Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
Vom Netzwerk:
hatte sie hilflos jeder Art von Übel ausgeliefert, die die Welt zu bieten hatte. Sie und François hatten einander, aber ein Kind brauchte mehr als ein anderes Kind.
    Ironie, wohin sie blickte. Während sie auf der Suche nach der familiären Sicherheit ihrer frühen Kindheit war, die unwiderruflich verloren war, hatte sie die Tür zu der Liebe und Sicherheit, die Jamie ihr anbot, zugeschlagen. Sie war so verunsichert, dass sie von Anfang an erwartet hatte, Jamie zu verlieren. Nachdem ihr Leben so von Verlusterfahrungen geprägt war, hatte sie Angst davor gehabt zu glauben, dass Jamies Liebe beständig sein könnte.
    Aber war sie das denn? Wenn er sie liebte, warum heiratet er dann eine andere? Sie warf sich auf ihrer schmalen Pritsche von einer Seite auf die andere. Wie konnte er das tun?
    Sie musste irgendwann doch eingeschlafen sein, denn das Schlagen der Tür weckte sie abrupt auf. Sie setzte sich auf, und ihre Haut kribbelte. Jemand war mit ihr im Zimmer; sie konnte spüren, wie er sie in der Dunkelheit anstarrte.
    »Wer seid Ihr?«, wollte sie wissen. »Zeigt Euch!«
    Sie hörte ein Zischen und keuchte auf, als eine Flamme nur Zentimeter von ihrem Gesicht aufflackerte … auf dem Handteller einer ausgestreckten Hand. Die Flammenhand schien in der Dunkelheit zu schweben. Als ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, erkannte sie einen Ärmel über der Hand und dann den Umriss einer Gestalt in einem Kapuzenumhang.
    Linnet sagte sich, dass es bloß ein Trick und Sinnestäuschung war, aber ihre Hand zitterte heftig, als sie sich bekreuzigte.
    Die Kapuze der Gestalt war tief herabgezogen, sodass sie gesichtslos wirkte. Das Wesen nutzte die Flamme, die aus seiner Hand wuchs, um die Kerze neben ihrem Bett anzuzünden. Dann ballte es die Hand zur Faust, und die Flamme war verschwunden.
    »Ein Wunder, nicht wahr?«
    Die tiefe Stimme der Gestalt war männlich und ihr vertraut. Mit einer ausladenden Bewegung seines Armes schob er die Kapuze zurück und offenbarte ihr sein Gesicht. Das hier war kein neuer Feind. Nein, das hier war der Mann, der den ältesten Groll gegen sie hegte.
    Sir Guy Pomeroy.
    » Ihr seht recht blass aus, meine Liebe. Habe ich Euch überrascht?«, fragte Pomeroy. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr mich das freut.«
    »Ich hätte mir denken sollen, dass Ihr hiermit zu tun habt«, sagte sie und gab sich größte Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. »Aber Teufelsanbeter, Sir Guy? Nachdem Ihr mich beschuldigt habt, schwarze Magie verwandt zu haben, um Euren Onkel zu töten, überrascht mich das.«
    »Wie hätte ich jeden Verdacht nachhaltiger von mir ablenken können, als Euch meines Verbrechens zu beschuldigen?« Seine Zähne schimmerten im fahlen Licht weiß.
    »Den Verdacht von Euch ablenken?« Sie sog den Atem ein. »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr …«
    »In all den Jahren ist es Euch nie in den Sinn gekommen, dass ich mit dem Tod meines Onkels etwas zu tun haben könnte?«
    Warum auch? Ihr Ehemann schien von dem Tag an, da sie ihn kennengelernt hatte, mit einem Fuß im Grab zu stehen.
    »Er hat es genossen, mich zu quälen, indem er Euch vor mir zur Schau gestellt hat, obwohl er doch wusste, wie sehr ich Euch begehrte«, sagte er. Seine Stimme troff vor Verbitterung. »Dann protzte er damit, Ihr würdet ihm das Gefühl geben, so jung und potent zu sein, und dass Ihr gewiss bald schwanger werden würdet.«
    Linnet hatte keine Ahnung, dass ihr Ehemann Pomeroy mit solchen Lügen provoziert hatte. In Wahrheit war er ein kränklicher Mann gewesen, der ihr in ihrer kurzen Ehe nur selten näher getreten war.
    »Ich konnte nicht riskieren, mein Erbe zu verlieren«, sagte Pomeroy. »Ihr solltet mir dankbar sein, dass ich Euch nicht auch vergiftet habe.«
    »Ich nehme an, der Tod einer gesunden Sechzehnjährigen wäre verdächtiger gewesen«, sagte sie.
    »Genau«, pflichtete er ihr bei, und seine schwarzen Augen glänzten. »Das hat Euch gerettet, meine Liebe, denn ich war damals sehr wütend auf Euch.«
    Das Herz hämmerte ihr in der Brust, denn sie konnte sich keinen Grund ausmalen, der ihn dieses Mal stoppen könnte.
    »Es gibt Mitglieder unseres Hexenzirkels, die sehr hohe Ziele anvisieren«, sagte er. »Um die Unterstützung des dunklen Engels zu bekommen, verlangt er ein Blutopfer.«
    »Ihr glaubt an diesen Schwachsinn?«, platzte sie heraus.
    »Ihr habt mich immer unterschätzt.« Pomeroy ballte die Faust und beugte sich so dicht zu ihr, dass sie den Zwiebelgeruch seines Atems riechen konnte.

Weitere Kostenlose Bücher