitten im Satz unterbrach er mich.
    »Das ist er, Senor!«
    »Wer ist das?«
    »Der Neffe der Toten!«
    Ich nahm eine gespannte Haltung ein. »Noch mal!«
    »Si, wie ich Ihnen sagte. Das ist der Neffe, mit dem wir auch gesprochen haben. Er hat uns doch alarmiert, weil er überall das Blut auf dem Speicher gesehen hat.«
    Ich verstand, nur begriff ich die Zusammenhänge nicht. Lavinia di Luna, Juan und die drei Leichen. Existierte zwischen ihnen eine Verbindung?
    Gab es da einen roten Faden?
    »Wo ist der Kellner jetzt?« fragte ich den Offizier.
    »Ein paar Räume weiter. Wir haben ihn verhört und erst einmal in Ruhe gelassen.«
    »Das war vernünftig. Trotzdem möchte ich gern mit ihm reden. Darf ich das, Kollege?«
    Sanchez lachte. »Wenn Sie mit dazu beitragen, daß dieser verteufelte Fall gelöst wird, ist mir alles recht, Señor Sinclair. Alles, verstehen Sie?«
    »Natürlich.« Die nächste Bemerkung murmelte ich vor mich hin. »Lavinia di Luna — wer ist sie? Sie ist plötzlich da, taucht wie aus dem Nichts auf und verschwindet ebenso schnell wieder. Capitán, können Sie das Rätsel lösen? Schaffen Sie es?«
    »Nein, ich kenne die Person nicht. Aber ich werde nach ihr fahnden lassen. Mordverdacht, das macht sich gut.«
    »Sie steht also Ihre Meinung nach unter Verdacht?«
    »Jeder ist verdächtig.«
    »Den Spruch kenne ich«, sagte ich abwinkend. »Ich wäre dafür, daß Sie nicht nach ihr fahnden.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil sie etwas von mir will. Sie ist zu mir gekommen, sie ist wieder gegangen. Wie ich diese Person einschätze, wird sie auch weiterhin zu mir kommen und nichts dem Zufall überlassen.«
    »Nun ja, wenn Sie das sagen.«
    »Ich glaube fest daran. Für mich ist Juan wichtig. Er ist die Spur, kann ich mir vorstellen.«
    Sánchez verzog die Lippen und strich mit der Handfläche über seine dunklen Bartschatten. »Spur ist vielleicht etwas zuviel gesagt. Wir haben ihn verhört, herausfinden konnten wir nichts. Der Junge weiß einfach gar nichts. Erstand zudem noch unter Schockwirkung. Ich sehe die Sache nicht so opti mistisch wie Sie, Señor.«
    »Ich sollte vielleicht mit ihm irgendwo hingehen«, murmelte ich. »Man muß in Ruhe mit ihm reden.«
    »Meinen Segen haben Sie.«
    »Gut.« Ich nickte Sánchez zu und schob meinen Stuhl zurück, bevor ich mich erhob. »Wenn Sie noch so nett wären und mich zu Juan führen würden…?«
    »Selbstverständlich. Kommen Sie mit, Señor Sinclair. Über jeden Helfer freuen wir uns.«
    Wir verließen das Büro und gingen durch einen engen Gang. Vor einer schmalen Tür blieben wir stehen. Sánchez öffnete sie. Ein Kollege mit unterem Dienstgrad stand im Innern neben der Tür und nahm Haltung an, als wir den Raum betraten.
    Juan, der Kellner, saß totenbleich auf einem Feldbett, das Linter einem viereckigen Fenster stand. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Aus leeren Augen starrte er die Decke an, wo Fliegen ihre dunklen Spuren hinterlassen hatten.
    »Juan?« Sánchez mußte ihn zweimal ansprechen, bevor der Junge uns anblickte.
    Ich hatte ihn noch vom gestrigen Abend her in Erinnerung und wunderte mich über sein Aussehen. Juan

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