Mein geliebter Ritter
seid ein verdammt mieses Exemplar Mann«, sagte Jamie, während er den Ratsherrn gegen einen Bettpfosten drückte. »Sagt mir, wer hinter der Intrige steckte, die Lady Linnets Großvater zerstört hat.«
»Das ist zehn Jahre her«, sagte der Ratsherr, dessen Blicke nervös durch den Raum hüpften. »Ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich mich daran erinnere.«
»Das erwarte ich aber.« Jamie hob den Mann hoch, sodass seine Füße in der Luft baumelten. »Wenn Ihr am Leben bleiben wollt, sagt Ihr mir, was Ihr wisst. Ich will Namen hören.«
»Ihr würdet es nicht wagen, mir etwas anzutun. Ich bin ein Mitglied des Rats.«
Jamie knallte ihn gegen den Bettpfosten. »Ich bin ein verzweifelter Mann, Arnold, und ich habe schon bessere Männer als Euch getötet. Ich bitte Euch, stellt meine Geduld nicht länger auf die Probe.«
Gütiger Gott, der Mann machte sich nass! Jamie ließ ihn los und wich angeekelt einen Schritt zurück.
»Brokely, der Schwiegervater des Bürgermeisters, hat hinter all dem gesteckt«, sagte der Ratsherr mit hoher Stimme. »Wir Übrigen spielten nur Nebenrollen und hatten sehr wenig davon.«
»Hat Bürgermeister Coventry davon gewusst?«, wollte Jamie wissen.
Der Ratsherr schüttelte den Kopf. »Coventry war damals natürlich noch nicht Bürgermeister. Aber er hätte es nicht geduldet, wenn er davon erfahren hätte. Keiner außer mir selbst, Mychell und Leggett wusste, dass sein Schwiegervater dahintersteckte.«
»Aber ihr habt bei anderen den Anschein erweckt, der Bürgermeister wäre darin involviert gewesen, oder?«
Als der Ratsherr sich mit seiner Antwort Zeit ließ, zog Jamie seinen Dolch und legte die Spitze an die Kehle des Mannes.
»Aye, das haben wir«, quietschte Arnold.
»Und als Lady Linnet kam und ihre Fragen stellte, habt Ihr verbreitet, dass es Ärger gebe, wenn die Wahrheit ans Licht käme.«
»Es würde in der Tat Ärger geben«, sagte der Ratsherr und zog die Augenbrauen hoch. »Der königliche Rat wird jeden Vorwand nutzen, um die Beschränkungen für ausländische Kaufleute aufzuheben, und das würde uns ruinieren.«
»Wo finde ich den Schwiegervater des Bürgermeisters?«
»Brokely hat sich vor ein paar Jahren auf seinen Landsitz ein paar Meilen außerhalb von London zurückgezogen. Seine Gesundheit lässt zu wünschen übrig, deshalb reist er wenig.«
»Trotzdem hat er erst kürzlich Mychells Haus aufgesucht, nicht wahr?«
Die Blicke des Ratsherrn huschten unruhig hin und her. »Davon weiß ich nichts …«
»Geht heute Nacht nicht aus dem Haus«, sagte Jamie und bohrte dem Mann den Zeigefinger in die Brust. »Und wascht Euch um Himmels willen, bevor ich mir Euch wieder vornehme.«
Jamie schickte Master Woodley fort, um in Linnets Haus zu warten, und befahl Martin, das Haus des Ratsherrn zu beobachten.
»Wenn er rausgeht, will ich wissen, wohin«, ordnete er an. »Aber folge ihm nicht in irgendwelche Gebäude. Du darfst dich nicht in Schwierigkeiten bringen, musst außer Sicht bleiben und Abstand wahren. Hast du mich verstanden?«
Martin nickte.
Jamie ritt im gestreckten Galopp zu Brokelys Landsitz und verfluchte sich, Linnet nicht früher geholfen zu haben, der Intrige auf den Grund zu gehen. Sie konnte mit Bestechungsgeldern arbeiten, aber manche Männer reagierten erst, wenn sie eine Klinge am Hals spürten.
Es wurde dunkel, als er Brokelys weitläufiges Landhaus an einem ruhigen Abschnitt der Themse endlich erreichte. Da ein Haus dieser Größe viele Diener und Wachpersonal hätte, konnte er sich keinen Weg durch den Haupteingang bahnen, wie er es bei dem Ratsherrn gemacht hatte. Stattdessen band er sein Pferd an und arbeitete sich durch die Büsche und das hohe Schilf am Flussufer zum Haus vor. Im Wind lag immer noch die beißende Kälte des Winters, doch dahinter versteckte sich bereits ein Hauch des Frühlings.
Die einfallende Dunkelheit machte ihn nervös, und ein Gefühl der Dringlichkeit überkam ihn. Er musste sie bald finden.
Hier außerhalb Londons waren die Schutzvorkehrungen minimal und die Wachen nachlässig. Schnell entdeckte Jamie eine unverschlossene Tür zum Anwesen und schlüpfe hinein. Er hatte von seinem Onkel Stephen gelernt, dass wahrscheinlich keiner seine Anwesenheit hinterfragen würde, wenn er sich so gab, als gehöre er hierher.
Jamie passierte einige Männer, die miteinander redeten, während sie nach getaner Arbeit ihre Werkzeuge wegräumten. Sie würdigten ihn kaum eines Blicks, als er den Hof überquerte und das
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