Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
bedenken.
"Ich werde mehr erfahren, verlaß dich darauf. Ich werde nä mlich selbst mit Frau Hofmann sprechen. Sie wird mich nicht anlügen." Entschlossen ging er hinaus.
Michael Baron Paulsen hielt sich eng an die Grenzen der G eschwindigkeitsbeschränkungen, als er mit seinem Wagen nach Hellheim fuhr. Kurz vor der Stadt geriet er in einen Verkehrsstau. Ungeduldig drückte er auf die Hupe, als der Wagen vor ihm mit dem Anfahren zögerte. Der Fahrer wandte sich um und tippte an seine Stirn.
Endlich hatte Michael das Hotel erreicht. Er fuhr auf den Par kplatz. Ohne sich die Mühe zu machen, seinen Wagen abzuschließen, betrat er die Halle und fragte an der Rezeption nach Laura.
"Tut mir leid, Baron Paulsen", sagte der Portier. "Frau Ho fmann ist vor einer halben Stunde abgereist."
Der junge Baron brauchte einige Sekunden, um mit dieser Nachricht fertigzuwerden. "Wissen Sie, wohin Frau Hofmann gefahren ist?" erkundigte er sich.
"Leider nicht", antwortete der Portier. "Frau Hofmann sagte mir nur, daß sie noch einige Tage Urlaub machen würde."
* * *
Skeptisch schaute Laura Hofmann an dem großen pastellfarben gestrichenen Gebäude hinauf, in dem sie zumindest bis Ende des neuen Schuljahres unterrichten sollte. Auch wenn sie sich schon vor Monaten bei dieser Schule beworben hatte, hatte sie lange überlegt, ob sie in diesem Fall die Berufung nicht ausschlagen sollte. Andererseits mußte sie froh sein, endlich wieder an einer Schule angestellt zu werden. Es war eine Ironie des Schicksals, daß sie ausgerechnet eine Stelle in einem Internat gefunden hatte, das nur wenige Kilometer von Schloß Paulshof entfernt lag.
Laura atmete tief durch, dann schloß sie ihren Wagen ab und ging auf das Hauptportal zu. Mehrere Schüler drängten sich an ihr vorbei. Einige von ihnen schauten sie neugierig an, kümmerten sich dann aber nicht weiter um sie. Keine zwei Minuten später saß sie dem Direktor der Schule gegenüber. Manfred Kessler war b edeutend jünger, als sie ihn sich vorgestellt hätte, höchstens vierzig.
"Ich bin sehr froh, daß Sie für Frau Weiß einspringen können, Frau Hofmann", sagte er und drehte seinen Füllhalter zwischen den Fingern. "Nach allem, was ich über Sie gehört habe, werden Sie bestimmt eine Bereicherung für unser Institut sein."
"Danke", antwortete Laura. Sie hoffte, daß niemals der Klatsch, dem sie während der letzten Tage in Hellheim ausgesetzt gewesen war, hierher dringen würde. Es war äußerst zweifelhaft, ob Manfred Kessler dann noch immer eine Bereicherung für sein Internat in ihr sehen würde.
"Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?" erkundigte er sich.
Die junge Frau nickte. "Ja, in Riedhof. Sie ist zwar nur klein, aber sie ist völlig ausreichend für mich."
Der Direktor blickte auf seine Armbanduhr. "Der Unterricht wird in einigen Minuten beginnen." Er erhob sich. "Aufgeregt? Es gibt Lehrer, die haben stets etwas Lampenfieber, wenn man sie mit einer neuen Klasse konfrontiert." Er öffnete die Tür für sie. "Mit Ihren Kollegen mache ich Sie dann in der großen Pause b ekannt", versprach er.
Über ihnen erklang die Schulglocke. Einige Nachzügler, die sich noch in den Gängen aufgehalten hatten, verschwanden in ihren Klassen.
"So, hier sind wir!" Manfred Kessler öffnete die Tür des Klassenzimmers. Augenblicklich verstummte das Gespräch der Kinder. "Guten Morgen", grüßte er.
Die Schüler sprangen auf. "Guten Morgen, Herr Kessler!" ri efen sie im Chor.
"Bei Frau Weiß herrschte Disziplin", flüsterte er Laura zu. "In anderen Klassen geht es nicht so mustergültig zu wie hier." Er wandte sich lächelnd an die Kinder. "Wie ihr wahrscheinlich schon wißt, hatte Frau Weiß vor zwei Wochen einen schweren Unfall und wird wahrscheinlich nicht mehr unterrichten. Frau Hofmann ist jetzt eure neue Klassenlehrerin. Ich erwarte, daß ihr euch bei ihr genauso anständig b enehmt, wie bei Frau Weiß."
"Ich bin überzeugt, ihr werdet es", sagte Laura. Sie blickte von einem Kind zum anderen. Erschrocken zuckte sie zusammen. In einer der hinteren Reihen saß Evelyn Baronesse Paulsen. Das kleine Mädchen schien genauso überrascht wie sie zu sein. Wor tlos starrte es sie an.
"Kommen Sie alleine zurecht?" fragte der Direktor.
"Machen Sie sich keine Sorgen", erwiderte sie überzeugt. Ihren Schock, daß auch Michaels Nichte zu ihren Schülern gehörte, hatte sie bereits überwunden.
Laura legte ihre Mappe auf das Pult. "Am besten, ihr nennt mir jetzt erst einmal eure Namen, damit
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