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Mein Herz in Deinen Händen

Mein Herz in Deinen Händen

Titel: Mein Herz in Deinen Händen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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ziemlich gut zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden.«
    Während der gedankenverlorenen Pause am anderen Ende der Leitung sah Dan förmlich, wie sein Vater über die morgendlichen Bartstoppeln auf seinem Kinn strich. Russell wusste nichts von den Dingen, die sein Sohn beim Militär machte, aber Dans Fähigkeit, Lügen zu erkennen, hatte etwas mit diesen Dingen zu tun. Russell wusste nicht, was Dan in Wirklichkeit auf Mrs Dreiss’ Ranch machte, aber die Veränderung seines Sohnes machte ihm offensichtlich Sorgen. Dan wusste das und bedauerte es, aber das, was er erlebt und getan hatte, hatte jedes Gefühl vertrieben und nur Rachsucht übrig gelassen – bis letzte Nacht Pepper aufgetaucht war und ihn mit ihrer Gleichgültigkeit zu weiß glühendem Zorn getrieben hatte und mit ihrem Kuss zu rot glühender Lust.
    »Wenn sie nicht gekommen ist, um sich ihr Erbe zu holen, weswegen ist sie dann gekommen?«
    Draußen auf dem Hof gluckten und pickten die Hühner, scharrten nach Würmern und beschwerten sich leise. »Weiß nicht.« Aber Dan würde es herausfinden.
    »Das Mädchen bloß zu kennen, bedeutet schon Ärger.«
    »Yeah.« Ja, Dan hätte das auch gesagt. Es bedeutete Ärger, wenn er sie zuerst zu Fall brachte, um sie dann zu küssen, und noch mehr Ärger, wenn sie den Kuss erwiderte. Es bedeutete Ärger, wenn er ihr zuhörte, wie sie sich wusch, bevor sie schlafen ging, und sich dabei vorstellte, wie sie nackt aussah. Es bedeutete Ärger, wenn er zu ihr ins Bett steigen und ihr zeigen wollte, was er von den Frauen gelernt hatte, mit deren Hilfe er sie hatte vergessen wollen. Ja, das bedeutete Ärger.
    Russells Stimme wurde bedächtig. »Ist es in Ordnung für dich, dass sie bei dir ist?«
    »Sicher.«
    »Es ist ihre Ranch«, sagte Russell. »Du könntest alles ihr überlassen.«
    »Es ist vielleicht bald ihre Ranch«, erinnerte Dan seinen Vater. »Aber sie kann sie nicht allein führen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Aber sie kann sich um das Haus kümmern. Du könntest zu Hause wohnen und hinreiten, um die schwierigeren Sachen zu erledigen.« Russells Stimme hörte sich begierig an. »Sohn, nun komm schon nach Hause.«
    Es war gut zu wissen, dass sein Vater ihn wieder im Haus haben wollte, aber es war auch typisch für Russell, dass er vergessen zu haben schien, wie schlecht sie miteinander ausgekommen waren, als Dan ein Teenager gewesen war, und dass sie auch heute noch am besten in getrennten Häusern lebten.
    Es kam daher, dass Dad immer alles besser wusste. Er hatte Dan Anweisungen gegeben, wie er die Wunden in seinem Gesicht und an seinem Bauch zum Verheilen bringen sollte. Er hatte ihm gesagt, wie er das Geld anlegen sollte, das er beim Militär verdient hatte und welchen Geländewagen er kaufen sollte. Er hatte ihm sogar das Mädchen ausgesucht, das er heiraten sollte. Also war Dan bei Mrs Dreiss eingezogen, angeblich, um ihr zu helfen. In Wirklichkeit wären die beiden starrköpfigen Männer wohl aufeinander losgegangen, wäre Dan seinem Vater nicht aus dem Weg gegangen. Dennoch liebten sie einander, also sagte Dan: »Ich kann noch nicht nach Hause zurück, Dad. Später vielleicht. Wir werden sehen, wie es weitergeht.«
    Samson steckte den Kopf über die Stalltür, beschnüffelte das Telefon und schnaubte ins Mikrofon.
    »Was, zur Hölle, war das?«, schrie Russell.
    »Samson.« Dan kraulte dem Pferd die Nase.
    Ein missmutiger Ton schlich sich in Russells Stimme. »Ich weiß nicht, warum du diesen riesigen, gemeinen Wallach reitest. Er macht nichts als Ärger.«
    »Er erinnert mich an dich.« Dan sah Samson in die braunen Augen.
    Das Pferd erwiderte den Blick und grub die Nase fester in Dans Hand.
    »Sehr witzig. Ich hörte, du hast heute Morgen Kälber gebrandmarkt.«
    Die Neuigkeit hatte Russell in Windeseile erreicht. »Ich will mir meinen Unterhalt verdienen.«
    »Mach dir deswegen keine Sorgen.« Dass er das Gespräch auf Pepper zurückbrachte, zeigte nur, wie besorgt Russell war. »Sohn, sieh zu, dass sie dich nicht wieder in die Klauen bekommt.«
    »Keine Sorge, Dad. Ich komme schon mit ihr klar.«
    »Sie hat dich doch nicht schon in den Klauen, oder?« Russell kannte Dan womöglich besser, als Dan klar war.
    »Dad, sie hat mich nie losgelassen.« Dan legte auf, während Russell noch in den Hörer stammelte.
    Er kraulte ein letztes Mal Samson, dann zog er die Daunenweste über, um die Beule zu verbergen, die der Halfter und die Pistole in sein Hemd drückten und schlenderte in die kühle

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