Mein irischer Held
den Kopf.
„Du sollst wissen, mein Kind“, ließ sich erneut ihr Vater vernehmen, „dass ich meine endgültige Zustimmung zu dieser Regelung noch nicht gegeben habe. Wir könnten nach England zurückkehren und ich könnte dort einen Ehemann für dich suchen.“
Sie schluckte. Bevan wollte sie nicht, ihm ging es nur um Rionallís. Aber wenn sie deshalb die Heirat mit ihm ablehnen würde, käme es erneut zum Kampf um den Besitz. Einige der Soldaten ihres Vaters würden sterben – und zweifellos auch einige von Bevans Leuten. Laut und deutlich erklärte sie: „Ich werde Bevan MacEgan heiraten.“
„Wir sollten das Gespräch im Warmen fortsetzen“, bemerkte nun dieser. „Kommt, Mylord, mein Bruder wartet schon darauf, Euch und Eure Männer auf Laochre willkommen zu heißen.“
9. KAPITEL
Einige Tage später kehrten Bevan MacEgan und der Earl of Longford noch einmal nach Tara zurück, um die Könige über das neue Eheabkommen zu unterrichten. Sowohl der irische Hochkönig als auch König Henry erklärten sich mit allem einverstanden, was Longford vorschlug. Unter anderem wurde beschlossen, dass Hugh Marstowe keinerlei Entschädigung für den Verlust seiner Braut zustand.
Während die Männer sich noch am Hof des irischen Hochkönigs aufhielten, verließ auch Genevieve Laochre. In Begleitung einer beachtlichen Schutztruppe reiste sie nach Rionallís. Am Morgen nach ihrer Ankunft rief sie ihr Gesinde zusammen und erklärte, dass es ihr Wunsch sei, alles, was an Hugh Marstowe erinnerte, zu entfernen. Ein Aufatmen ging durch den Saal. Obwohl niemand sprach, war nicht zu übersehen, dass der Normanne nicht beliebt gewesen war. Genevieve erläuterte die Einzelheiten ihres Vorhabens, und wenig später waren Knechte und Mägde damit beschäftigt, die erhaltenen Anweisungen auszuführen.
Sie selbst hatte sich unterdessen in Begleitung mehrerer irischer Soldaten darangemacht, die einzelnen Kammern der Burg zu inspizieren. Als sie in den Kerker kamen, fanden sie dort die Leiche einer Frau. Man hatte ihr das Haar geschoren, sie gefoltert und ihren toten Körper achtlos liegen lassen. Genevieve traten Tränen in die Augen. Ihr war sofort klar, dass es sich nur um Declans Mutter handeln konnte. Der arme Junge war also innerhalb weniger Tage zur Vollwaise geworden.
Obwohl sie weder Kiaras Tod noch den ihres Mannes hätte verhindern können, empfand sie ein schwaches Gefühl der Schuld. Es wunderte sie noch immer, dass Bevan einen seiner eigenen Männer getötet hatte, um sie zu retten. Auch konnte sie noch nicht recht begreifen, warum er sich letztendlich doch entschlossen hatte, sie zu heiraten. Ein wenig ängstlich fragte sie sich, wie er sich wohl als ihr Gemahl benehmen würde. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie niemals so quälen würde, wie Hugh das getan hatte. Doch wenn ihre Eltern erst nach England zurückgekehrt waren, gab es auf Rionallís niemanden mehr, der wirklich an ihrem Wohl interessiert war.
Die Stimmung in der Burg hatte sich deutlich verändert, seit Hugh fort war. Nach zwei Tagen – inzwischen gab es kaum noch etwas, das mit ihm in Verbindung gebracht wurde – fühlte Genevieve sich beinahe glücklich in ihrem zukünftigen Zuhause. Endlich fasste sie den Mut, ihr ehemaliges Schlafgemach zu betreten. Sie nahm einen Arm voll von frischen Binsen mit, um den Fußboden neu zu bestreuen. Auch ließ sie sich von mehreren Mägden begleiten, die ihr beim Aufräumen und Reinigen helfen sollten. Doch sie empfand noch immer eine große Scheu, in der Kammer zu sein, in der Hugh sie so gequält und gedemütigt hatte. Allein hätte sie es nicht gewagt, sich in ihr aufzuhalten.
Das schon einige Zeit zuvor im Kamin entzündete Torffeuer verbreitete eine angenehme Wärme. Dennoch überlief sie ab und zu ein kalter Schauer. Sie bemühte sich, nicht zum Bett zu schauen. Immer wieder hatte Hugh sie in die Kissen gedrückt, ihr gesagt, dass er sie liebe und eine „richtige Frau“ aus ihr machen würde. Immer wieder hatte er ihr seine Küsse aufgezwungen und sie abwechselnd gestreichelt und geschlagen. Die Erinnerung ließ Übelkeit in ihr aufsteigen.
„Ist Euch nicht wohl, Mylady?“, fragte eine der Mägde.
Genevieve schluckte. „Bringt das Bett hinaus. Macht damit, was ihr wollt. Aber sorgt dafür, dass ich es nie wieder zu Gesicht bekomme.“
Zwei der Dienerinnen tauschten einen kurzen Blick aus. Dann begannen sie, unterstützt von den anderen, mit der Arbeit.
„Ihr braucht nicht wiederzukehren, ich
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