Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
wir uns richtig kennenlernen können", schlug sie vor. "Meinen Namen kennt ihr ja bereits." Sie wandte sich an ein kleines Mädchen in der ersten Bankreihe. "Wie heißt du?"
"Christin Herbst", antwortete das Kind.
"Und ich bin der Marc Engel!" rief Christins Nachbar.
Ein Kind nach dem anderen nannte seinen Namen. Schließlich kam Evelyn an die Reihe. "Sie haben versprochen, uns zu besuchen, Frau Hofmann", sagte sie anklagend. "Versprechen muß man halten."
"Kennst du die denn?" zischte ihre Banknachbarin e rschrocken.
"Natürlich muß man Versprechen halten, Evelyn", antwortete Laura ruhig, "aber manchmal kommt etwas dazw ischen."
"Onkel Michael ist schrecklich wütend auf Sie", verriet die kleine Baronesse. "Und mit meinem Vati hat er sich gestritten. Und dann ist Onkel Michael nach Hellheim gefahren. Als er z urückgekommen ist, wollte er mit niemanden sprechen."
"Weißt du, Evelyn, wir unterhalten uns nachher darüber." La ura hatte zwar kein Lampenfieber vor ihren neuen Schülern gehabt, aber jetzt empfand sie die neugierigen Blicke der Kinder nicht gerade als angenehm.
"Gut", entschied Evelyn. Sie lachte Laura an. "Ich mag Sie, auch wenn meine Mama meint, sie wäre von Ihnen schrecklich enttäuscht."
"Wie gesagt, Evelyn, wir sprechen nachher darüber", erwiderte die Lehrerin. "Wie heißt du?" wandte sie sich an Evelyns Nebensitzerin.
Die erste Stunde verging wie im Flug. Nachdem alle Kinder i hre Namen genannt hatten, las Laura noch eine Geschichte vor. Sie war kaum fertig, als die Schulglocke anschlug. Evelyn rannte zu ihr nach vorn. "Sprechen wir jetzt miteinander?" fragte sie mit glänzenden Augen.
Laura sah, daß einige der anderen Kinder ihre Gespräche u nterbrachen und zu ihnen blickten. "Die Zeit ist eigentlich zu kurz", meinte sie. "Ich würde vorschlagen, daß wir uns in der großen Pause über alles unterhalten... Ach nein, das geht nicht. Da will mich Direktor Kessler den anderen Lehrern vorstellen."
"Dann nach der Schule", verlangte Evelyn. Nachdenklich blickte sie Laura an. "Ich werde unserem Chauffeur, wenn er mich abholen kommt sagen, daß er etwas warten muß."
"Gut, machen wir es so", gab Laura nach. Sie sah ein, daß sie mit Evelyn sprechen mußte. Sie mochte das kleine Mädchen und wollte es nicht noch einmal enttäuschen. Was wohl die Paulsens dazu sagen würden, daß sie Evelyns Lehrerin war? Sicherlich waren sie alles andere als begeistert darüber.
Ihre Mappe unter dem Arm verließ Laura nach dem Unterricht das Schulgebäude. Evelyn erwartete sie unten vor der Treppe. "Hast du eurem Chauffeur Bescheid gesagt?" fragte die junge Frau und legte den Arm um die Schultern der Kleinen.
Evelyn nickte nur. "Gehen wir hier herum", schlug sie vor und wies nach rechts. "Ich zeige Ihnen unseren neuen Spielplatz. Mein Vati hat ihn im Juni gestiftet."
"Das war aber sehr großzügig von ihm", meinte Laura. Sie bog mit Evelyn um die Ecke des großen Gebäudes. "Ich werde dir erst einmal...", begann sie, aber plötzlich versagte ihre Stimme. Wie angewurzelt blieb sie stehen.
"Frau Hofmann!" Baron Michael sah Laura fassungslos an. "Evelyn, ich dachte, du wolltest mir deine neue Lehrerin vorstellen", sagte er zu seiner Nichte.
Laura schluckte. "Ich bin Evelyns neue Lehrerin", erklärte sie. "Warum hast du mir nicht gesagt, daß dich dein Onkel von der Schule abholt?" fragte sie das Mädchen.
"Dann wären Sie bestimmt nicht mitgekommen", erklärte Evelyn lachend. "Onkel Michael mußte ich auch erst hierher lotsen."
Michael gab sich einen Ruck. Steifbeinig ging er Laura entg egen. "Seit wann sind Sie hier?" fragte er sehr förmlich.
"Seit drei Tagen", antwortete sie. "Die Berufung an dieses I nternat kam ziemlich wie aus heiterem Himmel. Ich konnte nicht ablehnen. Es war einfach unmöglich."
"Warum hätten Sie auch ablehnen sollen?"
"Onkel Michael, habt ihr euch jetzt wieder gern?" fragte Evelyn.
Laura errötete. Sie wagte nicht, den jungen Baron anzusehen. "Weißt du, Evelyn..."
Michael berührte flüchtig ihren Arm, zog die Hand aber gleich wieder zurück, als fürchtete er, sich zu verbrennen. "Sollten wir uns nicht mal zusammensetzen und über alles sprechen?" fiel er ihr ins Wort. "Ich meine, jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um die Dinge zu erörtern, die zwischen uns stehen." Er wies mit den Augen auf Evelyn.
Evelyn hatte seine stumme Geste verstanden. "Störe ich?" fragte sie. "Wenn ihr wollt, geh ich spielen."
"Nichts da, Evelyn." Michael hielt das kleine Mädchen
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