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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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inkognito die Stadt besuchte , oder ein Späthippie. Kein Mann, dem man mehr als einen Blick schenkte, jedenfalls nicht in Berlin, wo man im Schlafanzug durch die Stadt laufen konnte, ohne Aufsehen zu erregen.
    Tauben flatterten über den Platz und pickten Krümel auf.
    Paare schleppten sich an den Besuchern des Cafés vorbei, viele mit Tüten des Alexa , des großen Einkaufszentrums ganz in der Nähe.
    Die U-Bahn-Station lag nur wenige Schritte entfernt. Sie spuckte Menschen aus und verschluckte andere, ein stetes Kommen und Gehen.
    Max nippte an einem einfachen Kaffee. Er trug Latexhandschuhe. Auch darauf achtete niemand.
    Lena hatte sich einen Latte macchiato bestellt. Sie hatte ihn noch nicht einmal berührt, um Fingerabdrücke zu vermeiden, wie Max es ihr gesagt hatte. Wer hier saß, fiel nicht auf, wenn er an seiner Videokamera hantierte. Max hatte ihr empfohlen, ein Kopftuch und eine Sonnenbrille zu tragen, damit sie später auf etwaigen Videos nicht erkannt wurde. Mit der Sonnenbrille ließ es sich leben, das Kopftuch störte Lena maßlos, denn damit assoziierte sie Unterdrückung und Machismo. Dennoch war sie Maximilians Anweisungen gefolgt, denn sie liebte ihn, was alle Ausflüchte im Keim erstickt hatte.
    Je länger sie hier saß und immer wieder Max mit nervösen Blicken streifte, desto kälter wurde ihr, obwohl sich die Temperatur nicht veränderte. Sie hatte maßlose Angst, etwas könne schiefgehen. Seine Idee war an sich schon der pure Wahnsinn, ein blutiges Experiment, das noch nie gemacht worden war.
    Welches Recht hatte sie, sich an den Mördern von Deniz zu rächen, wenn Max dasselbe tat wie die Verurteilten? War er nicht schlimmer als Jugendliche, die von sich selbst und vom Alkohol besoffen ausrasteten? Sollte sie das Experiment abbrechen? Zu ihm gehen und sagen:
    Lass es sein! Du beweist zwar etwas, aber du stürzt viele Menschen ins Unglück!
    Er würde sie auf seine unvergleichliche Art mustern und sagen:
    ‚ Dieses eine Opfer wird die Wahrnehmung eines ganzen Landes, vielleicht sogar der ganzen Welt ändern! Somit werden unzählige Menschen gerettet werden, denen in Zukunft beigestanden wird!’
    Für einen solchen Plan gab es nur einen Begriff:
    Überheblichkeit? Nein!
    Anmaßung? Auch nicht!
    Impertinenz? Zu simpel!
    WAHNSINN! Das war es!
    War Max wahnsinnig?
    Dann war auch sie es, denn sie hatte Max genötigt, Meret die Kehle durchzuschneiden.
    Sie zweifelte nicht, dass auch Anmaßung im Spiel war, immerhin musste Max wissen, dass sie alle von hundert Augen beobachtet wurden. Die Überwachungskameras waren nicht zu übersehen. Wie lange würde die Polizei benötigen, um am Tatort zu sein, falls Max nicht durch einen beherzten Passanten oder Cafébesucher von seiner Tat abgehalten wurde? Max hatte von einem Zeitfenster von maximal sechs Minuten gesprochen.
    Ich werde ihn hier und heute verlieren!
    Doch er war kein Mann, den sie von einem einmal getroffenen Plan abhalten konnte.
    Ich werde ihn an eine wahnsinnige Idee verlieren!
    Chillout-Musik drang aus den versteckten Lautsprechern des Café King , fast unhörbar.
    Er wird für den Rest seines Lebens hinter Gitter gehen!
    Lena bibberte wie eine Esche im Sturm.
    Warum tut er mir das an?
    Max nickte ihr unmerklich zu.
    Sie schaltete die Kamera ein und hielt sie auf den großen Turm mit der im Halbgrau des Tages glühenden Kugel, stellte scharf und wirkte nun nicht anders als Millionen Touristen , die diesen Ort jährlich besuchten.
    Dann hörte sie , wie einen Stuhl gerückt wurde.
    Sie schüttelte sich und der Sucher wischte nach links, zu Max.

26
     
    »Immer wenn ich beschließe, dem Ruf der Uni Stuttgart zu folgen und diese gottverdammte Stadt zu verlassen, kommt mir ein Mord dazwischen«, sagte Elvira und schmiegte sich den muskulösen Mann. »Ich kann mir ein ungeöffnetes Osterei nicht leisten.«
    » Und immer wenn ich denke, ich könne dich endlich vergessen, läufst du mir über den Weg«, sagte Donald.
    Sie musterte ihn über den Rand des Weinglases hinweg. Kerzenlicht spiegelte sich im Kristall. »Lüg nicht. Du hast dich ganz bewusst ins LKA Berlin versetzen lassen.«
    Er lächelte verschmitzt. »Na ja ... irgendwer muss sich ja mit dir streiten. Deine Mitarbeiter machen mir den Eindruck von braven Lämmern. Was hast du nur mit denen angestellt?«
    » Sie fürchten mich«, sagte sie.
    Er lachte. »Das kann ich mir gut vorstellen. Ging mir auch so, als ich dir das erste Mal begegnete.«
    Sie hob die Brauen. »Ich bin eine Frau,

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