Mein geliebter Ritter
»Ihr werdet bald sehen, dass alles möglich ist, wenn wir den mächtigen Luzifer und seine Dämonen anrufen.«
Es war sein Ernst. Ihre Hand wanderte zu ihrer Brust. »Sagt mir, dass Ihr Eure Seele nicht dem Teufel verschrieben habt.«
»Ich halte die Macht über Leben und Tod in meinen Händen«, sagte er und streckte die Hände nach oben geöffnet aus. »Ich kann alles erreichen, was ich wünsche. Zuerst bekam ich die Ländereien meines Onkels. Dann die Freundschaft der Mächtigen. Doch ich wurde immer wieder geprüft, um meine Hingabe zu beweisen, bevor der Herr der Finsternis mir meinen letzten Wunsch erfüllte und mir gab, was ich am meisten begehrte.«
Seine Augen brannten sich in ihre wie glühende Kohlen. »Jetzt habe ich dich endlich.«
Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, ihren Handtellern und unter den Armen.
»Wenn du gelernt hast, den Herrn der Finsternis anzurufen«, sagte er mit einem geisterhaften Lächeln, »dann wirst auch du alles bekommen, was du dir wünschst.«
»Nein«, flüsterte sie. »Das werde ich niemals tun.«
»Deine kümmerlichen Mittel ermöglichen dir nicht die Rache, nach der du dürstest«, sagte er. »Trotz all deiner Bemühungen weißt du immer noch nicht, wer die Intrige gegen deinen Großvater gesponnen hat, nicht wahr?«
Als sie ihre Stimme nicht fand, um zu antworten, beugte er sich wieder zu ihr und brüllte ihr ins Gesicht: »Nicht wahr?«
Sie schluckte und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es aber.« Er richtete sich auf und sprach wieder ruhiger. »Der Mann, nach dem du suchst, benutzte eine List und ganze Heerscharen von Mittelsmännern. Während viele Kaufleute zwar etwas von der Intrige ahnten, wussten bloß drei, wer die Fäden zog. Als du also nach London kamst und Nachforschungen anstelltest, hielt er sich versteckt und wartete ab.«
Linnet konnte nicht umhin zu fragen: »Wer waren die drei, die ihn kannten?«
»Leggett, Mychell und Ratsherr Arnold.«
Kein Wunder, dass der Mann sich sicher gefühlt hatte. Leggett war tot, Mychell hasste sie dafür, ihn in den Ruin getrieben zu haben, und Arnold würde fürchten, seine Position als Ratsherr zu verlieren, wenn herauskam, welche Rolle er bei dem Ganzen gespielt hatte.
»Andere wussten über Einzelheiten Bescheid, aber sie hatten zu viel Angst, um zu reden«, sagte Pomeroy. »Außerdem bist du eine Ausländerin mit einer engen Verbindung zur Königin. Alle verdächtigten euch beide, Spione des Dauphins zu sein.«
Pomeroys Augenlid zuckte, als er sie dünn anlächelte. »Doch als du dich dann an Gloucester gewendet hast, veränderte das die Lage, meine Liebe. Gloucester stellte plötzlich Fragen. Da musste der Kaufmann fürchten, dass die verborgenen Fäden offengelegt und miteinander verknüpft wurden … und zu seiner Tür führten. Er hat dich mir auf dem Silbertablett serviert.«
Linnet benetzte sich die Lippen. »Woher … woher wusste er, dass Ihr mich begehrt?«
»Lass es mich so sagen: Wir haben gemeinsame Bekannte.« Wieder zuckte sein Augenlid. »Doch ich werde mich gegen den Mann wenden, der dich mir übergab, wie eine Schlange sich umdreht und in ihren eigenen Schwanz beißt, denn deine Feinde sollen nun auch meine sein.«
Wieder bekreuzigte sie sich. Maria, Muttergottes, stehe mir bei.
» Einige meiner Brüder und Schwestern der Finsternis sind über meine Entscheidung, dich zu nehmen, verärgert. Sie fürchten, dein Verschwinden könnte Aufmerksamkeit auf uns lenken.«
War eine davon Eleanor Cobham? Hatte Eleanor sie deshalb gewarnt?
»Andere wollen dich als unser Blutopfer nutzen, aber ich habe es ihnen verboten«, sagte Pomeroy, seine Stimme wurde immer lauter und erfüllte den kleinen Raum. »Denn du bist dazu auserkoren, meine Braut der Finsternis zu sein, die Göttin meiner Priesterschaft.«
Er war verrückt.
Wenn er sie vergewaltigen wollte, beruhigte sie sich, dann hätte er es längst tun können. Ans Bett gefesselt könnte sie sich kaum gegen ihn wehren. Er redete davon, dass sie seine Braut sein sollte. Wollte er irgendeine Zeremonie durchführen, um seine Tat zu rechtfertigen?
»Ich werde niemals Eure Braut«, sagte sie.
»Ich sage dir, du bist es wert.« Seine Augen glühten. »Selbst ich habe deine besonderen Kräfte erst in den letzten Wochen bemerkt. Aber ich hatte recht, als ich dich vor so vielen Jahren eine Hexe nannte. Das erkenne ich jetzt. Ich habe beobachtet, wie du deine Feinde verfolgst, und weiß, dass wir verwandte Seelen sind.«
»Nein, ich bin
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