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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ich bei dir wahninnig sein darf !
    Max schlängelte sich durch die Tische und baute sich regelrecht auffordernd auf. Jeder, wirklich jeder musste ihn wahrnehmen , und tatsächlich blickten nicht wenige Gäste auf, um sich sofort wieder ihren Gesprächen zu widmen.
    Das hatte Max genauso gewollt, wie er ihr zuvor verraten hatte. Seine Verkleidung war prägnant und unübersehbar.
    W ie sehr sie ihn liebte. Seine Tapferkeit. Seine Konsequenz. Sein Anderssein. Seinen Schmerz. Denn nur sein Schmerz trieb ihn zu dieser Tat. Armer, lieber Mann. Vermutlich würde niemand ihre Gefühle begreifen, doch das forderte sie auch nicht. Sie liebte diesen Mann nicht, um anderen etwas zu beweisen, sondern nur mit ihren eigenen Sinnen. Sie würde akzeptieren, wenn man ihre Liebe belächelte oder ihnen hinter ihrem Rücken einen Vogel zeigte, doch das änderte nichts an jenem Gefühl, das größer war als jeder Berg, jeder Kontinent, größer als die ganze Welt. Bedeutete Liebe nicht, dass man losließ, sich fallen ließ und vertraute? Kannte Liebe Grenzen?
    Sie und Max hatten alle Grenzen hinter sich gelassen.
    Alle Grenzen!
    Er ging langsam über den Platz bis zu den Bänken, die dem Café gegenüber standen, ungefähr fünfzig Meter entfernt. Er sprach einen alten Mann an, als bettele er.
    Lenas Kamera folgte Max.
    Der Mann schüttelte den Kopf, im selben Moment hielt Max ihm etwas an den Hals, was unschwer als Messer auszumachen war. Der alte Mann öffnete den Mund, als wolle er schreien, doch Max schien es ihm verboten zu haben, denn er flüsterte nach wie vor mit den Lippen nahe am Ohr des Opfers.
    Der alte Mann kniete sich hin, Max stand drohend über ihm, noch immer eine blitzende Klinge an dessen Hals. Er wartete und Lena wusste nur zu gut, worauf.
    Bitte warte nicht zu lange. Sonst fasst dich die Polizei!
    » Seht mal!«, rief jemand der Gäste des Cafè King .
    » Was ist das denn?«, ein anderer.
    Eine junge Frau gab einen hellen Ruf in Russisch von sich.
    Im selben Moment begann der alte Mann zu schreien. »Hilfe! Er tötet mich! HILFE!«
    Max blieb unbeweglich, doch Lena nahm wahr, dass er mit der freien Hand den Mann am Mantelkragen hielt. Schweiß strömte dem Alten übers Gesicht und jedem Zuschauer musste nun klar werden, dass hier keine Show, kein Performance stattfand, nach der man den Hut herumreichte. Das war echt, verrückt, aber verdammt echt!
    Lena konzentrierte sich auf die Gäste des Cafés.
    Ein Mann sprang auf. Seine Begleiterin hielt ihn am Ärmel fest. Er setzte sich wieder. Unschlüssig. Nervös.
    Ein anderer Mann, älter und kahl, erhob sich. »Spinn ich oder was? Was soll das?«
    » Setz dich, Arschloch!«, schrie ein anderer, wesentlich jünger. »Ich filme, Mann!«
    »Jemand muss ihm helfen«, jammerte eine Frau, die ihre Einkaufstüte absetzte. Auch andere Spaziergänger hielten inne, alle gafften neugierig. Ein Grüppchen Asiaten kicherte.
    Maximilians Messer blitzte gespenstisch. Ein langes Tranchiermesser, scharf wie eine Rasierklinge. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff er dem Alten in die Haare, riss sie brutal hoch und schnitt sie ab. Ein schneller Schnitt, so auffällig mit ausholender Geste ausgeführt, dass wirklich jeder Zuschauer nicht nur ahnen, sondern wissen musste, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zuging, auch wenn man in einer Stadt wie Berlin war, die aus Leidenschaft und Ekstase geboren, zerstört und neu geschaffen worden war.
    Der Alte fing an zu zappeln und zu heulen, aber er wagte es nicht aufzuspringen. Gegen den wesentlich stärkeren Angreifer hätte er keine Chance gehabt. Der Angreifer hätte ihn geschlagen wie ein Leopard eine lahme Gazelle. Max warf das Haarbüschel weg. Funkelnd wie grausige Feenfäden wirbelten sie zu Boden, weiß wie aus Kristall.
    Eine Frau, wackelig an ihrem Rollator, strebte auf Max zu. Sie schimpfte und Lena war sicher, sie würde eingreifen. Ein Modepunk schnappte sich die Greisin und hielt ihre Gehstütze fest.
    Mit einer raschen Bewegung schnitt Max dem Alten ein Ohr ab. Er hielt den blutigen Fetzen in die Luft. Blut tropfte von dem Fleischlappen. Er ließ ihn fallen. Das Geräusch war leise, kaum hörbar und dennoch purer Irrsinn, Blut spritzte und lief dem Alten in den Kragen. Nun begann das Opfer zu heulen, zu kreischen und sich zu wehren. Der Schmerz musste mörderisch sein. Er warf sich ungeachtet des Angreifers auf den Rücken. Max sprang wie ein Tier auf den Mann, rittlings saß er auf ihm und hob das Messer bedrohlich.
    »Das

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