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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nahm die Ratten und Mäuse an sich. Ich… ich hörte sie schmatzen, wenn sie die Tiere aß. Ich vernahm auch das Knacken der Knochen. Es war einfach schlimm…«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Es ging einige Wochen gut. Eines Tages hatte sie genug. Da erklärte sie mir, daß sie wieder die alte wäre. So wie früher. Sie verstehen?«
    »Allmählich. Sie kam also frei.«
    »Klar.«
    »Dann mordete sie!«
    Juan wischte Schweiß von seinen Wangen. »Ja, sie mordete«, flüsterte er. »Ich weiß, daß sie die drei Menschen auf dem Gewissen hat. Auch meine Tante, die ihr nichts getan hat.«
    »Haben ihr die anderen etwas getan?«
    »Das kann ich nicht sagen, das weiß ich überhaupt nicht. Aber meine Tante hat ihr nichts getan. Sie hat Lavinia di Lima nicht einmal gekannt. So war es doch.«
    »Es muß doch ein Motiv gegeben haben, weshalb deine Tante umgebracht worden ist.«
    Juan hob die Schultern und rutschte dabei auf der Stuhlfläche hin und her.
    »Wie war sie zu dir?«
    »Sie bezeichnete mich als ihren Freund. Als den Menschen, auf den sie sich verlassen konnte.«
    »Das habe ich gemerkt. Als du serviertest, streichelte sie dich.«
    »Das war mir unangenehm.«
    »Kann ich mir denken. Seit wann bist du sicher, daß sie die Mörderin ist?«
    »Seit dem Tod meiner Tante.«
    Ich hatte mir das Wasser eingeschenkt und trank es in kleinen Schlucken. Die Perlen zerplatzten auf meiner Zunge. Nachdenklich schaute ich gegen die braune Tischplatte. An der Theke lachten die beiden älteren Gäste. In dieses Lachen hinein hörte ich das Klirren der Gläser, als sie anstießen. Von der Straße her drangen die Geräusche nur sehr schwach in das Innere.
    »Wo kann sie jetzt sein?«
    »Das frage ich mich auch.«
    »Hast du wirklich keine Idee, Juan?«
    »Na ja, es könnte sein, daß sie sich, wenn sie nicht gesehen werden will, in ihr Versteck zurückzieht.«
    »Du denkst an den Schacht?«
    »Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Ich nickte ihm zu. »Ja, ich finde auch. Vielleicht sollten wir uns den Schacht genauer ansehen.«
    Juan erschrak tief. »Sie… Sie wollen hingehen?«
    »Selbstverständlich. Ich möchte gern den Flirt mit der Blutfrau fortsetzen, wenn es möglich ist.«
    »Die wird Sie töten!«
    »Das ist noch nicht sicher.«
    Juan war nervös geworden. »Ich weiß nicht«, flüsterte er, »ich weiß nicht, ob ich das machen kann. Es ist nicht leicht. Lavinia ist sehr gefährlich. Sie nimmt keine Rücksicht. Sie ist brutal, sie…«
    »Ich kann auch hart sein.«
    »Wie schätzen Sie die Frau denn ein?«
    »Das ist sehr schwer, Juan. Ich weiß nicht, ob es sich bei ihr um einen Zombie handelt oder um einen Vampir…«
    »Nein, kein Vampir. Sie hat keine Dracula-Zähne.«
    »Ich weiß.«
    »Sie muß sich von dem Blut deshalb ernährt haben, damit sie die Frische zurückbekommt. Schönheit und Jugend, das ist es doch. Vielleicht war sie früher einmal so schön wie jetzt. Das ist dann verlorengegangen. Ihre Hand jedenfalls war furchtbar. Sie sah so klauenartig aus, als gehörte sie einer Toten.«
    »Du hast sonst nie etwas von ihr gesehen?«
    »Nein.«
    »Das wird sich ändern.« Ich nickte mir selbst zu. »Wie wäre es, wenn wir jetzt losgehen?«
    Die Antwort kam spontan. »Das geht nicht. Nein, das geht auf keinen Fall. Das ist nicht möglich.«
    »Nenne mir den Grund?«
    »Ich… ich habe noch zu tun, verstehen Sie? Ich muß mich um eine Vertretung bemühen, sonst bin ich meine Arbeit los. Ich will auch noch kurz nach Hause.«
    »Schlag eine andere Zeit vor.«
    »Am Abend. Kurz bevor es dunkel geworden ist. Wir treffen uns hier. Gegen achtzehn Uhr.«
    »Wirklich nicht früher?«
    »Nein!« rief er, »nein!«
    Ich war einverstanden. »Und gib auf dich acht, mein Junge«, sagte ich warnend, bevor ich die Rechnung beglich.
    »Das verspreche ich, Señor…«
    ***
    Zwanzig Minuten später!
    Juan stand vor dem Haus, das seiner Tante gehört hatte und in dem auch er wohnte.
    Der Junge war immer gern an diese Stätte zurückgekehrt. Er hatte es auch gern betreten, jetzt aber schlich er um das schiefe Gebäude herum wie ein Dieb in der Nacht.
    Nachbarn sahen ihn und sprachen ihn an. Sie drückten ihr Beileid aus. Juan schüttelte den Kopf. Er wollte einfach nichts davon hören. Er wollte nicht reden. Das Alleinsein war für ihn jetzt wichtiger. Die Fragen der Nachbarn beschleunigten seinen Entschluß, das Haus zu betreten. Beinahe hastig schloß er auf. Ebenso hastig drückte er auch die Tür auf und anschließend wieder

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