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Mein Herz so weiß

Mein Herz so weiß

Titel: Mein Herz so weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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Delirium, in jener Stadt waren allmählich nur noch Taxen zu sehen. Es war zwanzig nach drei, als ich mich an der Stelle befand, an der ›Bill‹ gewartet hatte, dass ich die Wohnung räumte, ziemlich weit vom Hauseingang, weit vom einzigen Lichtkegel entfernt, jetzt, vom Bürgersteig her, sah ich andere in einer gewissen Entfernung, in den Straßen spart die Stadtverwaltung, was sie in den Avenues verschwendet. Von hier aus war das Licht im Wohnzimmer nicht zu sehen, die Perspektive war verkürzt, ich machte ein paar Schritte, ein dritter Stock, ich ging näher heran, um mich mehr gegenüber aufzustellen, und sah das Licht brennen, es brannte noch, ›Bill‹ war nicht gegangen, er war noch immer da, er betrachtete Berta noch nicht als eine Unbekannte. Und dann rührte ich mich nicht mehr von der Stelle, sondern beschloss, weiter auf der Straße zu warten, es war zu spät, um ein Hotel zu suchen, darauf hätte ich vorher kommen müssen, ich war zu träge, um zu dem Schnellrestaurant zurückzukehren, von den anderen Lokalen waren nicht mehr viele offen, ich hatte keinen Hunger mehr, ein wenig Durst, ich wollte nicht länger umhergehen, ich hatte es satt, zu laufen und die Zeit zu spüren. Ich erinnerte mich an den Schauspieler Jack Lemmon in jenem Film aus den sechziger Jahren, nie konnte er in seine Wohnung hinein, ich blieb neben der Straßenlampe stehen, an die Straßenlampe gelehnt wie ein Betrunkener in einem Witz, auf dem Boden meine Plastiktüte, ausgebeult von der Milchtüte, und in der Hand die Zeitung, um sie im Lichtschein zu lesen. Aber ich las nicht, ich wartete, wie Miriam es getan hatte, nur dass es mir nichts ausmachte, wenn meine äußere Erscheinung unter dem Warten litt und ich über die wirkliche Situation Bescheid wusste, das heißt, warum man mich warten ließ, ich war über niemanden wütend, ich wartete nur auf ein Zeichen. Ich schaute oft zum Fenster, so wie Custardoy jetzt zu dem meines Schlafzimmers schaute, ich bewachte die falsche Hochzeitsnacht von ›Bill‹ und Berta, wie jene kubanische Schwiegermutter aus dem Lied und dem Märchen die Nacht ihrer Tochter mit dem Fremden bewacht hatte, der sich am nächsten Morgen in eine Schlange verwandelte (oder es war während der Nacht, der Hochzeitsnacht, die Tochter bat um Hilfe und wurde nicht erhört, der Schwiegersohn täuschte und überzeugte die Schwiegermutter, indem er sie so nannte, ›Schwiegermutter‹) und eine Blutspur auf den Laken hinterließ, oder vielleicht war es das Blut der vermählten Jungfrau, das Fleisch ändert sich oder die Haut tut sich auf oder etwas wird aufgeschlitzt, Berta würde nicht das ihre lassen in dieser Nacht. Ranz hatte drei Hochzeitsnächte erlebt, drei wirkliche, in ihnen wird bisweilen etwas aufgeschlitzt, früher. Das Licht brannte vielleicht zu lange, Viertel vor vier, reden, wiederholen, fortfahren, kein Lachen mehr, oder ›Bill‹ hatte beschlossen, über Nacht zu bleiben, es war nicht wahrscheinlich, nicht einmal mehr das leise Rauschen des Verkehrs auf den Avenues war zu hören, plötzlich fürchtete ich für Berta, hast du nicht ein bisschen Angst, hatte ich zu ihr gesagt, wenn die Dinge nicht so sind, dann ist es eben Pech, hatte sie geantwortet, die Leute sterben, es scheint unmöglich, aber die Leute sterben, wie meine Tante Teresa und die erste Frau meines Vaters gestorben sind, wer immer sie auch gewesen sein mochte, ich wusste noch immer nichts von ihr, sicher wollte ich es nicht, Luisa dagegen wohl, Luisa war neugierig, wer weiß, ob Luisa sich nicht in Gefahr befand so weit weg, jenseits des Ozeans wie die kranke Frau Guillermos, die es nicht wusste, während ich plötzlich für Berta fürchtete, die sehr nahe war, jenseits des Fensters ihres erleuchteten Wohnzimmers, ein Zeichen, das Licht meines Schlafzimmers war gelöscht, so wie ich es hinterlassen hatte, von ihrem konnte man es nicht wissen, es lag nicht zur Straße, und dort dürfte sie sich befinden mit ›Bill‹ und seiner Stimme wie eine Säge, die unartikulierte Stimme jetzt, so wie ich mit Luisa beisammen gewesen war einige Minuten, bevor ich zum Kühlschrank ging (die in Ausrufen sprechenden Stimmen), um dann aus dem Fenster des Zimmers zu schauen, in dem ich arbeite, hinaus, zur Ecke an meiner neuen Wohnung, an der so viele Leute stehen bleiben, ein Drehorgelspieler und eine Frau mit Zopf, ein Typ, der Rosen verkauft und ausruft, und auch Custardoy mit seinem obszönen, nach oben gewandten, nassen Gesicht, ich ging in jener

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