Mein geliebter Ritter
dumm hielt er sie eigentlich?
»Hast du gedacht, ich würde nichts davon hören?«, fragte sie, und ihre Stimme wurde schrecklich hoch und schrill. »Du wolltest dir nicht die Mühe machen, es mir erst zu erzählen? Du musstest sie hierher nach Windsor bringen und mich mit der Nachricht überraschen?«
Sein Zorn schien verraucht. Schuld konnte diesen Effekt haben. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie hob die Arme und trat von ihm fort.
»Wie konntest du nur, Jamie?« Tränen brannten ihr gegen ihren Willen in den Augen. Sie hasste es zu weinen. Hasste, hasste, hasste es. Sie ballte die Fäuste und kehrte ihm den Rücken zu.
»Ich wusste von Anfang an, dass du mich verlassen würdest«, sagte sie und scheiterte bei dem Versuch, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Aber ich dachte, du würdest dieses Mal weniger brutal vorgehen. Wir hatten eine Vereinbarung, erinnerst du dich? Wenn du es beenden wolltest, solltest du es mir vorher sagen.«
Er trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schulter. Sobald er sie berührte, brach ihr Körper in heftiges, stummes Schluchzen aus.
»Geh einfach!«, flüsterte sie. Sie konnte es nicht ertragen, dass er sie so schwach und schniefend sah.
»Ich bin nicht verlobt«, sagte er mit dem Mund an ihrem Ohr. »Ich hätte es dir sonst gesagt.«
»Edmund sagt, es sei alles arrangiert.«
»Es stimmt, dass der Bischof und Bedford die Verbindung vorgeschlagen haben«, sagte er. »Aber das ist alles.«
Sie wischte sich die Nase an ihrem Ärmel ab, obwohl das sehr schlecht für den Samt war.
»Was hast du vor?«, fragte sie, endlich gelang es ihr, ihre Stimme ruhig zu halten.
»Ich bin ein Mann, der ein Heim braucht, eine Familie. Eine Frau.«
Es sollte nicht so wehtun, ihn das sagen zu hören. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass es die Wahrheit war. Sie hatte es seit jenem Tag gewusst, da er sie in Paris verlassen hatte. Die Tränen flossen jetzt so heftig, dass sie sich nicht mehr die Mühe machte, sie mit dem Ärmel vom Gesicht zu wischen.
»Ich will mehr als eine Geliebte«, sagte er. »Ich will eine Frau, die mein Leben mit mir teilt und die Mutter meiner Kinder wird.«
Er verließ sie.
Sie musste den Atem anhalten, um nicht wie eine Fünfjährige in lautes Schluchzen auszubrechen. Kummer drehte ihr den Magen um; gleichzeitig fühlte sie sich schwach und schwindelig.
»Ich liebe dich, Linnet, aber bei mir heißt es: alles oder nichts«, sagte er. »Du wirst mir Treue schwören, oder ich suche mir eine andere.«
Jamie liebte sie.
Als sie sich zu ihm umdrehte, legte er die Arme um sie. Sie legte den Kopf an seine Brust. Es war so lange her, dass er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte.
»Verlass mich nicht«, flüsterte sie. »Verlass mich niemals.«
»Es gibt Versprechen, die ich von dir erwarte«, sagte er.
»Geh einfach nicht.« Sie schloss die Augen und schmiegte sich enger an ihn. »Verlass mich nicht noch einmal.«
Es war ihr egal, was sie ihm versprechen musste. Sie wollte bloß hier in seinen Armen sein.
»Ich brauche dein Wort …«
»Wir können doch später darüber reden, oder?« Sie ließ die Hände auf seine Pobacken gleiten. »Ich habe dich schrecklich vermisst.«
Seine ernste Miene wurde weicher. »Wirklich?«
»Jede Sekunde«, sagte sie mit belegter Stimme.
Er zog sie an sich und senkte den Kopf, sodass ihre Wangen sich berührten. Nah an ihrem Ohr sagte er: »Ich habe dich auch vermisst.«
Sie lehnte sich zurück, damit er das Verlangen in ihrem Blick sehen konnte, wenn sie ihm sagte, was sie von ihm wollte. »Ich möchte, dass du mir noch einmal sagst, dass du mich liebst, wenn du in mir bist.«
Ihre Worte hatte genau die Wirkung, die sie sich erhofft hatte.
Jamie riss sie an sich und küsste sie mit einer Leidenschaft, die unter ihrer Haut Feuer entfachte. Ohne den Mund von ihrem zu nehmen, schob er sie rückwärts bis zum Bett. Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen, seine Finger spielten in ihrem Haar, und er küsste sie so hungrig, dass sie nicht sicher war, ob irgendetwas von ihr übrigbleiben würde.
Als er schließlich die Lippen von ihren löste, schnappte sie nach Luft und sog sie keuchend ein, als er ihre Brüste umfasste. Sein verlangendes Stöhnen glich ihrem eigenen, als er das Gesicht an ihrem Hals vergrub. Sie grub alle zehn Finger in sein Haar, während er heiße, nasse Küsse auf ihren Hals presste.
Er wirbelte sie herum und fing damit an, die Bänder ihres Kleides zu lösen. Seine Finger
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