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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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sie sich gerade noch das erste Mal seit langer Zeit wieder völlig frei gefühlt und erfreut festgestellt, dass ungeahnte Kräfte in ihr schlummerten, dass sie alleine zu außerordentlichen Dingen in der Lage war, so fühlte sie sich seit dem Fürstenhof so vereinnahmt. So abhängig. Ganz zu schweigen von Eckis ständigem Gerede über …
    »Wie geht’s meiner Schönen?« Ecki war unbemerkt von hinten an sie herangetreten. »Das Deck wird heute noch fertig, dann kommt der Rasen drum rum und der Teich. In ein, zwei Tagen ist es geschafft. Bist du sicher, dass du keine Skulptur willst? Was Verspieltes, so eine kleine Nymphe? Oder einen Faun? Immerhin ist das doch hier eine Sauna?« Er kniff sie leicht in die Hüfte.
    Wanda zwang sich zu einem Lächeln. »Keine Nymphe.«
    »Oder doch ein Mini-Disneyland? So einen Miniatur Big Ben?«
    »Nein.« Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er hielt sie fest und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich kenne da jedenfalls einen ganz und gar nicht kleinen Big Ben, der sich schon sehr nach heute Abend sehnt und …«
    »Biggi«, schrie Wanda, erleichtert darüber, dass sie das neuerdings hennarot gefärbte Haar ihrer Freundin im Inneren des Herkules entdeckte. »Entschuldige, Ecki!« Sie machte sich los und lief ins Haus. Dort lehnte sie sich kurz an die Wand. Wie sollte sie das aushalten? Jedes Mal, wenn sie versuchte, Ecki von seinem Lieblingsthema abzubringen oder ihn dazu zu bewegen, sie nicht dauernd mit irgendwelchen Baudenkmälern zu vergleichen oder wenigstens – sie war ja schon für Kleinigkeiten dankbar – beim Sex nicht immer von Eindringungswiderständen und Dehnungsfugen zu reden, war er beleidigt. Dabei mochte sie ihn doch, seine Aufmerksamkeiten schmeichelten ihr, und wenn er den Mund hielt, war er auch ein wunderbarer Liebhaber, er verkörperte so ziemlich alles, was Wolfgang, ihrem Ex, gefehlt hatte, und doch ertappte sie sich immer wieder dabei, dass es ihr einen kleinen Stich gab, wenn Gerd hier auftauchte. Und das mittlerweile fast täglich, auch wenn er nur Mariannes Kuchen aß, in Zeitschriften blätterte und gelegentlich eine rauchen ging. Und mit Wanda redete – ohne sie zu belehren, ohne Vorlesungen zu halten. Und vor allem auch mal zuhörte.
    »Sei nicht undankbar«, befahl sie sich selbst. Ecki hatte den unfreundlichen Innenhof komplett verwandelt, nie im Leben hätte sie das ohne ihn geschafft! Du hast ja auch dafür bezahlt, stichelte eine kleine Stimme in ihr. Und wenn Ecki es nicht getan hätte, dann hättest du jemand anderen angeheuert. Vielleicht gäbe es keinen Teich und keine gezackten Sitzobjekte, aber irgendwas hättest du auch zustande gebracht! Sie verscheuchte die Gedanken, holte tief Luft und ging zu Biggi. Die stand vor dem PC und kaute Kaugummi. Wanda schnupperte. Es roch irgendwie nach Weihrauch und Kirche.
    »Das bin ich«, sagte Biggi, ohne aufzusehen. »Indische Räucherstäbchen aus dem Asialaden. Riecht gut, nicht? Was hast du gleich gesagt, Wanda? Wie viele Mitglieder brauchst du für diesen komischen Wettbewerb?«
    »Zweihundert. Warum?« Aufgeregt eilte Wanda die letzten Meter zum Tresen. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie auf diese Seite geschaut hatte.
    »Weil du fast zweihundert hast. Mariannes dämliche Zwerge haben eingeschlagen wie eine Bombe. Wenn’s mir einer erzählt hätte, ich hätte es nie geglaubt.« Biggi schüttelte den Kopf.
    Wanda schob Biggi ein Stück zur Seite. »Einhundertneunundneunzig«, flüsterte sie. »Ich glaube es nicht. Biggi, das schaffen wir ja doch bis heute Abend!«
    »Heute Abend?«
    »Bis 18.00 Uhr. Das ist der letzte Termin, an dem man sich anmelden kann.«
    »Und dann?«
    Wanda zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung. Dann wählen sie irgendeinen Klub aus. Irgendwie. Wer hat sich denn da alles noch angemeldet? Als ich gestern nachgesehen habe, fehlten noch mindestens zehn. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.«
    »Die hier.« Biggi tippte auf die letzten Namen in der Liste. An ihrem Finger prunkte seit neuestem ein Ring mit türkisfarbenem Stein, von der Art, wie man sie auf Mittelaltermärkten massenhaft kaufen konnte.
    »Michendorf, Erika; Michendorf, Frank; Hellmann, Brigitte; Welz, Roswitha …« Wandas Blick blieb an dem nächsten Namen hängen. »Hartmann, Gerd? Der Gerd hat sich angemeldet?«
    »Klar. Heute ist er auch wieder da.«
    Wanda sah auf. Stimmt. Da hinten war er. »Der will hier Mitglied sein? Im Fitnessklub?« Er besaß doch nicht mal Turnschuhe! Was

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