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Mein Hund Mister Matti

Titel: Mein Hund Mister Matti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerard Bauer
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damit er nicht weglief. Dann nahm die Tierärztin eine Art Zange, um damit den Haken herauszuziehen. Die Zange sah genau so aus wie die Zangen in Dads Werkzeugkiste.
    Zunächst wollte ich alles genau beobachten, was die Tierärztin machte, denn ich fand das ziemlich cool. Als ob ich bei einer richtigen Operation zuschauen würde, was ich noch nie zuvor getan hatte. Aber nach einer Weile fühlte ich mich nicht mehr besonders gut. Vermutlich lag das an all den komischen Gerüchen in dem Raum – den merkwürdigen medizinischen Gerüchen und den Pupsgerüchen von Mister Matti. Er konnte einfach nicht anders, weil er sich so fürchtete.
    Als die Tierärztin den Haken mit der Zange packte, wurde mir schlecht. Ich versuchte, nicht auf das Blut in Mats Maul zu schauen oder auf das Blut auf den Gummihandschuhen der Tierärztin. Dann legte die Tierärztin die Zange beiseite, weil sie den Haken damit nicht entfernen konnte, und ging zu dem Tisch, wo all die anderen Gerätschaften lagen. Als sie zurückkam, hatte sie ein sehr spitzes, scharf aussehendes Messer in der Hand.
    Mir brach der kalte Schweiß aus. Ich hatte das Gefühl, als hätte etwas alles Blut aus meinem Kopf herausgesaugt. In meinem Magen schien ein dicker Klumpen hin und her zu rollen. Die Ärztin meinte, ich sei »blass wie die Wand« und schickte mich raus, damit ich ein bisschen frische Luft schnappte und ein Glas Wasser trank. Ich hielt das für eine gute Idee und verließ den Raum.
    Ich wandte mich an die Frau am Empfang und bat sie um ein Glas Wasser. Allerdings kam ich nicht mehr dazu, meinen Satz zu beenden, denn auf einmal wurde mein Kopf ganz schwindelig und schwer wie beim Looping in der Achterbahn. Und dann wurde ich ohnmächtig. Ich erinnere mich noch, dass ich falle und dann erinnere mich an eine Glocke. Und dann an nichts mehr. Als ich erwachte, sah Dad zu mir herab und drückte mir etwas Kaltes gegen den Kopf. Ein nasses Taschentuch.
    Die Frau vom Empfang erzählte mir, dass ich direkt auf ihren Schreibtisch gefallen war. Mein Kopf war gegen die kleine Glocke gestoßen, mit der man sich bemerkbar machen kann. Das ist wahrscheinlich ziemlich lustig, wenn man nicht gerade selbst umgekippt ist und sich den Kopf angestoßen hat. Ich hatte ein dickes Veilchen direkt unter dem Auge vom Aufschlag auf die Tischkante und – vom Zusammenprall mit der Glocke – eine Platzwunde auf der Stirn, die die Tierärztin verbinden musste, damit ich nicht alles vollblutete.
    Danach legte ich mich einfach auf die Bank im Eingangsbereich, und Dad und die Tierärztin gingen zurück in das Sprechzimmer, um Mister Matti fertig zu verarzten. Nach einer Weile kamen sie zusammen mit Mat heraus. Mat hatte ein paar schwarze Stiche in seinem Gaumen, wo die Tierärztin den Haken herausgeschnitten hatte, und einen großen Plastiktrichter um den Hals, damit er nicht mit den Pfoten an der Wunde kratzen konnte. Er sah halb nach Hund, halb nach Staubsauger aus, vor allem, wenn er auf dem Boden herumschnüffelte. Ich hätte wahrscheinlich gelacht, aber ich befürchtete, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen.
    Als wir dann die Tierarztpraxis verließen, trug Dad mich zum Auto, denn er hatte Angst, ich könnte wieder ohnmächtig werden oder mich übergeben oder beides. Auch Mister Matti musste er tragen. Der konnte nämlich mit seinem Trichterhelm nicht besonders gut sehen und stieß dauernd irgendwo an. Außerdem war er durch das Narkosegas noch immer ein bisschen wacklig auf den Beinen. Zum Glück war Dad ziemlich stark, denn nur wenige Menschen konnten Mister Matti hochheben. Der einzige andere Mensch, den ich das je habe tun sehen, war Onkel Gavin, als er mal angeben wollte.
    Dad meinte an diesem Tag, Mister Matti und ich würden uns gleichen »wie ein Ei dem anderen«. Da hatte er wahrscheinlich recht, denn wir konnten beide nicht richtig gehen, wir hatten beide einen Verband beziehungsweise einen Trichter am Kopf, und der blaue Fleck auf meiner Backe passte genau zu dem schwarzen Tränenfleck unter Mister Mattis Auge. Er war sogar auf derselben Seite.
    Wie gesagt, ich glaube, das ist die verrückteste Geschichte, die mit Mister Matti passiert ist. Dad erzählte sie unheimlich gern. Einmal sprach er von »dem Tag, als Mat dachte, er wäre ein Fisch«. Und er meinte, Onkel Gavin habe sich in »Mats geheimer Zutat« geirrt. Es war weder eine Dänische

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