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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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war, als kniffe der kurz ein Auge zu. Aber vielleicht war es auch nur das Licht? Egal. Schien ganz nützlich zu sein, wenn so ein Biker mit Skorpion am Hals im Fitnessklub herumstand. Jedenfalls nützlicher als die alberne Herkules-Statue.
    Das konnte man wirklich nicht anders sagen.

17   Galaktische Preise
    Mit Herrn Gilder waren es einhundert und neunundvierzig Mitglieder. Fehlten exakt noch einundfünfzig Leute, um sich überhaupt zu diesem Wettbewerb anmelden zu können. Und Wanda hatte noch genau zwei Wochen Zeit. Es war aussichtslos. Was sie aber am meisten aufregte, war die Tatsache, dass das Planet of Fitness seit heute ein Facebook-Fan vom Studio Herkules war. Das war die reinste Verhohnepiepelung. Garantiert der Typ mit der affigen Sonnenbrille, der sich dort am Tresen über sie und Biggi lustig gemacht hatte. Der war es garantiert auch, der täglich einen Fitnesstipp des Tages, einen Ernährungstipp des Tages, einen Rekord des Tages und sonst welchen Klimbim des Tages auf der Facebookseite des Planeten veröffentlichte.
    »Angeber des Tages«, murmelte Wanda vor sich hin. Sie musste sich beeilen, in einer halben Stunde traf sie Kai auf ein Glas Wein und ihre Haare waren noch nass. Aber trotzdem musste sie nachsehen, was der Sonnenbrillenheini heute gepostet hatte. Es war wie eine Sucht.
Im Planet of Fitness galaktische Gewinne einsacken! Noch im November Mitglied werden und dafür Mega-Preise raffen. Be in it to win it!
    Wanda schüttelte sich leicht. Grauenhaft diese Sprache. Trotzdem hatten erstaunlich viele Leute auf dieses Gestammel reagiert. Achtunddreißig Leuten gefiel das, fast genauso viele hatten in ähnlich semantischer Verblödung ihre Freude darüber ausgedrückt. »Hammer hart :-) «, »Voll geil«, »Spitze, ihr Larven«, »Will auch!«, » GUUUT !«, » WTF ?« Oder Wandas persönlicher Favorit: »Hrrrr!«
    Preise … Das war allerdings gar nicht so abwegig. Das hatte was. Aber was für Preise hatten die? Sie brauchte einen Spion, der das im Planet of Fitness für sie herausfand. Biggi konnte sich da nicht mehr blicken lassen, Marianne würde eher noch weitere hundert Zwerge kaufen, als in so einen Schickimicki-Klub zu gehen, und Wanda selbst hatte keine Zeit. Außerdem erkannte der Typ sie vielleicht wieder. Kai? Den konnte sie nicht dauernd einspannen, er war ja nicht ihr persönlicher Laufbursche. Sie sah aus dem Fenster in den Nachbargarten, wo Otto Gilder in einer Wattejacke herumstiefelte und Laub zu Haufen zusammenharkte. Natürlich, Herr Gilder! Der alte Mann hatte sich innerhalb kürzester Zeit zum größten Fan des Studio Herkules entwickelt. Sie sah auf die Uhr. Verdammt, sie musste los. Aber das würde sie noch schnell ankurbeln. Sie machte das Fenster auf. »Otto? Hast du mal einen Moment?«
    Kai hatte sich ebenfalls umgezogen, Wanda war erleichtert. Auf dem Weg ins Café war sie sich auf einmal viel zu elegant vorgekommen. Sie hatte sich gefragt, ob Kai vielleicht im Trainingsanzug auf sie wartete, und wäre beinahe wieder umgekehrt. Er trug einen dunkelblauen Pullover über einem T-Shirt und las etwas auf seinem Handy. Seine linke Gesichtshälfte war noch ein bisschen geschwollen, und die rote Strieme verlieh ihm einen draufgängerischen Touch – Zorro, mitten im deutschen Herbst. Als er sie sah, winkte er ihr zu. Sie schob sich an den vollen Tischen vorbei und registrierte erfreut, dass Kai ihr den Mantel abnahm und den Stuhl zurechtrückte. Ein echter Gentleman. Schade, dass Wolfgang ihr Ex das nicht sehen konnte. Und wie herrlich, dass sie ihn los war. Sonst hätte sie nie mit einem Mann wie Kai am Tisch sitzen und sich ungeniert gewisse Dinge vorstellen können. Aber vielleicht wollte er ja auch gar nichts von ihr? Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein? Wanda war überrascht davon, wie traurig sie dieser Gedanke machte.
    »Du guckst so grimmig«, sagte Kai. »Ist was?«
    »Grimmig? Um Gottes willen, nein.« Wanda lachte. »Musste nur gerade an meinen Exmann denken.«
    »Weil du ihn vermisst?«
    »Klar. Wie Maul- und Klauenseuche.«
    Kai lachte, und noch bevor Wanda sich bremsen konnte, rutschte ihr dieselbe Frage heraus. »Vermisst du denn deine Ex?«
    Die Kellnerin kam und nahm ihre Bestellung auf, und so dauerte es einen Moment, bis Kai antwortete.
    »Wenn ich ehrlich bin, manchmal schon. Aber sie hat mich zu sehr gekränkt.«
    »Aha, verstehe.« Wanda setzte ein gleichmütiges Gesicht auf, obwohl sie gar nichts verstand und fast vor Neugier platzte.
    Als

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