Mein Geliebter aus den Highlands
»Eine Frau kann sich für den Mann, den sie liebt, alle möglichen grausamen Folterqualen ausmalen, wenn er sie gekränkt oder verärgert hat. Sie würde aber nie zulassen, dass ihm solche Dinge widerfahren.«
»Ich habe nie behauptet, dass ich diesen Narren liebe.«
Fiona verdrehte die Augen und nahm sich einen Haferkeks. »Natürlich nicht. Mein Fehler.«
»Nun, dann bleib eben bei deiner Meinung.«
»Das wäre mir tatsächlich lieber.«
Alana starrte den Apfel in ihrer Hand düster an. »Ich liebe ihn wirklich. Doch im Moment hätte ich auch nichts dagegen, wenn ihn Wölfe zerfetzen würden und ein bestimmter Körperteil von ihm, auf den er so stolz ist, an die Wand genagelt würde.«
Fiona nickte kichernd. »Das klingt mir sehr nach Liebe.«
Alana lächelte, auch wenn sie sich selbst damit überraschte. Dann fielen ihr wieder Gregors Untaten ein. »Warum hat er mir nie etwas davon erzählt, wenn er nicht wirklich mit Mavis verlobt ist? Natürlich hätte ich mich nicht darüber gefreut, dass er einer anderen Frau den Hof gemacht hat und sogar daran dachte, sie zu heiraten. Aber immerhin wäre ich gewappnet gewesen, wenn ich Mavis begegnet wäre. Nun behaupten die Kerrs, dass eine Verlobung stattgefunden hat. Gregor aber sagt mir, es wäre alles nur ein Missverständnis. Und niemand in Scarglas kann mir mit Sicherheit sagen, was stimmt und was nicht.«
»Aye, ich kann mir vorstellen, dass dich das sehr quält. Vermutlich will ein Teil von dir auch nicht glauben, dass er dich wirklich so schlecht behandeln würde.«
Alana nickte. »Dieser törichte Teil in mir, der ihn immer noch liebt. Aber ich habe vor, diesen Teil gnadenlos zu vernichten. Selbst wenn die Kerrs lügen oder etwas falsch verstanden haben, ändert das nichts daran, dass Gregor mich belogen hat. Dank dieser Lüge erscheint mir nun alles, was zwischen uns war, wie eine völlig belanglose Tändelei von seiner Seite. Es ging ihm einzig und allein um die Befriedigung seiner Gelüste.«
»Glaubst du das denn wirklich?«
»Ich muss. Allem Anschein nach ist Gregor verlobt, und nur er und die Kerrs wissen, wie es wirklich steht. Wenn er tatsächlich verlobt ist, dann war ich die größte Närrin aller Zeiten. Ich habe nicht vor, mich zu einer noch größeren Närrin machen zu lassen.«
»Aha, verstehe. Aber vielleicht fand er einfach keine passende Gelegenheit, um dir von Mavis zu erzählen?«
»Am besten hätte er es mir erzählen sollen, bevor er mich zu seiner Geliebten machte. Und ein weiterer günstiger Zeitpunkt wäre der Moment gewesen, als ich ihm von den Plänen meines Vaters erzählte, einen Gemahl für mich zu suchen.«
Fiona keuchte überrascht auf. »Du bist doch nicht verlobt, oder?«
»Nay. Aber ich bin zweiundzwanzig, und noch nie hat ein Mann um mich geworben. Ich möchte ein eigenes Heim, und ich möchte Kinder. Deshalb meinte mein Vater, er würde nach einem Gemahl für mich Ausschau halten. Bislang hat er mich noch nicht darum gebeten, meine Zustimmung zu einem Mann zu geben, den er gefunden hat. Also bin ich noch frei. Mein Vater würde mich nie ohne mein Einverständnis verloben.«
»Das denke ich auch. Ich weiß, dass die Frauen bei den Murrays die Freiheit haben, ihren Gemahl selbst zu wählen. Wenn ich einmal eine Tochter habe, werde ich es genauso handhaben. Aber du hast vollkommen recht. Dieser Zeitpunkt wäre für Gregor günstig gewesen, dir von Mavis zu erzählen. Ich glaube, seine Feigheit hat die Oberhand gewonnen, oder vielleicht hat er auch gehofft, sich aus dieser Klemme befreien zu können, ohne dass du davon erfährst. Männer haben oft solche seltsamen Vorstellungen. Das Ganze sollte Gregor eine Lehre sein, dass es nicht klug ist, in Zukunft Geheimnisse vor dir zu wahren.«
Alana lag auf der Zunge, Fiona zu sagen, dass es für sie und Gregor keine Zukunft gab. In diesem Moment trat Mavis in die große Halle, zusammen mit einem stattlichen jungen Mann, den Fiona als Brian begrüßte. Es sah so aus, als würde er zu Gregors zahllosen Brüdern gehören. Und es sah auch so aus, als wären er und Mavis sich schon recht nahe gekommen. Auf Mavis’ Wangen schlich sich eine verräterische Röte, als sie Brians Arm losließ und sich an die Tafel setzte. Alana wechselte einen kurzen, überraschten Blick mit Fiona, dann wandte sie sich wieder an Mavis und Brian.
Mavis war eine hübsche junge Frau mit dichten dunklen Haaren und strahlenden, haselnussbraunen Augen. Darüber hinaus hatte sie ziemlich üppige Kurven.
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