Mein geliebter Ritter
verabreicht haben. Keine Frau wäre vor mir sicher gewesen. Ich war wie ein Stier im Frühling, konnte an nichts anderes mehr denken als ans Brunften.«
»Wie hast du diese Prüfung bloß überstanden?«
Leider verstand er nicht, dass ihre Frage ironisch gemeint war. Deshalb gestand er dummerweise: »In der Tat war mein Schwanz tagelang höllisch wund.«
Dachte er vielleicht, sie wollte es so genau wissen? Am liebsten hätte sie etwas nach ihm geworfen, aber auf dem Bett war nichts griffbereit.
»Wie lange warst du mit ihr in diesem Zimmer, Jamie Rayburn?«
»Zwei, drei Tage? Es ist schwer zu sagen. Ich bin geblieben, bis der Wahnsinn vorüber war.« Als er bemerkte, wie sie ihn ansah, hob er beschwichtigend die Hände. »Ich konnte nicht gehen und mich auf den Rest der Frauenwelt stürzen, so wie ich drauf war.«
»Wie ritterlich von dir. Das absolute Höchstmaß an Ritterlichkeit, ganz gewiss.« Sie sprang vom Bett, warf sich den Morgenmantel über und wickelte sich eng hinein. »Du solltest jetzt gehen.«
»Bist du wütend?«, fragte er mit großen, blinzelnden Augen. »Komm schon, erzähl mir nicht, du wärst wegen einer Frau, die mich unter Drogen setzen musste, damit sie mich in ihr Bett bekam, eifersüchtig.«
»Eifersüchtig? Weshalb sollte ich eifersüchtig sein?«, keifte sie ihn an. »Ich hatte auch Liebhaber.«
Es war fast die Wahrheit. Sie hatte es um ein Haar getan. Sie hatte es gewollt. Sie hatte es beabsichtigt. Sie würde es bei der nächsten Gelegenheit tun!
Jamie ließ sich von dem hohen Bett gleiten und packte sie bei den Schultern. Die Wut in seinem Blick war äußerst befriedigend. Doch was er ihr auch immer ins Gesicht hatte brüllen wollen, er verkniff es sich.
»Du wirst dich an unsere Vereinbarung halten, ja?« Seine Stimme war scharf. »Keine anderen Männer während unserer Affäre.«
Wie konnte er nach dem, was er gerade gebeichtet hatte, wagen, ihr zu drohen? Sie befreite sich aus seinem Griff und starrte ihn zornig an.
»Wenn ich mir einen anderen Liebhaber nehmen sollte«, sagte sie, »werde ich hinterher ganz bestimmt behaupten, er hätte mir ein paar Liebestropfen in mein Getränk gemischt.«
Linnet war so wütend, dass Jamie fast Rauch von ihr aufsteigen sehen konnte, als sie mit verschränkten Armen und funkelnden Augen vor ihm stand. Nur mit Mühe konnte er ein Lächeln unterdrücken. Ha! Sie war eifersüchtig auf eine Frau, mit der er vor mehr als zwei Jahren ins Bett gegangen war und das gegen seinen Willen.
Wenn das kein gutes Zeichen war, wusste er nicht, was sonst.
Natürlich hatte er sie schütteln wollen, bis ihre Zähne klapperten, als sie diese Bemerkung über ihre anderen Liebhaber gemacht hatte. Das hatte wehgetan; er fühlte noch immer das Brennen ihrer Worte in seinem Bauch.
Er atmete tief ein. Ihre Vergangenheit konnte er nicht verändern. Es zählte bloß, dass er der letzte Liebhaber sein würde, den sie je hatte.
Denn, bei Gott, sie würde nie mehr einen anderen haben.
Jamie zog sie in die Arme. Sie war steif wie ein Eisenspieß, doch er erstickte ihren Protest mit einem Kuss. Einen Augenblick später schlangen sich ihre Arme um seinen Nacken, und sie schmolz dahin wie Butter auf heißem Brot.
Aye, sie gehörte für alle Zeiten ihm. Sie wusste es bloß noch nicht.
15
Joanna Courcy, die unerschrockenste Hofdame der Königin, nahm Linnet am Handgelenk und zog sie in die kleine Privatkammer, die mit einem Paravent von der großen Halle abgetrennt war.
»Ihr müsst mit ihr sprechen«, sagte Joanna mit hoher, schriller Stimme. »Wir sind mit unserer Weisheit am Ende.«
Joanna konnte bloß von Königin Katharina sprechen.
»Ich werde Euch helfen, wenn ich es kann«, sagte Linnet. »Was beunruhigt Euch?«
»Die Königin und dieser Waliser«, zischte Joanna ihr ins Ohr.
Linnet wurde bang ums Herz. »War sie indiskret?«
»Sie ist ganz verrückt nach ihm«, sagte Joanna und fuchtelte mit den Händen durch die Luft. »Dabei ist er doch ein ganz gewöhnlicher Bürger.«
Was vollkommen nebensächlich war.
»Wir haben Andeutungen gemacht, aber die ignoriert sie«, sagte Joanna. »Keine von uns kann so mit ihr reden wie Ihr.«
Linnet verbarg ihren Unmut und tätschelte der Frau den Arm. »Regt Euch nicht auf. Ich werde sofort mit Ihrer Königlichen Hoheit sprechen.« Sie würde vor allem diesem Owen Tudor eine Gardinenpredigt halten.
Die Reise von London hierher war lang und ermüdend gewesen. Sie wollte im Moment nichts weiter tun, als sich
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