Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)
beiden sind wirklich zusammen. Meine etepetete Schwester und Biker-Axel, ich glaub’s einfach nicht. Am besten, ich ruf ihn mal an.«
»Ach«, rief Wanda mit sich überschlagender Stimme, »ich glaube, die sind im Moment gar nicht da, die wollten zum Konzert von … Ron Jovi, ja, so hieß der Mann wohl.«
»Bon Jovi, Mama.« Stefan rollte mit den Augen.
Das geriet hier langsam außer Kontrolle. Wanda musste das Gespräch zurück in ungefährliche Bahnen lenken. »Bertram ist übrigens jetzt in Australien. Er hat Krabben gegessen und war am Bondi Beach.«
Erwartungsgemäß sprang Stefan darauf an. »Mann, da will ich auch mal wieder hin, habe ich dir erzählt, wie ich dort …«
Wanda lehnte sich erlöst zurück. Gerade noch mal gutgegangen. Von jetzt an würde sie keinen Mucks mehr sagen, bis er wieder nach Hause kam.
»Und was sagst du nun zu meinem Plan?« Ecki sah sie erwartungsvoll an, den Salzstreuer in der Hand, mit dem er gerade seine Spätzle würzen wollte. Sie saßen im Restaurant Zum Stift , gar nicht so weit weg vom Hotel.
»Es sieht phantastisch aus. Ich kann es mir wunderbar vorstellen. Das Holz …«
»… deck, damit überspannen wir den Asphaltbelag, ganz recht. Dann noch eine Vertiefung, für einen kleinen Teich, Seerosen und so weiter. Sitzobjekte.«
»Sitzobjekte?«
»Zackenförmig angeordnet. Zum Ausruhen. Das wolltest du doch, oder?«
»Du meinst Bänke?«
Ecki verzog leicht das Gesicht. »Ja, wenn du das unbedingt Bänke nennen willst …« Er betrachtete gedankenverloren seinen Teller. »Eine Installation könnten wir auch noch einbauen. Was hältst du davon?« Er fing an, die Spätzle auf seinem Teller in eine Ecke zu schieben. »Hier die Sitzobjekte.« Er tippte seine Gabel in die Soße. »Hier der Teich.« Er presste mit der Gabel das Sauerkraut platt. »Hier das Rasenstück, untermischt mit flachen Steinen. Daneben Kies, und hier«, er spießte seinen Rollbraten auf und wuchtete ihn in die äußerste Tellerecke, »wäre noch Platz für eine Installation. Ich kenne einen Künstler, der diese Figuren aus Stahlnetz fertigt. Sein Thema ist der Mensch in der Diktatur, also Diktaturopfer, die Ohnmacht des Einzelnen und so weiter, ganz hervorragende Sachen macht der.«
»Ich möchte Seerosen. Und Bänke«, entgegnete Wanda mit fester Stimme. »Keine Diktatur, keine Opfer, keinen Maschendraht.«
Ecki winkte ab. »Kann man eh nicht bezahlen, den Mann.«
»Apropos – was soll der Spaß eigentlich kosten?« Wanda bemühte sich um einen gleichgültigen Ton, auch wenn sie innerlich vor Anspannung zitterte. Was, wenn er irrsinnig viel Geld dafür wollte? Warum hatte sie nicht früher daran gedacht?
»Das hat doch keine Eile. Für gute Freunde mache ich das auch umsonst.« Er griff nach ihrer Hand und streute dabei aus Versehen ein bisschen Salz darauf.
»Ecki, auf gar keinen Fall. Ich kann das selbst bezahlen.« Ha, von wegen! Drei Jahre Rente würden dafür draufgehen. »Also, wie viel?«
»Material?«
Wanda nickte stumm.
»Paar tausend.«
Okay. Gut. Tausend. Nicht zehntausend. »Gut. Und die Arbeit?«
Er winkte lässig ab. »Da habe ich meine Pappenheimer. Studenten von der Fachhochschule. Wir nennen das Ganze ›Forschungsprojekt Hinterhof‹, oder von mir aus kann einer seine Diplomarbeit drüber schreiben, und dann machen die das umsonst. Ich kenne da einen Professor.«
»Ich weiß nicht so recht …« Wanda stockte. War das überhaupt legal?
»Ja, du kannst ihnen natürlich auch gern was zahlen, wenn du unbedingt willst.«
»Ja, ich glaube, das wäre mir lieber.«
Ecki schnitt ein Stück Rollbraten ab, spießte ihn auf und führte die Gabel zum Mund. Dann hielt er inne. »Ich hätte mich als Student gefreut, so was Tolles machen zu dürfen. Durften wir nie. Unser Professor war besessen von diesem Le Corbusier mit seiner Insektenbrille und seinem funktionalen Quatsch, habe ich dir von dem erzählt?«
»Alles«, sagte Wanda, so schnell sie konnte. »Er hat ganze Städte in England versaut.«
Ecki lächelte erfreut. »Mit dir kann man wirklich prima reden. Du merkst dir alles, du verstehst alles, was ich sage. Du bist so …«
Wanda rückte gespannt nach vorn. Endlich wechselte er mal das Thema.
»… du bist wie ein phantastisches Bauwerk. Eins voller Geheimnisse, aber dennoch hell und luftig. So sind die wenigsten Frauen.«
Wanda stieß ein verzweifeltes kleines Gurgeln aus, aber Ecki merkte es nicht.
»Die meisten Frauen sind so wie … wie Schloss
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