Mein Geheimnis bist du
fühlte. Was wiederum schnell zu genau den Wortwechseln mit Mareike führte, welche die Atmosphäre zwischen ihnen so schwierig machten. Und nun würde alles noch schwieriger werden, es sei denn, sie überzeugte Mareike davon, dass sie nicht in sie verliebt war.
Nur wie sollte sie das anstellen? Der erste Versuch war jedenfalls fehlgeschlagen. Mareike hatte ganz richtig erkannt: Man überreagierte nicht mit einer solchen Erklärung.
Hättest du doch gegen den Schreibtisch getreten. Oder auch gegen Mareikes Schienbein. Das wäre zwar ebenso wenig hilfreich, aber doch tausendmal besser gewesen.
Andrea kramte eine Jeans und einen Pullover aus ihrem Kleiderschrank hervor. Schlichte Kleidung, sagte sie sich. Bloß keine Überbewertung dieses Abends durch aufwendiges Outfit. Das war schon mal ein Anfang. Und eine kleine Verspätung, nur fünfzehn Minuten, wäre sicher ein gutes Beiwerk.
Mareike wartete vor dem Lokal.
»Bin ich zu spät?«, fragte Andrea unschuldig.
»Ich war wohl zu früh«, entgegnete Mareike mit einem angedeuteten Lächeln.
»Wollen wir?« Andrea ging forsch in Richtung Lokaltür, ohne sich weiter nach Mareike umzusehen. Gerade so, als wollte sie die Verspätung auf den letzten Metern aufholen.
Im Restaurant, kaum dass sie am Tisch saßen, griff Andrea nach der Speisekarte und vertiefte sich dermaßen darin, dass sie jedes Wort seitens Mareike an sie nur mit einem kurzen Ja oder Nein quittierte, entsprechend unterstützt von einem Nicken oder Kopfschütteln.
»Würden Sie für mich mitbestellen, wenn die Kellnerin kommt? Pasta Funghi. Ich gehe schon mal an die Salatbar.« Andrea stand auf. Ganz bewusst fragte sie Mareike nicht, ob sie ihr etwas mitbringen konnte.
Bis jetzt läuft alles bestens, fand Andrea, während sie sich eine bunte Gemüsemischung zusammenstellte. Heute Abend würde keine Verlegenheit aufkommen, gelobte sie sich dabei. Schon gar nicht würde ihr wieder eine peinliche Bemerkung über irgendwelche Gefühle herausrutschen.
Andrea ging zurück zum Tisch. Mareike bestellte gerade bei der Kellnerin.
Als diese gegangen war, blickte Mareike Andrea spöttisch an. »Wie heißt das Stück, das Sie mir hier vorspielen?«
Andrea schaute fragend zurück. »Stück? Was meinen Sie?«
»Ich meine Ihre überbetonte Gleichgültigkeit, die mir wohl zeigen soll, dass . . . ich Ihnen genau das bin? Gleichgültig?« Mareike schüttelte den Kopf. »Sie fallen wirklich von einem Extrem ins andere. Was soll ich davon halten?«
Darauf hatte Andrea keine Antwort. Keine, mit der Mareike sich zufriedengeben würde.
»Sie hätten meine Einladung ablehnen können, wenn Ihnen unbehaglich dabei ist«, meinte Mareike.
Andrea entschloss sich, mit offenen Karten zu spielen. »Nein, das konnte ich nicht. Sie hätten es mir falsch ausgelegt.« Ihr Blick kreuzte den Mareikes, schien dann aber irgendetwas in Mareikes Rücken spannender zu finden.
»In der Art, dass ich annähme, dass Sie mir ausweichen?«, fragte Mareike und versuchte, Andreas in der Ferne schweifenden Blick einzufangen. Erfolglos.
»Genau in der Art«, murmelte Andrea abwesend.
Mareike seufzte. Andreas Verhalten gab ihr einmal mehr Rätsel auf. Kopfschüttelnd fragte sie: »Verraten Sie mir was?«
Andrea jedoch schien ihr Gegenüber jetzt völlig ausgeblendet zu haben. Ihr Blick ging immer noch an Mareike vorbei. »Da kommt ziemlicher Qualm aus der Küche«, sagte sie.
Mareike wandte eher desinteressiert den Kopf, hielt sie Andreas Bemerkung doch nur für einen weiteren Versuch, dem Gespräch auszuweichen. Umso erstaunter war sie, dass tatsächlich graue Qualmschwaden in den Gästeraum des Restaurants drangen.
»Da hat der Koch wohl was anbrennen lassen«, meinte Andrea jetzt.
Plötzlich gab es einen dumpfen Knall, Scheiben klirrten. Sekunden später torkelte ein Mann durch die Schwingtür der Küche. Eingehüllt in einer Rauchwolke rannte er einen der Kellner um, fiel auf ihn.
Einige Gäste sprangen erschrocken auf und schauten sich hilflos um. Man begann durcheinander zu laufen. Ein Teil der Leute zum Ort des Geschehens hin, andere davon weg. Ein Tumult entstand.
Mareike gehörte zu den Leuten, die zu dem Mann liefen, der immer noch hustend am Boden saß. Im Gegensatz zu den anderen Gästen, die lediglich ratlos um den Mann herumstanden, beugte Mareike sich zu ihm, stellte ihm Fragen. Andrea registrierte die Szene aus etwa fünfzehn Metern Entfernung, näherte sich langsam dem Ganzen.
Der Mann am Boden rang immer noch nach
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