Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Projekte waren technischer Natur, zum Beispiel reparierten wir den Brunnen auf dem Grundstück. Ich fuhr mit ihm auf dem Motorrad zur Baustelle, saß neben ihm und reichte ihm das Werkzeug. Es war viel entspannter als die normalen Decks, bei denen man ständig unter Druck stand, sich schnell zu bewegen und Leistung zu erbringen. Das hier konnte man eigentlich kaum Arbeit nennen.
Es gefiel mir, mit Teddy zusammen zu sein. Er stellte mir Fragen zu Florida, wo er geboren worden war. Dann erzählte er mir, dass er sehnsüchtig auf seinen Abschluss bei der Cadet Org wartete, um endlich eine Freundin haben zu dürfen. Manchmal kletterten wir auf die Berge am Fluss, um den Sonnenuntergang zu sehen, oder wanderten zu einem herrlichen Wasserfall. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, wie schön das Land der Ranch war, da ich nie Zeit gehabt hatte, es mir wirklich anzusehen. Teddy wurde mein Freund, obwohl er mich als Freund meines Bruders wohl eher als lästige kleine Schwester hätte betrachten können.
Meine Freundin Eva fing an, Bemerkungen darüber zu machen, wie nett Teddy zu mir war. Sie schien eifersüchtig zu sein. Ich fand das seltsam, weil sie, so weit ich wusste, nichts mit Teddy zu tun hatte. Die meisten Mädchen auf der Ranch schwärmten etwas für Teddy. Als ich noch jünger war, tat ich das auch, aber eigentlich war er viel zu alt für mich und eher so etwas wie ein Bruder. Ehrlich gesagt, mochte ich einen anderen Jungen in meinem Alter, Corwin, mehr. Er mochte mich ebenfalls und kam manchmal abends in meinen Schlafsaal, um sich mit mir zu unterhalten. Wir saßen in der Kurszeit einander gegenüber, und manchmal waren wir während der Mahlzeiten zusammen. Wenn er auf der Rampe vor dem Big House Skateboard fuhr, sah ich ihm zu und flirtete ein wenig mit ihm.
Ein paar Monate hatten Teddy und ich zusammen Decks-Projekte, aber eines Tages sah ich, wie er beim Appell abgeführt wurde. Das sah nach Ärger aus. Davor hatte ich gesehen, wie Eva in Zivilkleidung von einem Erwachsenen zum Cottage geführt worden war. Es war nie ein gutes Zeichen, an einem Wochentag in Zivil gesehen zu werden. Als Nächstes beobachtete ich, wie Teddy, auch in Zivil, zu einem anderen Gebäude gebracht wurde, und zwar von Rosemarys Sohn Mike, der mittlerweile ebenfalls auf der Ranch arbeitete. Ich wusste nicht, was passiert war, aber es sah so aus, als hätten sie gemeinsam etwas verbrochen. Erst später beim Decks-Appell hörte ich wieder davon, als die Leiterin der Abteilung Inspections and Reports der CMO International auf der Ranch auftauchte. Sie war für die Disziplin zuständig und hatte großen Einfluss. Beim Appell verkündete sie in sehr ernstem Ton, dass Eva und Teddy eines Vergehens bezichtigt wurden, das als Out 2D bezeichnet wurde, wobei 2D die Kurzform für die zweite Dynamik war. Out 2D, oder Vergehen in der Zweiten Dynamik, waren alle körperlichen Beziehungen, die über Küssen hinausgingen. Das war ein sehr schwerer Vorwurf.
Diese Anklage ging zurück auf die acht Dynamiken, die man bei Entscheidungen berücksichtigen sollte. Da die zweite Dynamik die Familie, private Beziehungen, Sex und Kinder umfasste, hieß 2D, dass Eva und Teddy etwas sexuell Unethisches getan hatten, was gegen den Kodex der Gruppe verstieß.
Ich hatte Angst um sie, denn sie würden wahrscheinlich schwer bestraft werden. Während ich mich noch fragte, was sie wohl erwartete, verkündete die Leiterin der Inspections noch weitere schockierende Neuigkeiten: Justin hatte von der Beziehung gewusst, sie aber nicht gemeldet. Das bedeutete, dass er dieselbe Strafe wie Eva und Teddy bekommen würde. Justin behauptete zwar steif und fest, nichts davon gewusst zu haben, aber sie glaubte ihm nicht und warf ihn aus der Versammlung.
Die nächsten Tage waren die reinste Hexenverfolgung, bei der jeder Angst hatte, er würde als Nächster an die Reihe kommen. Die Inspekteurin der Int blieb auf der Ranch, führte Meter-Checks durch und konfrontierte uns mit Berichten über unethisches Verhalten. Sie zwang viele, Berichte über jede 2D-Aktivität zu verfassen – inklusive Flirten –, die sie selbst unternommen oder mit angesehen hatten. Wir waren so jung, dass wir kaum wussten, was Flirten eigentlich bedeutete, daher war es für uns schon fragwürdig und unakzeptabel, für jemanden zu schwärmen oder Zeit mit ihm zu verbringen.
Ich wurde ebenfalls mit ein paar Berichten konfrontiert, in denen ich beschuldigt wurde, mit Corwin geflirtet zu haben. Obwohl ich
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