Mein Geliebter aus den Highlands
starrte hinaus auf den mondbeschienenen Hof. Sie dachte an Gregor, wie sie es viel zu oft tat, als eine Bewegung nahe der Ställe ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Mann führte zwei Pferde auf den Hof, und Alana war sich sicher, dass es einer von Gregors Brüdern war. Plötzlich tauchte Mavis neben ihm auf – es musste sich also um Brian handeln. Das Paar umarmte sich kurz, dann half Brian Mavis in den Sattel. Er stieg auf das andere Pferd, nahm Mavis an der Hand und sprach mit ihr. Mavis nickte lächelnd. Dann trabten sie durch die verdächtig weit offen stehenden Tore davon.
Einen Moment lang dachte Alana daran, Alarm zu schlagen. Es kam ihr vor, als würde Gregor schrecklich beleidigt, und das empörte sie. Er war so sorgsam darauf bedacht gewesen, Mavis nicht zu verletzen oder zu demütigen. Das war ein elender Lohn für seine Freundlichkeit.
»Und du bist eine dumme kleine Närrin«, schimpfte sie mit sich.
Dann ging sie ins Bett, wo Karl schon auf sie wartete.
Sie kroch unter die Decke und merkte, dass der Schmerz in ihrem Herzen etwas leichter geworden war. Offenbar war es ihr nicht gelungen, alle Hoffnung zu ersticken. Das beunruhigte sie so, dass sie sich tatsächlich überlegte, ob sie nicht Mavis’ und Brians Beispiel folgen und aus Scarglas fliehen sollte. Doch sie hatte Fiona versprochen, zu bleiben und abzuwarten, was Gregor tat, sobald er frei war. Also beschloss sie, das auch zu tun, obgleich sie sich vor weiteren Verletzungen fürchtete. Sie musste Gregor noch eine Chance geben, das verlangte schon allein die Liebe in ihr, die sie nicht abtöten konnte. Allzu leicht würde sie ihm die Sache allerdings nicht machen.
Auf dem Weg zum Frühstück in die große Halle sah Alana Ian Kerr aus der großen Halle herausstürmen. Aufgebracht riss er die Tür zum Hof auf und brüllte, dass ihm sofort jemand ein schnelles Pferd bringen solle. Sobald er verschwunden war, eilte Alana weiter. An der Schwelle zur großen Halle blieb sie stehen und sah sich um. Sie entdeckte Fiona, die auf dem Stuhl ihres Gemahls an der großen Tafel saß und in aller Ruhe frühstückte. Karl schlüpfte an Alana vorbei und sauste zu Fiona. Er wurde sogleich mit einem Stückchen Huhn belohnt.
»Ich dachte, ich bin so zeitig dran, dass ich mein Frühstück mit den übrigen Bewohnern einnehmen kann«, sagte Alana und setzte sich neben Fiona.
»Sie waren alle schon bei Sonnenaufgang da, und dann bemühten sie sich, schleunigst zu verschwinden«, erklärte Fiona.
»Um Mavis’ zornigem Vater nicht über den Weg zu laufen?«
»Du hast ihn gesehen?« Fiona zuckte die Schultern, als Alana nickte. »Ich beneide Brian nicht um einen solchen Schwiegervater.«
»Ich habe gestern Nacht mitbekommen, wie Mavis und Brian die Burg verließen. Sie ritten durch ein überraschend weit geöffnetes Tor davon.«
»Du brauchst mich gar nicht so zu mustern – ich habe damit nichts zu tun. Vielleicht hat Ewan mit den Jungs gesprochen. Das ist die einzige Erklärung, die mir einfällt, warum keiner von Gregors Brüdern Brian daran gehindert hat, um Mavis zu werben. Jemand hat ihnen gesagt, dass Mavis und Gregor nicht wirklich verlobt sind. Es sind zwar alles ziemlich lüsterne Kerle, aber sie lassen die Finger von einer Frau, die einem ihrer Brüder gehört.«
Alana nahm sich etwas Hafergrütze und süßte sie mit Honig und Rahm. »Möglicherweise haben sie das erfahren, aber das heißt doch noch lange nicht, dass ihnen klar war, dass Gregor die Frau nicht haben wollte.«
»Richtig. Aber irgendwoher wussten sie auch das.«
»Einen Moment lang dachte ich tatsächlich daran, Alarm zu schlagen und sie aufzuhalten.«
Fiona lachte.
»Aye, mir ging es genauso. Ich konnte nur daran denken, welche Demütigung das für Gregor bedeutete.«
»Ganz genau. Doch mein gesunder Menschenverstand hielt mich davon ab. Und das nicht nur, weil Gregor damit frei ist. Mavis hat mir nie etwas getan, und sie scheint ziemlich nett. Sie verdient es, glücklich zu sein.«
»Aye, das finde ich auch. Und jetzt warten wir auf Gregor.«
»Aye, jetzt warten wir.«
»Du wirst dir doch anhören, was der Narr zu sagen hat, oder?«
»Das werde ich. Aber ich werde mich nicht ohne weiteres in sein Bett zurücklocken lassen. Ich dachte, er sei ein freier Mann. Ich war bereit, ein gewisses Risiko einzugehen, um sein Herz zu gewinnen – sein freies, offenes Herz. Jetzt muss er sich ins Zeug legen, um mein Herz wieder zu gewinnen, und auch mein Vertrauen. Ich habe ihm vertraut,
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