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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Bauer
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kennen wir uns nur beiläufig? Oder herzlich, weil alle wissen dürfen, dass wir ein besonderes Verhältnis zueinander haben?
    Ich entscheide mich abzuwarten. Ich klopfe an die Tür des avisierten Raumes. Zwischen vielen schon draußen zu vernehmenden Stimmen höre ich Hannos unvergleichliche Stimmeheraus. Ich trete ein und sehe rund acht Personen vor mir. Hanno nimmt mich sofort wahr, kommt mit strahlenden Augen auf mich zu und küsst mich auf die Wangen. »Schön, dass du da bist. Komm‘ herein.« Dann wendet er sich an die anderen: »Darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Ich würde Ihnen gerne Frau Dr. Liebknecht aus der kardiologischen Abteilung des Klinikums Köln vorstellen. Sie hat mein Angebot, unser Team zu unterstützen, glücklicherweise angenommen.« Wieder schaut er zu mir. »Herzlich willkommen im Team, Betty.« Und wieder die Worte ans Team: »Wir sind komplett. Wir können loslegen. Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich schlage vor, dass sich jeder kurz vorstellt. Die meisten unter Ihnen kennen sich bereits. Frau Dr. Liebknecht und Dr. Hartmann sind neu zum Team gestoßen. Betty, magst du als einzige Frau in der Runde kurz anfangen?«
    Ich fasse die wichtigsten Stationen meines Lebens prägnant zusammen. Es ist der gängige Werdegang eines Mediziners: Studium und Promotion in Münster, Famulaturen in München, Tübingen und in Paris. Alles weitere in Köln. »Was mich aber von allen unter Ihnen abhebt, meine Herren« – beschließe ich meine Vorstellung – »ist die Tatsache, dass ich schon ein Kind zur Welt gebracht habe. Frieda. Die mit mir und meinem Mann in Köln lebt.« Es geht ein kurzes Gelächter durch die Reihe. Die Runde nimmt ihren Lauf. Wir sind ein rein deutsches Team hier in Hamburg. Es gibt noch einen weiteren Forschungskreis in Stockholm. Die Kollegen werden gegen 18.00 Uhr per Videokonferenz dazugeschaltet.
    Ehrfürchtig höre ich mir die Werdegänge der Teamkollegen an. Kaum ein Kollege hat weniger als drei Auslandsstationen an renommierten Kliniken vorzuweisen. Alle befinden sich noch in anderen Forschungsteams. Ich komme mir als Außenseiter vor. Diese Rolle werde ich schnell ablegen müssen. Ich wurdevon Prof. Clausen in diese Runde gebeten. Das ist Auszeichnung und Qualitätssiegel genug.
    Dann geht es los. Hanno führt ausführlich in die Thematik ein. Zuerst gibt er einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung, dann benennt er eigene Hypothesen, die er sich im Vorfeld zurechtgelegt hat, um anschließend einzelne Arbeitsstränge an die Teammitglieder zu verteilen. Meine Aufgabe wird es sein, die Rolle der hormonellen Prozesse in diesem Kontext zu analysieren. Die fachliche Basis dazu habe ich mir damals, im Zuge meiner Doktorarbeit, aufgebaut.
    Das Teammeeting spornt mich regelrecht an. Die Zusammenarbeit mit hochmotivierten, äußerst intelligenten und erfolgreichen Medizinern lässt mich über meinen Schatten springen. Ich spüre eine große Genugtuung und eine Art Befreiung in mir. Und dabei geht es nicht um Hanno. Es ist zwar schön zu wissen, dass er da ist. Aber getrieben werde ich gerade durch meine große Lust, zusammen mit diesem Team einen bisher noch nicht beschrittenen Weg in der Herzforschung zu gehen. Ich werde seit langer Zeit einmal wieder gefordert – nicht pädagogisch, dafür intellektuell. Ich genieße die Reaktivierung jeder einzelnen Zelle meines Gehirns. Habe ich das so sehr vermisst?
    Wir diskutieren auch nach der Videokonferenz noch bis in den späten Abend hinein. Irgendwann unterbricht Hanno: »Liebe Kollegen, wir vertagen unsere fruchtvolle Diskussion auf den morgigen Vormittag. Es ist Zeit, dass wir nicht nur unseren Geist, sondern auch unseren Magen füttern.« Die Kollegen stimmen nickend zu. »Meine Sekretärin hat einen Tisch in einem französischen Restaurant im Schanzenviertel reserviert. Am besten teilen wir uns zwei bis drei Taxen unten vor dem Eingang der Klinik. Wir treffen uns dann im Lokal.«
    Das Restaurant macht von außen einen unscheinbaren Eindruck. Es fasziniert erst beim Eintreten durch die vielen kleinen, liebevoll dekorierten Nischen, die eine gewisse Anonymität der Gäste zulassen. Wir nehmen an einem Tisch, der für neun Personen gedeckt ist, Platz. Hanno hat mich an seine Seite gebeten – mit den netten Worten: »Die einzige Dame in der Runde nimmt bitte neben mir Platz.«
    »Sehr gerne, Herr Professor«, antworte ich scherzend.
    Ich fühle mich an diesem Platz, in diesem Kollegenkreis wohl. Meine

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