Mein Geheimnis bist du
sie.
Mareike blickte vielsagend zurück. »Natürlich«, sagte sie nachdrücklich.
Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis das Pannenhilfeauto des ADAC kam. Der Mechaniker brauchte zehn Minuten, dann stellte er die Diagnose. »Ich kann den Fehler nicht beheben. Ist vermutlich was mit der Einspritzanlage. Ich werde Sie zur nächsten Werkstatt schleppen.«
Die Werkstatt bestätigte die Fehleranalyse des ADAC-Helfers: Defekt an der Einspritzanlage. »Ich kann das Ersatzteil heute noch bestellen, es kommt dann morgen früh, acht Uhr, hier an. Bis zehn haben Sie Ihren Wagen wieder«, bot der Mechaniker Mareike an. »Ist das in Ordnung?«
»Wenn Sie das schaffen, empfehle ich Sie weiter. Leider kommen wir so heute trotzdem nicht mehr nach Hause.«
Der Mann zuckte bedauernd mit den Schultern.
Mareike wandte sich an Andrea. »Ich werde mir ein Hotelzimmer suchen. Sie können ja die Bahn zurück nehmen.«
»Allerdings wird diese seit Wochen bestreikt«, erinnerte Andrea. »Ist jeden Tag in den Nachrichten. Jetzt versperren die stehenden Güterzüge sogar den noch fahrenden Zügen den Weg. Soll das absolute Chaos sein. Keine gute Zeit für eine Fahrt mit der Bahn. Also, wenn Sie nichts dagegen haben, suchen wir gemeinsam ein Hotel.«
»Wie Sie wollen. Am besten eines hier in der Nähe. Ich frage mal die Dame vom Kundenservice.« Mareike ging zum Tresen, unterhielt sich kurz mit der Frau dahinter. Die gelben Seiten wurden hervorgeholt. Man suchte gemeinsam, wurde fündig. Mareike nahm ihr Handy, telefonierte kurz. Als sie wieder zu Andrea zurückkam, lächelte sie. »Ich habe zwei Zimmer reserviert. Jetzt gehen wir erst mal einen Kaffee trinken nach all der Aufregung.«
»Gute Idee. Gern in einer Pizzeria, dann kann ich parallel eine Kleinigkeit essen. Ich bin ziemlich hungrig.«
»Oh ja«, stimmte Mareike zu. »Mein Magen fühlt sich auch vernachlässigt, glaube ich.«
Mittels Taxi machten sie sich zu einem leicht verspäteten Mittag auf. Anschließend fuhren sie ins Hotel, nahmen die Anmeldung vor und stellten fest, dass sie plötzlich mehrere Stunden Freizeit hatten.
»Ich weiß gar nicht mehr, was man damit anfängt«, scherzte Andrea, während sie zu den Zimmern gingen. Mareike Holländer ging auf ihren Ton ein. »Ich habe gehört, es gäbe da verschiedene Möglichkeiten: Shopping, Kino, Sport.«
»Oh, ach ja, jetzt erinnere ich mich.«
»Und? Worauf haben Sie Lust?«
Fragte Mareike das ernsthaft? Andrea zögerte.
»Nur nicht so schüchtern. Raus damit«, forderte Mareike sie auf.
Andrea wusste später nicht zu sagen, warum sie nicht einfach das Kino gewählt hatte, sondern dieser Frau, die sie kaum kannte und mit der sie nichts verband, gestand: »Also, wenn ich ehrlich bin, wollte ich schon immer mal in ein Spielkasino.«
Mareike Holländer blinzelte kurz, eindeutig irritiert. »Andrea! Sie erschüttern mich.« Ihre Stimme hatte einen deutlich neckenden Unterton.
Andrea fühlte, wie sie rot wurde. Ich bin auch erschüttert. Weil ich das wirklich gesagt habe. Es stimmte zwar. Sie wollte schon immer mal in ein Kasino. Aber wenn, dann doch mit einer Freundin, wie zum Beispiel Saskia. Jemandem, mit dem man schon allen möglichen Unsinn erlebt hatte und mit dem man sündige Träume über Geld teilen konnte.
»Wegen der Atmosphäre«, erklärte Andrea verlegen. »Nur wegen der Atmosphäre.«
Mareikes Blick ruhte spöttisch auf ihr. »Aber ja, sicher.« Sie grinste. »Andrea, Andrea. Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet.«
Die wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Als Mareike jetzt sagte: »Also gut, machen wir uns schick und stürzen uns in einen sündhaft teuren Abend«, traute Andrea ihren Ohren kaum.
Mareike lachte. »Das wird ein Spaß.«
Andrea dagegen bereute ihr spontanes Geständnis. »Vielleicht sollten wir doch lieber ins Kino gehen«, trat sie vorsichtig den Rückzug von ihrer Idee an. »Wie sieht das denn aus, wenn es herauskommt? Wir beide im Kasino. Wir sind Bankangestellte. Und nicht in einer Spielbank, wohlgemerkt. Man erwartet Seriosität von uns.«
»Wie soll das denn herauskommen?«, fragte Mareike fröhlich. »Es bleibt unser Geheimnis.«
»Ich weiß nicht, ob ich noch mehr Geheimnisse mit Ihnen verkrafte«, rutschte es Andrea da heraus.
Mareikes Lachen erstarb. Sie blieb stehen. Notgedrungen tat Andrea es ihr gleich. Mareikes Blick durchbohrte sie. »Warum sagen Sie das?«
Andrea errötete. »Ich . . . ich weiß nicht. Es gibt keinen Grund.«
»Es geht
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