Mein Herz springt (German Edition)
war an euch beide gerichtet. Aber umso besser: Was habt ihr beide denn gemeinsam unternommen?« Ich kann mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.
»Wir waren ein bisschen in der Stadt unterwegs. Ich war vom Vorabend noch ziemlich angegriffen. Daher waren wir recht früh im Bett. Ich meine, jeder in seinem – natürlich.« Ich merke, wie Lisa etwas nervös wird. Daher bohre ich nicht weiter nach.
Sind sich die beiden etwa näher gekommen? Näher als Hanno und ich? Ich versuche mir Lisas Reaktion zu erklären. Und beneide sie in diesem Moment um diese mögliche Erinnerung.Allerdings versicherte mir Lisa schon zu Beginn unserer Bekanntschaft, dass es derzeit nur einen Mann für sie gäbe. Nichts wollte sie für die Beziehung mit ihm riskieren. Vielleicht haben sich die beiden auch gestritten, frage ich mich. Das ist aber auch eher unwahrscheinlich. Dann säßen wir jetzt nicht gemeinsam auf dem Naschmarkt. Ich gebe das Rätselraten auf. Bestimmt wird mir Lisa irgendwann mehr dazu erzählen. Wir wechseln das Gesprächsthema. Auf die Frage nach Hannos Telefonnummer verzichte ich.
Hainer bringt Lisa und mich nach unserer Mittagspause noch zur Straßenbahn-Haltestelle in Richtung Messehallen. Wir verabschieden uns von ihm und entscheiden noch an der Haltestelle, den Kongress-Nachmittag gemeinsam zu gestalten. Wir wählen Vorträge, die inhaltlich leicht verdaubar sind, und lassen uns berieseln. Lisa flüstert mir zu: »Mit Hainer lief nichts. Das ist mir nicht leichtgefallen. Wir hatten einen sehr, sehr schönen Abend, aber – wie schon gesagt – ich lebe in einer glücklichen Beziehung. Es ist besser, wenn ich ihn heute Abend nicht sehe. Hast du etwas geplant?«
»Nein«, antworte ich.
»Der Guru amüsiert sich jetzt ja auch im schönen Montreal«, zieht mich Lisa auf. »Was hältst du davon, wenn wir heute auf einen Abschiedsdrink gemeinsam in die Weinbar gehen?«
»Gute Idee. Dann lass uns jetzt mal noch ein bisschen aufpassen.«
»Streberin«, spottet Lisa mit einem breiten Lachen im Gesicht. »War übrigens schön, dich kennenzulernen. Falls ich es heute Abend vergessen sollte, dir das zu sagen.«
»Ja, das war es.« Ich lehne kurz meinen Kopf an Lisas Schulter und nehme danach eine senkrechte Sitzposition ein, um das letzte Quäntchen Wissen in mich aufzusaugen.
Als nach dem Vortrag alle Zuhörer Beifall klatschen, läuft mir ein leichter Schauer über den Rücken. Der Kongress ist vorbei. Wann wird eine solch aufregende Zeit wieder kommen? Wird sie überhaupt wieder kommen? Ich henkle mich beim Verlassen des Saales bei Lisa unter. »Komm!«, sage ich. »Lass uns ins Hotel fahren, Sachen packen und uns dann in der Weinbar treffen.« Einen Abend alleine im Hotelzimmer kann ich mir nicht vorstellen. Ich brauche Ablenkung. Zu sehr brodeln die Gefühle in mir.
Ich telefoniere noch einmal mit Frieda und Kalle. Wir freuen uns alle auf das Wiedersehen am nächsten Abend. Wien hat mit Köln nichts zu tun. Es war eine Reise in eine andere Welt. Eine Reise, die mich verändert hat. Dessen bin ich mir schon jetzt bewusst.
In der Bar ersetzen Lisa und ich den Wein der vorherigen Abende durch das ein oder andere Glas Pils. Der letzte Abend ist ein besinnlicher und lustiger zugleich. Lisa berichtet von ihren schauderhaften Erfahrungen in der vorangegangenen Ehe – und ihrem neuen Glück danach. Sie bereut die Vergangenheit nicht. Sie interpretiert das Geschehene als wichtige Lernerfahrung und Reise zu sich selbst. Sie meint, alles hätte einen Sinn im Leben – die schönen und die nicht so schönen Dinge. Ich bewundere Lisas Stärke und ihren Blick auf die Dinge.
Ich frage Lisa noch zu Björns Bedeutung in ihrem Leben: »Ihr habt an unserem ersten gemeinsamen Abend einen guten Eindruck zusammen gemacht. Ich dachte mir, das könnte passen.«
»Ja, Betty, das denken viele. Und wir verstehen uns zweifelsohne auch bestens. Björn ist ein toller Typ und ein treuer Wegbegleiter. Aber gefunkt hat es zwischen uns beiden nie. Wir schätzen uns als Kollegen und Freunde. Mehr nicht.«
»Aber nun zu dir, meine Liebe: Wirst du den Guru wiedersehen?«, fragt Lisa plötzlich wie aus dem Nichts.
Ich stocke für eine Sekunde. »Keine Ahnung. Ich weiß es nicht.«
»Ihr habt euch doch gut verstanden, oder? Habt ihr keine Nummern ausgetauscht?«
»Nein. Das haben wir nicht. Hat sich irgendwie nicht ergeben.«
»Wie, nicht ergeben?«, hakt Lisa nach. »Den ersten Abend schmachtet er dich die ganze Zeit an. Den zweiten Abend
Weitere Kostenlose Bücher