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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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unter Aufbietung aller ihrer Kräfte, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Norbis Schicksal befand sich circa auf Platz 2456 ihrer Prioritätenliste. »Der Arme«, gelang es ihr schließlich zu sagen.
    Franziska schniefte. »Er tut mir ja leid, aber es geht einfach nicht mehr. Ich liebe ihn nicht mehr, ehrlich gesagt macht er mich wahnsinnig. Er bügelt alles, sogar seine Unterhosen, das ist doch nicht normal. Er hat seine Bücher alphabetisch geordnet, und er räumt sofort das Geschirr weg, wenn er was gegessen hat. Er hat zweiundvierzig Versicherungspolicen und war noch nie im Ausland, außer Österreich. So kann ich nicht leben.«
    »Natürlich nicht.« Wanda strich ihr sanft über den Kopf. Noch drei Minuten.
    »Und er hört dauern Dolly Parton und …«
    »Nun beruhige dich doch, du bist doch auch noch viel zu jung, um dich zu binden. Genieße erst mal wieder dein Single-Dasein.«
    Franziska sah sie konsterniert an. »Ich bin doch kein Single, Mama. Ich bin jetzt mit Axel zusammen. Da kommt er übrigens.«
    Wanda fuhr herum. Tatsächlich, da kam er angeschlendert, Bandana auf dem Kopf. Nahm er das jemals ab? Oder verdeckte er damit einen Auswuchs oder ein Muttermal, so eins wie das von Gorbatschow? Heute trug er Trainingshosen und ein schwarzes T-Shirt mit grässlichem Totenkopf-Aufdruck. Ihr Schwiegersohn in spe. Andererseits immer noch besser als der zweite Biker, der mit der Glatze. Timo irgendwas. Den hatte ihre unmögliche Tochter ja ebenfalls attraktiv gefunden.
    »Axel will hier ein bisschen Workout machen, ist das okay?«
    »Okay.« Wanda schwirrte der Kopf. »Ich muss … sag mal, hast du Natalie gesehen? Die kleine Dünne, die neulich den Kurs für die Leute gemacht hat? Kai kommt nicht, wie es aussieht, und die Leute warten schon. Wer könnte das denn sonst noch machen?«
    »Natalie habe ich nicht gesehen. Aber Axel kann das doch machen, oder, Axel?«
    Axel zuckte mit den Schultern. »Klar, warum nicht.«
    »Er war früher mal Sportlehrer.« Franziska glühte vor Stolz.
    Sportlehrer? Mit dem hatte sich garantiert kein pubertärer Klassenclown angelegt. Wanda bekam sofort Phantom-Muskelkater.
    »Ich brauche aber einen besseren Sound. Habt ihr auch vernünftige Musik?«, fragte Axel und nickte in Richtung Anlage.
    »Musik. Also wir haben Radio«, stotterte Wanda. Was genau sollte das hier jetzt werden?
    »Bisschen was mit Power? Nee?« Axel sah sich um. »Hat Stefan keine CD s hier? Ich hol mal meine.« Er schlenderte in Richtung Hof.
    »Ich weiß nicht so recht«, setzte Wanda an, aber jetzt war es Franziska, die ihr beruhigend auf den Arm klopfte. »Er ist total süß, mach dir keine Sorgen, der kriegt das prima hin.«
    Süß! Axel kam wieder herein, schob eine CD in die Anlage, dann griff er sich das ganze Ding, als wäre es Paris Hiltons kleine Handtasche, und trug es in den Stretching-Raum. Wanda konnte sehen, wie die Leute darin erstaunte Blicke wechselten, Hajos Frau redete hektisch auf Hajo ein und zeigte nach vorn, und plötzlich erklang eine Art Klingeln und Rauschen, dann eine E-Gitarre und ein Röhren. Wanda konnte sehen, wie Otto Gilder begeistert nickte, das war endlich mal Musik, die er auch hören konnte. Und dann ging es los, und zu Wandas Erstaunen bewegten sich die Leute im Stretching-Raum kurz darauf eifrig hin und her, mühten sich mit Armschwingen ab, hüpften auf der Stelle.
    »Er wärmt sie auf«, erklärte Franziska ihrer Mutter.
    »I am a Cowboy, on a steel horse I ride, I am wanted – dead or alive!«, schallte es durch das Studio.
    »Bon Jovi«, fügte Franziska hinzu. »Demnächst wollen wir beide mal zum Konzert von denen.«
    Wanda sagte gar nichts. Sie beobachtete nur fasziniert die silbergrauen Cowboys, die sich da drinnen abmühten und dann auf dem Highway to Hell mit Axel ihre altersschwachen Bauchmuskeln stärkten. Aber wie es aussah, hatten sie Spaß. Und er auch. Und sie, Wanda, hatte das alles ins Leben gerufen. Es war einfach nicht zu glauben.

19   Ein exklusives Geschenk
    Kai tauchte auch für den Rest des Tages nicht auf. Als Natalie kam, um Ritschie abzuholen, stürzte sich Wanda förmlich auf sie. Natalie strahlte über das ganze Gesicht und erklärte sich sofort bereit, einen Kurs zu übernehmen. Sollte Kai gar nicht mehr auftauchen. Wanda schob diesen Gedanken beiseite.
    »Ich bin froh, wenn ich was zu tun habe«, sagte Natalie. »Und Sport war immer mein Ding.« Sie lächelte Wanda traurig an. Wie schaffte es dieser Ritschie bloß, sie so

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