Mein Herz in Deinen Händen
schon immer ein Fiesling gewesen. Beide hatten sie Dan heute Morgen genau das gegeben, was er brauchte – eine Gelegenheit, etwas von dem Verdruss abzubauen, den Peppers Auftauchen ihm bereitete.
»Sei lieber nett zu ihm, Sonny.« Hunter Wainwright war schon, solange Dan denken konnte, auf der Ranch, und er frotzelte streng: »Dan ist der Sohn vom Boss.«
Dan gab Hunter der Gerechtigkeit wegen gleichfalls einen Klaps. Dann bestieg er geschmeidig Samson, den verdammten Palomino, den er jetzt schon seit zwölf Jahren ritt. Er wusste auch nicht, warum er sich mit ihm abplagte. Samson streifte wirklich bei jeder Gelegenheit seinen Reiter ab. Vielleicht behielt Dan ihn auch nur, weil er der größte Wallach war, den man in der Gegend um Diamond je gesehen hatte. Vielleicht aber auch, weil Samson immer den Weg nach Hause fand.
Und Dan wollte nach Hause. Er hatte jetzt drei Stunden, von sechs Uhr morgens bis neun, auf der Ranch seines Vaters verbracht und Kälber gebrandmarkt. Es war harte Arbeit, stinkend und staubig, rau und erfüllt vom Brüllen der Kälber und dem Fluchen der Cowboys.
Die Operation, bei der man ihm seine Innereien zusammengeflickt hatte, hatte in Dan den Wunsch geweckt, nie mehr innere Blutungen erleiden zu müssen. Also hatte er auf seinen Körper gehört, sich den letzten Herbst und Winter ausgeruht und sich vorgenommen, bis Ende des Sommers wieder in Form zu kommen.
Ein paar von den Cowboys hatten ihn ausgelacht, als er die ersten Arbeitstage hatte ausfallen lassen. Doch er hatte sie nur lang und hart angesehen, und sie hatten den Mund gehalten. Er wusste, dass über seinen Job bei der Armee Gerüchte im Umlauf waren, entsetzliche Geschichten von Verzweiflung und Tod, aber nichts davon kam an die Wahrheit heran. Was er getan hatte – was er immer noch tat -, konnte sich keiner von ihnen auch nur annähernd vorstellen.
Genau deshalb tat er es. Damit die Männer, die so hart auf dieser Ranch arbeiteten, niemals erfahren mussten, was Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung bedeuteten.
Er hob die Hand, ließ die lärmende Szene hinter sich und ritt über die Wiesen auf Mrs Dreiss’ Ranch zu.
Das lang gezogene Tal wand sich zwischen immer noch schneebedeckten Gipfeln und grünen Hügeln dahin. Es folgte dem Fluss, der schließlich in den Snake River mündete. Zwei Besitzungen teilten das Tal unter sich auf: die Dreiss-Ranch und die seines Vaters. Sie dehnten sich weit über die umliegenden Berge aus, wohin das Vieh im Winter wanderte und leicht verloren ging.
Die Berge definierten das Land. Es waren die Berge, die die plötzlichen, heftigen Winterstürme brachten, in denen sich auch ein erfahrener Cowboy verirren und erfrieren konnte. Es waren die Berge, die die Sommer manchmal so spät kommen ließen, dass der letzte Schnee erst nach dem Unabhängigkeitstag schmolz. Die Leute hier oben lachten über das Wetter und sagten, es gäbe nur zwei Jahreszeiten, Winter und August, und sie hatten Recht.
Aber die Berge hatten Dans Charakter geprägt, hatten ihn zäh gemacht und einsam, hatten einen Anführer aus ihm gemacht … und ihn nach Hause geholt. Während der qualvollen Zeit im Krankenhaus hatten zwei Dinge ihn am Leben gehalten: das Wissen, dass die schroffen Gipfel so wie seit Ewigkeiten da sein würden, wenn er nach Hause kam … und das Wissen, dass es an der Zeit war, Pepper zu finden.
Aber er hatte sie nicht gefunden. Sie hatte ihn gefunden. Das hatte etwas zu bedeuten. Er musste nur herausfinden, was.
Die Scheune sah ganz normal aus, als Dan hineinritt. Er stellte Samson in den Stall und striegelte ihn. Dann griff er zum Telefon, rief seinen Vater an und sagte: »Sie ist wieder da.«
Russell war Rancher und nicht auf den Kopf gefallen. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, bis er wusste, wer sie war. »Ist sie das? Pepper Prescott beansprucht ihr Erbe, was?«
»Weiß nicht.«
Geschäftsmann, der er war, kam Russell gleich auf den Punkt. »Will sie verkaufen?«
»Weiß nicht.«
»Falls ja, sind wir die Ersten auf der Liste. Das müsste sie eigentlich wissen, schließlich hat sie hier gelebt und …« Russells Stimme stockte, als er realisierte, was Dan gesagt hatte. »Was soll das heißen, du weißt nicht, ob sie ihr Erbe beansprucht? Deswegen ist sie doch hier, oder?«
»Als sie hier angekommen ist, wusste sie noch nicht, dass Mrs Dreiss gestorben ist.«
»Hat sie dir das erzählt?« Russells Missbilligung war unverhohlen und verächtlich. »Sie lügt.«
»Ich kann mittlerweile
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