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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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gerechtfertigt hätte. Wie sollten sie uns für ein Out 2D bestrafen und anschließend unser Zusammensein gutheißen? Stattdessen schienen sie die Absicht zu haben, uns voneinander getrennt zu halten, bis ich aufgab. Doch meine Hartnäckigkeit dürfte ihnen inzwischen gezeigt haben, dass es dazu nicht kommen würde.
    Am Ende wandte ich mich aus lauter Verzweiflung und Niedergeschlagenheit erneut hilfesuchend an Mr. H. Es dauerte nicht lange, und unser Gespräch eskalierte in einen wilden Streit. Wir schrien einander an, bis sie mir wieder die Tür vor der Nase zuschlug. Also rammte ich sie ein zweites Mal ein, obwohl sie gerade erst repariert worden war. Wenige Minuten später packten mich drei Sicherheitsleute an Armen und Beinen, schleppten mich in einen kleinen Raum und hielten mich dort fest. Ich versuchte mit allen Mitteln, mich loszureißen. Als ich einen von ihnen in die Hoden trat, wäre ich sogar fast entwischt.
    Mein aufsässiges Verhalten musste wohl nach oben weitergemeldet worden sein, denn zwei Tage später erhielt ich einen Anruf von Greg Wilhere, einem der führende Köpfe im RTC , der sich bereits auf den Weg vom Int zu mir gemacht hatte. Er bot mir einen Deal an: Wenn ich damit aufhörte, ständig durchzudrehen, würde er mich mit Dallas sprechen lassen. Ein paar Minuten später löste er seinen Teil der Abmachung ein. Ich hatte Dallas am Telefon.
    Der Schwall an Gefühlen, der mich in diesem Moment überkam, war zusammen mit meiner völligen Erschöpfung einfach zu viel für meine Selbstbeherrschung. Ich brach in Tränen aus. Auch Dallas schien dem Weinen nahe, aber irgendetwas am Ton seiner Stimme klang falsch. Alles, was er sagte, wirkte höchst merkwürdig und wohl abgewogen. Zwischen den Sätzen entstanden außerordentlich lange, auffällige Pausen. Mir war sofort klar, dass jemand neben ihm stand und ihm seine Antworten vorsagte. Bei Leuten, die in Schwierigkeiten steckten, wurde diese Praxis häufig angewandt. Mich machte sie nur noch wütender. Ich bestand auf ein persönliches Treffen. Es regte mich furchtbar auf, dass sie uns wie ihr Eigentum behandelten.
    »Sag mir, wo du bist«, forderte ich ihn auf.
    »Das kann ich nicht, Jenna«, sagte er nach langer Pause. »Ich absolviere gerade ein Programm. Es geht Schritt für Schritt voran. Wenn ich damit fertig bin, können wir wieder zusammen sein, heißt es.«
    »Und du glaubst das?«, fragte ich.
    »Ich denke, es besteht die Chance. Mehr bleibt mir im Moment nicht übrig.« Seine Antwort klang hoffnungslos.
    »Sag mir einfach, wo du steckst«, bettelte ich. Nach all den Kämpfen war ich nicht bereit, mich auf eine minimale Chance zu verlassen. Er blieb hart.
    »Ich kann dir nicht sagen, wo ich bin.«
    Ein Riesenzorn stieg in mir auf. Ich hatte so viel riskiert, um ihn zu finden, und nun schien seine Loyalität mehr der Church als mir zu gelten. Es machte den Eindruck, als hätte sie trotz meiner enormen Anstrengungen gewonnen. Er war ihre Marionette, und sie schienen mir ihren Sieg mit Freude vorzuführen.
    Verzweifelt und hysterisch nahm ich das Telefon und kletterte damit auf das Fensterbrett.
    »Hör mir gut zu, Dallas, und wer sonst noch hier mithört – wenn ich nicht sofort erfahre, wo du steckst, werde ich aus diesem Fenster im vierten Stock springen. Ich meine es ernst.«
    »Ich kann es dir nicht sagen, Jenna!«, rief er.
    Während ich dort auf dem Fenstersims stand und auf die Autos hinuntersah, die vier Stockwerke tiefer vorbeirauschten, konnte ich nicht fassen, dass es so weit gekommen war. Es dämmerte bereits, der Wind zerrte an meinem Pullover, und die Straßenlichter unter mir verschwammen zu einem vagen Brei. Über nichts hatte ich die Kontrolle. Die Möglichkeit, mir das Leben zu nehmen, änderte daran etwas. Ich wusste, wie sehr die Church die Folgen fürchtete, wenn jemand unter ihrer Obhut starb oder Selbstmord beging. Besonders nach dem Fall Lisa McPherson konnten sie sich eine weitere PR -Schlappe nicht leisten und würden wahrscheinlich alles dafür tun, sie abzuwenden. Es war mein allerletzter Versuch zurückzugewinnen, was sie mir weggenommen hatten, indem ich das einzige Druckmittel einsetzte, das ich in meinen Augen noch besaß: mein Leben, gemeinsam mit ihrer Panik vor schlechter PR .
    Und trotzdem weigerte sich Dallas immer noch, mir seinen Aufenthaltsort zu verraten. Ich legte auf. Sofort rief Mr. Wilhere jemand anderen im Büro an, um sich zu erkundigen, was geschah. Er ließ mir ausrichten, dass Dallas jetzt

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