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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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der Wimper zu zucken ihr Portemonnaie heraus. »Zwei Stück«, verlangte sie.
    »Ich auch.« Matti holte ebenfalls ein Portemonnaie aus seiner Tasche.
    Geld von Matti. Wanda konnte ihr Glück kaum fassen. Der Kerl hatte tatsächlich Geld, und ein Teil davon ging gerade in Wandas Besitz über, wofür Matti zwei großzügige Stückchen Kuchen von Marianne bekam.
    Wanda nahm all ihren Mut zusammen, jetzt oder nie. »Weil wir gerade so schön beim Bezahlen sind, Matti, Stefan lässt ausrichten, dass du deinen Monatsbeitrag zahlen sollst, wie jeder andere. Kannst du gleich machen, wenn du willst.«
    »Äh …« Matti kaute und schluckte, sein Adamsapfel hüpfte hoch und runter. »Ich hab nicht so viel Bares mit«, nuschelte er.
    »Ich nehme auch EC -Karte. Und Visa.« Wanda tippte leicht an die Kasse neben ihr.
    »Habe meine EC -Karte gar nicht mit«, erklärte Matti.
    »Aber klar doch, da ist sie ja.« Hajos Frau deutete auf Mattis Portemonnaie, in dem sich eine gelbe Karte verräterisch zeigte. »Bei der Commerzbank, wie ich, stimmt’s?«
    »Ich sehe sie auch«, bemerkte Marianne.
    »Na, wieso … also, so was.« Matti balancierte den Kuchen in einer Hand und holte mit der anderen so langsam und schwerfällig seine Karte aus dem Portemonnaie, als befände er sich unter Wasser. Es schien ihm furchtbar leidzutun, sich davon für kurze Zeit trennen zu müssen. Ehe er sich’s versah, zog Hajos Frau die Karte mit einem kräftigen Ruck heraus. »Hast ja alle Hände voll, Jungchen«, sagte sie zuvorkommend und reichte Wanda die Karte.
    Die zog sie rasch durch den Kartenleser. »Drei Monatsraten, stimmt’s? Oder willst du gleich für Dezember mitbezahlen?«
    »Nein«, keuchte Matti.
    »Du bist so blass, schmeckt es dir, mein Guter? Noch ein Stückchen?« Marianne hielt ihm den Kuchenteller unter die Nase.
    Wanda lächelte zufrieden. Es ging doch. Und Kai kümmerte sich da drüben ganz nett um Herrn Gilder und zeigte ihm, wie die Maschinen funktionierten, stellte ihm die richtigen Gewichte ein und so weiter. Er hatte sogar Hajo auf das Laufband geholfen, wo dieser nun mit dem Enthusiasmus eines zur Zwangsarbeit im Gulag Verurteilten dahinschlich.
    »Dem Hajo gefällt das hier«, sagte seine Frau zufrieden. »Sag ich doch, dem fehlte die Beschäftigung. Ich nehm noch ein Stück.«
    Wandas Handy summte. Es war Biggi. Natürlich, das Date mit Benno gestern! Wanda nahm ab. »Und? Erzähle!«, sagte sie anstatt einer Begrüßung.
    »Es war klasse«, sagte Biggi mit einer Stimme, aus der unendliche Erleichterung herausklang. »Wir haben den ganzen Abend lang geredet, wir konnten gar nicht aufhören, wir haben uns ja über vierzig Jahre lang nicht gesehen.«
    »Hat er dich gleich erkannt?«
    Biggi lachte. »Ja. Und weißt du, was er gesagt hat? Dass ich ihm früher immer zu dünn war, kannst du dir das vorstellen? Und dann hab ich ihn gedrängt, dass er endlich seine Mütze abnehmen soll. Ich hatte doch längst gemerkt, dass er jetzt ’ne Glatze hat. Stört mich aber gar nicht. Und er hatte so eine Angst, dass ich ihn hässlich finden könnte, seine langen Haare waren doch damals sein ganzer Stolz.«
    »Mensch, ihr zwei. Hab ich es nicht gesagt? Wann trefft ihr euch wieder?«
    »Benno meinte, gleich heute Abend, aber ich glaube, ich lass ihn ein bisschen zappeln.«
    »Warum denn?«
    »Taktik. Schließlich hat er mich damals wegen der affigen Regina Hempler verlassen, erinnerst du dich nicht mehr? Die mit der perversen Dauerwelle?«
    »Das ist doch verjährt.« Wanda schüttelte amüsiert den Kopf. Jemand kam jetzt zum Eingang herein. Es war »Rambo-Ritschie«. Wanda erkannte ihn sofort wieder, an den unglaublichen Muskeln und der großkotzigen Art, wie er durch das Studio stapfte. »Dann viel Glück mit deiner Taktik, Biggi. Ich muss jetzt wieder. Sehen wir uns?«
    »Ich ruf dich an. Oder ich komm morgen mal vorbei. Jetzt, wo er mich gesehen hat, ist es ja nicht mehr so dringlich mit dem Sport.«
    »Mach das. Tschüs!« Wanda verfolgte Ritschie mit den Augen. Bei dem musste man aufpassen, der stapfte hier rum wie ein reizbarer Monarch über seine Ländereien. Aus misstrauischen kleinen Augen betrachtete er Herrn Gilder und Hajo, die vor dem Sandsack standen.
    »Hart zuschlagen«, riet Herr Gilder gerade. »Stell dir einfach vor, es ist jemand, den du nicht leiden kannst, der dir auf die Nerven geht oder so.«
    Hajos Augen leuchteten auf und mit einer Kraft, die Wanda ihm nie im Leben zugetraut hätte, drosch er auf den Sandsack

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