Mein Geheimnis bist du
das?«
»Lesen Sie.«
»Das? Wozu? Wenn ich meine Zeit verschwenden will, dann doch wenigstens mit etwas mehr Niveau.«
»Lesen Sie«, wiederholte Andrea unbeirrt. »Lesen bildet. Manchmal sogar diese Art von Stoff.«
Mit mehr als skeptischem Gesicht griff Mareike nach der Illustrierten und las. Andrea wartete.
»Ja, und?«, fragte Mareike. »Grimm hat Eheprobleme. Was geht uns das an? Vorausgesetzt es stimmt überhaupt, was hier steht.«
»Es stimmt. Ich habe das nachprüfen lassen.«
Mareike runzelte die Stirn.
»Ich habe das nicht veranlasst, weil mich anderer Leute Privatleben interessiert. Nur in diesem Fall hat es eben erhebliche Auswirkungen auf die geplante Fusion.«
Mareike wurde hellhörig, rückte sich in ihrem Stuhl zurecht, bedeutete Andrea, sich zu setzen. »Ich bin ganz Ohr.«
»Grimm hat den überwiegenden Teil seines Kapitals in stille Teilhaberschaften in der Energiebranche angelegt. Solarenergie, Windkraft, Atomenergie. Er ist damit sehr erfolgreich. Deshalb wollen wir diese Fusion. Um uns den Einstieg in die Energiebranche zu verschaffen.«
»Ja.«
»Wenn Grimm seine Teilhaberschaften aufgeben müsste und das Geld aus diesen Projekten herauszieht, ist dieser Vorteil nicht mehr gegeben und Grimm nur ein Unternehmen unter vielen – für uns völlig uninteressant.«
»Ja, aber warum sollte Grimm das tun?«
»Weil er bei einer Scheidung seine Frau auszahlen muss. Die beiden haben keinen Ehevertrag, also gilt die Zugewinngemeinschaft. Grimm heiratete seine Frau gleich nach dem Studium, vor mehr als zwanzig Jahren. Wissen Sie, was das heißt?«
»Sein Unternehmen ist nach der Scheidung nur noch die Hälfte wert. Die andere Hälfte gehört seiner Frau.«
»Die sich auszahlen lassen will, weil sie mit der Firma ihres Mannes nichts am Hut hat«, gab Andrea ihre Informationen von Ambach weiter.
Mareike schwieg. Stille lag im Raum. Schließlich fragte sie: »Und diese Informationen sind zuverlässig?«
»Ambachs Detektei hat einen untadeligen Leumund.«
»Das heißt, wenn die Fusion zustande kommt, haben wir am Ende nicht den Araberhengst gekauft, sondern nur ein beliebiges Reitpferd.«
»Genauso ist es.«
Mareike stand auf. »Dann informiere ich sofort Brennicke.«
Kaum eine halbe Stunde später betrat Mareike Andreas Büro. Sie sah ernst aus.
»Was ist los?«, fragte Andrea. »Gibt es Probleme?«
»Nein.« Mareike lächelte verkrampft. »Alles bestens. Brennicke informiert den Vorstand. Es wird eine Sitzung einberufen.«
»Gut.«
»Ja.« Mareike nickte. »Allerdings . . . meinte Brennicke, ich soll dem Vorstand die neuen Erkenntnisse vortragen.« Mareike hob entschuldigend die Hände. »Ich werde natürlich darauf verweisen, dass wir diese Ihnen zu verdanken haben.«
»Was?«, fragte Andrea verständnislos.
»Das war Brennickes Entscheidung«, erklärte Mareike bedauernd. »Andrea, ich weiß, es ist ungerecht. Es tut mir leid.«
Plötzlich flammte in Andrea wieder der alte Neid auf, das Misstrauen. Sie schüttelte den Kopf, glaubte zu wissen, was dahintersteckte.
»Ach was. Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie brauchen Erfolge, das haben Sie mir ja selbst gesagt. Es läuft für Sie nicht wie erwartet, und nun wollen Sie sich profilieren. Auf meine Kosten!«
»Jetzt sind Sie ungerecht.«
»Ungerecht? Weil ich Sie durchschaut habe?«, rief Andrea aufgebracht. »Sie machen Ihrem Ruf als Strategin wirklich alle Ehre. Leider sind Sie dabei völlig charakterlos.«
»Andrea. Schluss jetzt!«, wies Mareike sie zurecht. »Das lasse ich mir nicht bieten. Auch von Ihnen nicht.«
Doch Andrea vergaß jede Zurückhaltung. Sie war einfach wütend. »Ihr ganzes Gefasel von Kriegsbeil begraben und brechenden Leiterstufen. Damit wollten Sie mich doch nur einwickeln.«
»Andrea!«
»Und ich falle glatt darauf rein. Verliebe mich beinahe in Sie«, brach es aus Andrea heraus.
»Was?« Mareike sah Andrea fassungslos an.
Ausgerechnet in diesem Moment kam Brennicke herein. »Frau Holländer, hier sind Sie. Ich habe Sie gesucht.« Er sah verwundert von Mareike zu Andrea und wieder zurück. »Gibt es Probleme?«
»Nein, keine Probleme«, sagte Mareike schnell.
»Ich würde Sie gern unter vier Augen sprechen«, wandte Brennicke sich an Mareike. Diese verließ zusammen mit ihm Andreas Büro.
Andrea verharrte regungslos hinter ihrem Schreibtisch. Was sie Mareike da eben alles an den Kopf geworfen hatte . . . sie fasste es selbst nicht.
In ihrer Not suchte Andrea Saskia, drängte sie, mit ihr
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