Mein geliebter Ritter
gefährliche Affäre fortzusetzen, dann lasst mich Euch wenigstens Kräuter geben, um eine Schwangerschaft zu verhindern.«
»Aber meine Liebe«, sagte die Königin und lächelte sanft. »Ich möchte ein Kind.«
Linnet wich einen Schritt zurück und tastete hinter sich nach einem Stuhl.
»Fürwahr hoffe ich, dass Owen und ich viele Kinder bekommen werden«, sagte die Königin mit einem verträumten Ausdruck in den Augen.
»Dann will ich für Euch beten, Königliche Hoheit.« Die Angst, die sich in Linnets Brustkorb breitmachte, ließ ihre Stimme tief und erstickt klingen. »Ich werde Tag und Nacht beten, denn der Pfad, den ihr gewählt habt, ist sehr gefährlich.«
»Es ist ein Pfad, auf dem ich nicht allein wandle.«
Linnet schluckte. »Sagt mir, ist Owen das Risiko wert, das Ihr seinetwegen eingeht?«
Die Königin sah ihr in die Augen. »Ich liebe ihn«, sagte sie, als beantworte das alles.
»Aber Ihr wart mit König Heinrich verheiratet. Ihr habt ihn geliebt, oder nicht?«
»Aye, aber auf eine andere Art«, sagte Königin Katharina seufzend. »Wie jeder andere habe ich ihn verehrt. Heinrich war ein großer Mann, ein König für die Ewigkeit.«
Linnet hatte König Heinrich angebetet, denn er war ein König wie in den alten Sagen gewesen. Owen war kein schlechter Mann, aber neben König Heinrich wirkte er so … gewöhnlich.
»Für Heinrich war alles wichtiger als ich«, sagte die Königin. »Er war immerzu unterwegs und kämpfte oder war mit Staatsgeschäften beschäftigt. Aber Owen will nur bei mir sein und mich glücklich machen.«
»Wie lange kann er Euch glücklich machen?«, fragte Linnet. »Falls Gloucester oder der Rat davon erfahren, weiß man nicht, was passieren wird.«
»Sie können mir nichts Schlimmeres anhaben als meine Mutter in der Zeit, als mein Vater verrückt wurde«, sagte die Königin. »Sie hat sich mehr um ihre verzogenen Hündchen gekümmert als um uns Kinder.«
Man vergaß leicht, dass diese zarte französische Prinzessin eine schwierige Kindheit erlebt hatte.
»Während sie sich mit ihren Liebhabern am anderen Ende von Paris mit üppigen Gelagen amüsierte«, sagte die Königin bitter, »sind wir fast verhungert, weil es ihr zu viel war, sich um unseren Unterhalt zu kümmern.«
»Ich bitte um Verzeihung, Königliche Hoheit.« Linnet nahm ihre Freundin am Arm und führte sie zu der Bank beim Fenster, wo sie sich hinsetzten.
»Ich werde ihn nicht aufgeben«, sagte die Königin.
Ihre Freundin schien entschlossen.
»Ich bitte Euch bloß darum, vorsichtig zu sein«, sagte Linnet und nahm die Hand der Königin in ihre. »Ihr versteht, dass Ihr Eure Zuneigung geheim halten müsst?«
Nach einer Weile nickte ihre Freundin.
»Da Ihr Euch für diesen Weg entschieden habt, werde ich tun, was in meiner Macht steht, um Euch zu helfen.«
»Ich danke Euch«, sagte die Königin. »Ich hoffe, Ihr werdet eines Tages verstehen, dass wahre Liebe jedes Risiko wert ist.«
»Ist sie es wert, alles zu verlieren, was einem lieb ist?«, fragte Linnet angespannt. »Sogar das Leben?«
»Ihr seid bei vielem so viel mutiger, als ich es bin, teuerste Freundin.« Die Königin legte ihre Finger auf Linnets Wange und lächelte sie geduldig an. »Aber Ihr seid ein Feigling, wenn es um die Liebe geht.«
16
»Hast du wieder noch einmal Owen gesprochen?«, fragte Linnet.
»Aye.« Jamie kickte einen Stein aus ihrem Weg. »Und er ist genauso unvernünftig wie die Königin.«
Der Wind blies kalt und feucht über den Fluss. Linnet fröstelte und verstärkte ihren Griff um Jamies Arm. Jeden Nachmittag spazierten sie diesen Pfad an der Themse entlang, wo sie sich unterhalten konnten, ohne das Risiko einzugehen, belauscht zu werden. Niemand sonst kam bei diesem eisigen Wetter zu einem Spaziergang an die Themse.
»Ich habe die Königin angebettelt, diskret zu sein«, sagte Linnet, »doch sie kann ihre Gefühle nur schlecht verbergen.«
»Ich bin mir sicher, dass es niemandem außer dir auffällt«, sagte Jamie. »Owens niedere Position ist hilfreich, denn wer würde schon glauben, dass die Königin eine Affäre mit ihrem Kammerdiener hat?«
Linnet rieb sich die Stirn; sie drohte Kopfschmerzen zu bekommen. »Bis die Königin seiner überdrüssig wird oder wieder zu Verstand kommt, müssen wir ihnen helfen, ihre Affäre geheim zu halten. Ich habe der Königin erlaubt, meinen Mantel zu benutzen, damit es so aussieht, als wäre ich es, wenn sie sich mit ihm trifft, und …«
Jamie wirbelte sie am Arm herum,
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