Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
Vom Netzwerk:
über sein demoliertes Gesicht. »Man denkt gar nicht, dass du zu solch roher Gewalt fähig bist, Wanda.«
    »Bin ich auch nicht, das tut mir so leid.«
    »Weiß ich doch, kann doch mal passieren. Ich gehe das lieber mal kühlen. Aber Strafe muss sein.«
    »Strafe?« Wanda brach der Schweiß aus.
    »Dafür gehst du heute mit mir was trinken, verstanden?«
    »Klar. Mach ich.« Klar. Es rutschte ihr ganz automatisch raus. Und was hätte sie auch sonst antworten sollen? Sie hatte es doch Biggi versprochen.
    Ritschie beobachtete missmutig durch die Scheibe, wie seine Natalie einfach für Kai weitermachte. Gut weitermachte. Wanda staunte. Natalie hatte eine klare Art, die Dinge zu erklären, und wartete geduldig, bis sich auch der letzte verwirrte Teilnehmer in die richtige Richtung gedreht hatte. Wanda befürchtete, dass Ritschie sie anblaffen würde, als sie mit Kai an ihm vorbei zum Kühlschrank ging, um etwas Eis zu holen. Aber zu ihrem Erstaunen öffnete Ritschie lediglich den Mund, um guten Tag zu sagen.
    »Was wollte der denn vorhin?«, fragte sie leise Marianne und nickte in seine Richtung.
    »Bezahlen. Drei Monatsraten.«
    »Was?«
    »Sein Kumpel auch.«
    »Wieso das denn?« Wanda öffnete den Kühlschrank.
    Marianne sah auf. »Na, hast du etwa was dagegen?«
    »Nein, natürlich nicht, es überrascht mich nur. Ich frage mich, was uns zu diesem Glück verholfen hat.«
    »Ich glaube, dieser grässliche neue Freund deiner Tochter«, meinte Marianne. »Der mit der Vogelspinne am Hals.«
    »Skorpion«, verbesserte Wanda automatisch. Sie schüttelte den Kopf. »Warte mal, was sagst du da? Wie meinst du das?«
    »Na, da ist er doch. Sein Freund mit der Glatze war vorhin auch dabei.« Marianne deutete in Richtung Gang. Tatsächlich. Dort stand Axel, wuchtig in seiner Lederkombi, das Tuch auf dem Kopf, von dem Franziska gesagt hatte, dass es Bandana hieß. Die Finger hingen lässig in den Schlaufen seines Nietengürtels, und er unterhielt sich gerade mit einem der Bodybuilder. Nein, unterhalten war nicht das richtige Wort. Er tippte dem jungen Typen gerade kumpelhaft gegen die Brust, bis dieser ein paar Schritte zurück stolperte. Der andere verzog wütend sein Gesicht und entgegnete irgendetwas Patziges. Er wollte weitergehen, aber Axel versperrte ihm den Weg. Das Eis für Kai schmolz in Wandas Hand. Hastig reichte sie es an ihn weiter, ohne den Blick von den beiden im Gang abzuwenden. O Gott, gab es hier gleich eine Schlägerei? Bitte nicht schon wieder. Das Letzte, was sie hier gebrauchen konnte, waren Bandenkriege zwischen Bikern und Bodybuildern, die irgendwelche Ehrenkodexe mit roher Gewalt verteidigten. Mit Revier markieren und Nasenbein um Nasenbein und weiß der Himmel was sonst noch. Ein Verletzter pro Tag reichte ihr. Jetzt hielt der junge Bodybuilder auf Wanda zu. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.
    »Na?« Sie zwang sich zu einem milden, beruhigenden Lächeln. »Was darf es sein?«
    Der Typ stierte sie verdrießlich an. »Will bezahlen«, nuschelte er dann.
    »Wie bitte?«, fragte Wanda perplex. »Du willst bezahlen?«
    »Ja. Ich möchte bitte meinen Monatsbeitrag bezahlen«, wiederholte er folgsam wie ein Pfadfinder, auch wenn seine ganze Mimik den dringenden Wunsch ausdrückte, genau dies nicht zu tun.
    »Name?«, fragte Wanda schnell, bevor sich diese Fata Morgana wieder in Luft auflöste.
    »Ringo Ebersbach.«
    »Ringo?« Wanda sah verdutzt hoch. »Wie Ringo Starr?«
    »Ist das vielleicht ein Problem? Meine Mutter ist Beatles-Fan. Kann ich ja auch nichts dafür.« Der Bodybuilder sah sich nervös um.
    »Kein Problem.« Wandas Finger hämmerten auf dem Keyboard des Computers herum, so schnell sie konnten. Ringo Ebersbach. Du meine Güte. Kein Wunder, dass er das Bedürfnis verspürte, sein Leben lang auf Sandsäcke zu schlagen. Flink zog sie seine EC -Karte durch und gab sie ihm mit einem strahlenden Lächeln zurück. »Ab nächsten Monat geht die Abrechnung auch ganz problemlos über Abbuchung vom Konto. Praktisch, nicht?« Sie redete immer schneller. »Dort sind die Formulare. Da kannst du gleich eins ausfüllen.«
    »Hm.« Ringo Ebersbach sah sich kurz um. Axel stand immer noch hinten im Gang und tat, als ob er etwas an der Pinwand las, dabei wusste Wanda ganz genau, dass heute dort nur der Zettel von jemandem hing, dessen Kanarienvogel entflogen war.
    »Klar. Mach ich.« Ringo griff sich ein Formular und begann, es mit großen steifen Buchstaben auszufüllen.
    Wanda sah zu Axel. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher