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Mein Herz in Deinen Händen

Mein Herz in Deinen Händen

Titel: Mein Herz in Deinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Seltsam, seltsam. Leute, die einen Unfall überstanden hatten, wollten eigentlich immer davon erzählen, auch wenn sie ihn selbst verschuldet hatten. »Du hattest einen Unfall. Du bist aber unverletzt. Und du … bist zu Fuß hergekommen?«
    »Ja, zu Fuß.«
    »Niemand ist vorbeigefahren und hat dich mitgenommen?«
    »Ich habe mich ein bisschen verfahren.« Sie versuchte einen Schluck Kaffee zu trinken, aber ihre Hände zitterten. »Ich bin von einem Kiesweg abgekommen.«
    Er spannte sich an. Ein bisschen verfahren. Der Highway wand sich durch die Berge, aber er war den ganzen Weg bis nach Diamond geteert. Sie musste auf einem Schleichweg hergekommen sein, wenn sie auf einer gekiesten Straße unterwegs gewesen war, und wenn wirklich niemand vorbeigekommen war, dann war sie so tief durchs Hinterland gefahren, dass nicht einmal die Vögel sie gefunden hätten. »Du musst die Autovermietung anrufen und sagen, was passiert ist.«
    »Nein. Nein, es ist mein eigenes Auto.« Ihre Stimme wurde höher und atemloser. »Ich habe es gekauft. Von einem Mann. Ich habe die Papiere. Genauer gesagt, ich hatte sie. Sie liegen im Handschuhfach.«
    Jede Menge Informationen, um zu zeigen, dass der Wagen ihr gehörte. »Dann eben die Versicherung.«
    Sie sah ihn an, als sei der Gedanke ihr völlig neu. »Ja, morgen rufe ich sie an.«
    Er stellte Vermutungen über ihre Fahrt an. Welche Teile ihrer Ausführungen trafen zu? »Du bist also nicht nach Boise geflogen, sondern die ganze Strecke gefahren.«
    »Ja.«
    »Von woher?«
    Sie zuckte die Achseln, als sähe sie keinen Grund, es nicht zu sagen. Ihre Worte klangen abgehackt und entschlossen. »Ich bin von Denver aus hergefahren.«
    »Du lebst also in Denver.« Sagte er nachdenklich.
    Sie rührte so heftig um, dass der Kaffee in der Tasse strudelte. »Nein.«
    Einer von den Poststempeln auf einem der Briefe, den sie Mrs Dreiss geschickt hatte, stammte aus Denver, also hatte er dort nach Pepper gesucht, nachdem Mrs Dreiss gestorben war. Er hatte keine Spur von ihr entdeckt, und er hatte ziemlich gute Beziehungen. »Wo lebst du dann?«
    »Ich bin ziemlich viel unterwegs.«
    Immer noch die alte Pepper. Keine Bindungen, keine Verpflichtungen. »Die Straßen müssen ziemlich glatt sein. Jede Menge Schnee da draußen.«
    Sie stellte den Kaffee ab, ging zur Spüle und griff auf das Fensterbrett, wo Mrs Dreiss’ Kollektion aus afrikanischen Veilchen stand. Sie berührte die verwelkenden Blätter. »Die Fahrt über die Rockies war ziemlich gruselig.«
    »Deshalb bist du vermutlich auch von der Straße abgekommen. Du bist auf eine Eisplatte geraten.«
    Sie goss mit vorwurfsvollem Blick Wasser in die Töpfe. »Du könntest die Blumen gelegentlich gießen.«
    »Morgen fahre ich mit dir zur Unfallstelle. Du holst deine Sachen heraus, und wir schleppen das Auto ab.« Er kannte diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht: die vorgeschobene Unterlippe, der direkte, stählerne Blick. Sie würde ihm gleich sagen, dass er sich zur Hölle scheren sollte, aber dazu war er noch nicht bereit. Und alleine schon gar nicht.
    »Ich bin am Verhungern. Haben wir irgendetwas zu essen?«
    Jedes Mal, wenn sie ihm auswich, wurde sie ihm suspekter. »Cookies.«
    Ihre Miene hellte sich auf. Ihre Augen leuchteten, ihr breiter Mund lächelte. Dann geriet ihr Lächeln ins Wanken, sie legte die Stirn in Falten und sah ihn verloren an. Verunsichert. »Wer …?«
    Er ging zum Gefrierschrank und holte einen Tuppertopf heraus. »Mrs Dreiss hat, bevor sie gestorben ist, noch welche gebacken.« Er zog den Deckel ab und hielt Pepper die Schüssel hin. »Ich habe welche für dich aufgehoben.«
    Sie schnüffelte ausgiebig an den Chocolate-Chip-Cookies. »Woher wusstest du, dass ich kommen würde?«
    Ah. Der Augenblick war gekommen. Er konfrontierte sie mit den Tatsachen. »Ich wusste, du kommst, sobald du erfährst, dass Mrs Dreiss dir die Ranch vererbt hat.«
    Peppers Gesichtszüge entgleisten. Der Tuppertopf fiel aus ihren tauben Händen.
    Er fing die Cookies auf, bevor sie auf dem Boden aufschlugen.
    Sie hatte es also nicht gewusst.
    »Sie hat mir … die Ranch … hinterlassen? Alles? Ich meine … die Ranch ?« Pepper fing zu zittern an; ein leises Zittern, das auf Schlafmangel, Hunger und Stress zurückzuführen war, diagnostizierte Dan.
    Er legte drei von den Cookies auf eine Papierserviette und taute sie in der Mikrowelle auf. Es dauerte exakt sechzig Sekunden, dann waren sie genau richtig. Er wusste es; er hatte es oft genug gemacht.

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