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Mein Herz springt (German Edition)

Mein Herz springt (German Edition)

Titel: Mein Herz springt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Bauer
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Hanno. Wir haben uns geküsst. Das erste Mal. Wie Teenager, heimlich, in einer kleinen Gasse mitten in Bonn. Unsere Gefühle überwältigten uns – ganz einfach. Schon jetzt vermisse ich Hanno. Ich rieche noch den Duft seines Hemdes, ich spüre noch seine Hände in meinem Haar, seine Lippen auf meinem Mund. Ich sehne mich auf einmal nach mehr. Ich möchte seinen ganzen Körper spüren. Mich ihm ganz hingeben. Mich in ihm verlieren. Ich frage mich, wie ich die Zeit bis Hamburg überstehen soll. Wie ich die nächsten Wochen über ein normales Leben führen soll. Kann ich diese Gefühle überhaupt noch vom Alltagsleben mit meiner Familie trennen?
    Die Lichter der Großstadt bringen mich wieder zur Vernunft. An einer roten Ampel fahre ich die Fensterscheiben herunter und atme in vollen Zügen durch. In diesem Moment bin ich froh, dass nicht mehr passiert ist. Dass wir uns durch einen einfachen Kuss unsere Gefühle füreinander bestätigten.
    Kalle ist noch wach, als ich gegen halb zwei Uhr nachts nach Hause komme. Er bittet mich, mit seinem Laptop auf dem Schoß, mich neben ihm auf die Couch zu setzen. Ich ziehe meine Jacke aus und schmiege mich an ihn.
    »Und, wie war dein Abend mit den Kollegen?«
    »Schön. Wie immer. Es gab nichts Besonderes.« Nach einer kurzen Pause fahre ich fort: »Habe ich dir eigentlich schonerzählt, dass mich heute ein Hamburger Kollege gefragt hat, ob ich sein Forschungsteam unterstützen möchte?«
    »Nein, Betty, hast du nicht. Und, was hast du geantwortet?«
    »Ich habe zugesagt – vorausgesetzt natürlich, dass das auch für dich in Ordnung ist. Sicherlich werde ich häufiger einmal unterwegs sein.«
    »Klar ist das für mich in Ordnung, mein Schatz. Du weißt doch, wie sehr ich an dich glaube. Und wenn das eine gute Chance für dich ist, musst du es machen. Alles andere kriegen wir schon irgendwie hin.«
    »Ja, das ist es. Ich kann es selbst noch kaum glauben. Es handelt sich um ein Team um Professor Hanno Clausen. Das ist derzeit einer der angesehensten Herzspezialisten in Deutschland. Ich hätte niemals mit einem Angebot von ihm gerechnet.«
    »Das hört sich toll an! Herzlichen Glückwunsch, Betty! Und wie kam Professor Clausen ausgerechnet auf dich?«
    »Weil ich durch meine letzten 20 veröffentlichten Artikel für wahnsinnig viel Furore um meine Person in der Öffentlichkeit gesorgt habe«, scherze ich. »Nein, im Ernst. Das ist eine gute Frage. Clausen hat vor einigen Wochen unsere Abteilung besucht. Dabei bin ich ihm wohl positiv aufgefallen.«
    »Was ich voll und ganz nachvollziehen kann.« Kalle legt seinen PC zur Seite, küsst mich sanft auf die Wange, beendet wortlos unser Gespräch und trägt mich ins Schlafzimmer. Ich genieße die Nähe, die er mir in dieser Nacht schenkt, auf eine besondere Art und Weise. Und obwohl ich in diesen Minuten ganz ihm gehöre, sind meine Gedanken nicht nur an diesem Ort und an dieser Stelle.
    ***
    Ein paar Tage später erhalte ich mit meiner Klinikpost die offizielle Einladung zum Kick-off-Meeting in Hamburg. Es ist ein Standardbrief, der wohl an alle Teammitglieder geschickt wurde. Kein persönliches Wort. Kein persönlicher Gruß. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass unser Kontakt von nun an auch in einem professionellen Kontext stattfindet. In einem Kontext, der nur wenig Persönliches zulassen wird. Das muss ich akzeptieren, auch wenn es ungewohnt ist.
    Seit unserem Abend in Bonn habe ich nichts mehr von Hanno gehört. Ich kämpfe jede Minute gegen meinen inneren Wunsch, meine Gefühle und Gedanken mit ihm zu teilen. Ich muss mich zurückhalten, darf nichts überstürzen. Die Erinnerung an Wien und Bonn sowie die Vorfreude auf Hamburg muss genügen.
    Die Vorfreude auf das Wiedersehen weicht ein paar Tage vor meiner Reise nach Hamburg immer mehr dem Zweifel, ob meine Erwartungen überhaupt erfüllt werden können. Wir werden uns in der Hansestadt mit mehreren Kollegen treffen, erst das Projekt besprechen, dann gemeinsam essen gehen. Es wird wenig Zeit für ein persönliches Gespräch, geschweige denn eine innige Berührung bleiben. Werde ich in Hannos Gegenwart überhaupt klare Gedanken fassen können? Die Diskussionen werden sicherlich auf einem hohen Niveau ablaufen, dem ich mich im Normalfall gewachsen fühlen dürfte. Aber den Normalfall wird es nicht geben. Was, wenn Hanno von meinen fachlichen Beiträgen so enttäuscht sein wird, dass er mir einen Ausstieg aus dem Team empfiehlt? Wird dann nicht auch seine Zuneigung mir

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