Mein Herz in Deinen Händen
auf dem Kerbholz hat. Ihr denkt … ihr denkt, dass sie ihren Adjutanten selbst erschossen hat.« Hope holte tief Luft, als ihr die ganze Tragweite der Misere klar wurde. »Was habt ihr Napier von Pepper erzählt?«
Zack und Gabriel wechselten betretene Blicke.
Zack sagte: »Anfangs waren wir so dankbar, dass eine namhafte Generalin uns zu Hilfe kommt, dass uns die Ungereimtheiten in General Napiers Geschichte nicht aufgefallen sind.«
Gabriel gestand: »Wir haben ihr Peppers richtigen Namen gesagt.«
»Gütiger Himmel.« Hope griff nach einer Wasserflasche. »Damit und mit Hilfe ihres Einflusses bei der Regierung kann sie jeden Staat dazu bringen, die Unterlagen der Jugendämter offen zu legen, und feststellen, wo Pepper sich aufgehalten hat.«
Coldfell setzte die Limousine auf eine Bodenwelle auf.
Zack nickte grimmig. »Wir haben Jason in Washington gelassen, wo er mit der Polizei verhandelt. Ich habe Griswald vom Dulles Airport aus angerufen und ihm gesagt, dass wir Pepper auf der Stelle finden müssen, oder wir finden sie nicht lebendig.«
22
Der Friedhof der Familie Dreiss lag auf einem sonnigen Hang, wo das Gras im Frühling früh grün wurde und es auch während der Sommerhitze blieb. Holzapfelbäume spendeten den verwitterten Grabsteinen Schatten.
Ein Grabstein war neu und scharf konturiert. Patricia Louis Dreiss .
Pepper hatte am Abend zuvor alle Briefe gelesen, die Mrs Dreiss ihr geschrieben hatte. Alle, bis auf einen. Jetzt rollte sie die Ärmel hoch, ignorierte die kühle Feuchtigkeit, die durch die Knie ihrer Jeans drang, und richtete das Grab her. Sie pflanzte Blumen, die den ganzen Sommer über blühen würden. Pepper wusste irgendwie, dass Mrs Dreiss am Duft der altmodischen Nelken ihre Freude haben würde, genau wie am leuchtenden Orange und Gelb der Ringelblumen.
Unglücklicherweise war Pepper in Gedanken nicht nur mit dem Sonnenschein beschäftigt oder damit, wie sich die Erde zwischen ihren Fingern anfühlte. Ihr Körper war von einem wachsenden Gefühl der Freude erfüllt, ihr Verstand von Panik. Sie hatte sowohl sich selbst als auch Dan gesagt, dass sie lediglich Sex gehabt hatten, was eine gute Bezeichnung war, nicht so euphemistisch wie miteinander schlafen , sondern ein solider, moderner Ausdruck für das, was wirklich zwischen ihnen passiert war.
Aber Dan hatte eine ganz andere Bezeichnung gewählt.
Liebe machen. Wir haben Liebe gemacht.
Pepper erschauderte. Sie starrte die Pflanzen an, während sie ein paar davon gleichzeitig in die Erde schob. Wie konnte er das sagen? Er deutete an, dass sie so etwas wie Liebe getauscht hatten.
Liebte er sie?
Nein. Nein, das tat er nicht. Er war genau wie die anderen Menschen in ihrem Leben, die ihr gesagt hatten, dass sie sie liebten; die Menschen, denen sie vertraut hatte. Sie erinnerte sich nur allzu gut an die letzte Lektion. Sie hatte einer Autorin vertraut, einer Generalin, zu der ganz Amerika aufsah. Jetzt verfolgte sie diese Frau, weil sie so schwach gewesen war, auf die Integrität eines anderen Menschen zu vertrauen.
Wenn sie mit Dan zusammen war, vergaß sie die Gefahr, in der sie sich befand, beinahe. Beinahe. Aber im Hinterkopf horchte sie auf Schritte und das Krachen eines Schusses.
Sie sprach mit dem Grabstein und hatte das Gefühl, dass Mrs Dreiss ihr zuhörte. »Danke für die Briefe. Ich liebe Sie. Danke, dass Sie darauf vertraut haben, dass ich zurückkomme. Ich wünschte, ich hätte für Sie da sein können, aber Sie haben Recht. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, und ich werde mich nicht dem Selbstmitleid hingeben. Dan ist gestern ins Esszimmer gekommen, um zu schauen, was ich mache, wie er gesagt hat. Ich glaube, er wollte nachsehen, ob ich weine und vielleicht auch, ob ich das Abendessen mache.« Sie drückte die letzte Pflanze in die Erde. »Ich habe nicht geweint, und die Thunfisch-Sandwiches waren ziemlich gut.«
Sie zog die Gartenhandschuhe aus, lehnte sich an den von der Sonne warmen Grabstein und schaute ins Tal hinunter. Sie konnte das Vieh sehen, das in der Nähe der Flussbiegung die Weiden punktete, ein Cowboy ritt die Straße entlang. Sie konnte das Haus sehen und Dan, der auf dem Weg zur Scheune war. Sie sah Samson auf der Weide stehen. Aber hören konnte sie nur das Säuseln des Windes durch die knospenden Blätter, und mit der Stille kehrte ein Frieden ein, wie sie ihn nicht mehr erlebt hatte, seit … sie wusste nicht, seit wann. Aber sicher nicht mehr, seit sie in dieser Tiefgarage die
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