Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Erwachsenengespräche verstehen?«
»Äh, manchmal, aber nicht immer«, antwortete ich.
Da strahlte er mich an, und als alles mit dem Video in Ordnung war, sahen wir den Film.
Innerhalb der nächsten Wochen sahen wir alle drei Teile der Star Wars- Trilogie, einen davon auch in Moms Wohnung. Onkel Dave und Tante Shelly fanden mein Zimmer toll. Onkel Dave lieh sich von mir sogar etwas aus meiner CD -Sammlung. Ich fand es ziemlich cool, dass er sich Musik von mir leihen wollte. Ein paar Tage später bekam ich sie zurück.
Für größere Events kam auch mein Vater öfter zur Flag. Eines Abends, als wir hinter der Bühne zusammen waren, bekam ich zufällig mit, wie Onkel Dave über eine Panne redete, die es bei diesem Event mit dem Soundsystem gegeben hatte. Kurz darauf befahl er barsch drei Tontechniker zu sich, die für die Show eigens von der Int hergeflogen waren. Als sie das Zimmer betraten, wirkten sie ziemlich eingeschüchtert, als befürchteten sie etwas Schlimmes. Ich wusste, dass sie wahrscheinlich mit einem Severe Reality Adjustment zu rechnen hatten, was nichts anderes hieß, als dass sie heftig angeschrien wurden.
Mein Dad brachte mich fort, damit ich nichts davon mitbekam. Als ich ihm erklärte, ich wüsste, was jetzt geschehen würde, fiel meinem Vater darauf keine Erwiderung ein. Er wusste eindeutig nicht, wie oft wir auf der Ranch angebrüllt wurden. Ich hatte noch nie mitbekommen, wie Onkel Dave jemanden zusammenstauchte, konnte mir aber vorstellen, dass es ziemlich hart war. Ein paar Minuten später kam jemand aus dem Raum in den Flur und meldete, wir könnten wieder hineingehen. Die drei Männer waren nicht mehr da, und Onkel Dave begrüßte mich so, als wäre nichts gewesen.
Es war schwer für mich, den Eindruck, den andere von Onkel Dave und Tante Shelly hatten, mit dem in Einklang zu bringen, wie sie mich behandelten. Mir gegenüber waren sie immer freundlich, ja sogar liebevoll. Ich genoss es, mit ihnen zusammen zu sein, weil ich dann das Gefühl hatte, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich merkte aber, dass die anderen sowohl vor Onkel Dave als auch vor Tante Shelly Angst hatten. Sie hatten so viel Macht, dass die meisten wahrscheinlich davon eingeschüchtert waren. Da ich das mitbekam, achtete ich in ihrer Gegenwart immer besonders darauf, was ich sagte und tat. Mir gegenüber verhielten sie sich freundlich, daher verstand ich nicht ganz, warum die anderen immer so ängstlich wirkten.
Wenn Onkel Dave und Tante Shelly in der Stadt waren, verbrachten sie ihre Freizeit normalerweise mit Mom und mir. Wir gingen zum Minigolf oder zu einem Hockeyspiel. Ich sah Tante Shelly immer zu, wenn sie sich zurechtmachte. Wenn sie sich schminkte, fragte ich sie zum Beispiel, wozu sie den Konturenstift brauchte, und sie erklärte, dass in ihrem Alter die Konturen der Lippen verblassten und nachgezogen werden müssten. Sie sagte auch, ich sei noch jung und hübsch und müsste mich nicht schminken.
Als ich ein anderes Mal in ihrer Wohnung war, kam auch Tom, weil er sich um ein Problem mit dem Telefon kümmern sollte. Sie befahl Tom, dafür zu sorgen, dass die Leitungen in ihrer Wohnung funktionierten. Denn es sei jetzt schon mehrfach vorgekommen, dass sie mit Kelly Preston oder John Travolta telefoniert hätte und gleichzeitig jemand anderes in der Leitung gewesen wäre. Auch Kelly hatte es bemerkt und gefragt, ob das etwa eine Sicherheitslücke sei.
Es war nicht das erste Mal, dass ich von einer undichten Stelle im Sicherheitssystem hörte. In meinem LOC gab es einen Mitstudenten, der früher in der Sea Org gearbeitet hatte, jetzt aber öffentlicher Scientologe war. Er hatte mir erzählt, dass er wegen einer Sicherheitslücke in ernste Schwierigkeiten geraten war. Ihm war vorgeworfen worden, er hätte den Medien gegenüber verraten, dass Tom Cruise Scientologe war. Er erklärte mir, er habe zwar über seine Verbindung zur Church gewusst, aber nur jemandem aus seinem engsten Familienkreis davon erzählt. Kurz darauf machte die Geschichte Schlagzeilen, und er wurde dafür zur Verantwortung gezogen.
Obwohl Mom und Tom immer noch eng zusammenarbeiteten, war Don irgendwie präsenter. Mom und Don verstanden sich sehr gut. Sie hatten nicht nur denselben Sinn für Humor, sondern wirkten wie Seelenverwandte, weil sie eine ähnliche Kindheit und ähnliche Ansichten hatten. Ihre Freundschaft wurde immer enger. Mom hielt so viel von Don, dass ich ihn auch mögen wollte. Er war zwar nett und machte ständig
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