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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Haare lockten sich über den Kragen, die schwarze Lederjacke schmiegte sich über imposante Muskeln. »Wir sind keine Deppen, Frau Kreidler.«
    Allgemeines Ausatmen.
    Erstaunte Blicke.
    » Ach nein, Herr Kollege?«
    » Nein, Frau Kollegin. Sie können sicher sein, dass alles Mögliche getan wurde. Bis auf Lena Mora, die Freundin des Opfers, wurden alle befragt, aber das finden Sie in der Akte. Also wie gesagt, keine Deppen.«
    Der Beamte und seine Vorgesetzte starrten sich an. Elvira Kreidler verzog das Gesicht und zog die Brauen hoch. »Das wollte ich auch nicht sagen, Herr Stark.« Sie räusperte sich. »Wir alle hier sind Freunde klarer Worte.«
    Das Grinsen der anderen Männer strafte sie Lügen.
    »Manche nennen das die Berliner Schnauze«, sagte sie.
    » Soviel ich weiß, kommen Sie aus dem Ruhrgebiet, Frau Kreidler. Zumindest erkennt man das an Ihrem Akzent, der nichts mit Berlinerisch zu tun hat.«
    » So wie Sie, nicht wahr?«
    » Dortmund ist eine gute Stadt.«
    » Und doch nicht gut genug für Sie, Herr Stark. Sonst wären Sie nicht hier.«
    » Dort habe ich zumindest gelernt, dass Vorgesetzte ihre Mitarbeiter respektieren, schließlich sitzen alle in einem Boot, und niemand weiß, wer wem am nächsten Tag den Arsch retten muss.«
    Ermunterndes Brummen und verlegene Blicke.
    Elvira Kreidler lächelte und legte die flache Hand auf den Aktenordner. »Nach dieser kleinen Kraftanstrengung sollten wir wieder zum Thema kommen.«
    Donald Stark nickte und lehnte sich zurück. Seine Jacke knarrte.
    Noch ließ Elvira Kreidlers Blick ihn nicht los und jeder im Raum wusste, dass die große Klappe des Neuen für ihn ein Nachspiel haben würde. Einer Kreidler sagte man nicht so einfach, was sich gehörte und was nicht. Die beiden schienen sich ähnlicher zu sein, als sie dachten. Dortmunder Schnauze?
    Elvira Kreidler fragte: »Wie gehen wir jetzt vor? Wo ist Lena Mora? Könnte sie, um mal ganz mutig zu denken, einen Mörder angeheuert haben? Soviel wir wissen, ist die junge Frau nach dem Tod ihres Freundes ziemlich von der Rolle gewesen.«
    » Wir finden sie und dann wissen wir mehr«, antwortete ein junger Beamter.
    » Dann beeilen Sie alle sich. Bevor die Presse den Fall hochjubelt und wir es mit einem Rachestück zu tun haben, obwohl es vielleicht keines war. Typen wie diese Schläger hatten vermutlich eine Menge Feinde.«
    Alle erhoben sich.
    Donald Stark blieb sitzen.
    » Und Sie, Herr Stark, möchte ich unter vier Augen sprechen.«
    Donald grinste.
    Elvira Kreidler rauschte hinaus.
    Die Männer verteilten sich an ihre Arbeitsplätze.
    Donald folgte seiner Vorgesetzten.
    Die Tür zu ihrem Büro stand noch offen. Er trat ein und legte die Lederjacke ab. Er warf sie über eine Stuhllehne und zog die Tür hinter sich zu, die er anschließend abschloss.
    Er ging zu der Frau, die vor dem Schreibtisch auf ihn wartete.
    Donald sagte: »Am besten sagst du deiner Sekretärin, du willst in der nächsten Viertelstunde nicht gestört werden. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe, Elvi.«
    Die Abteilungsleiterin hob das Telefon, blaffte eine Anweisung, blickte den Mann herausfordernd an, ließ sich auf die Tischplatte sinken, zog ihren Rock hoch und spreizte die Schenkel.

25
     
    Die Stadt lebte.
    Doch bald würde es einen Toten geben.
    Seit 2004 wurde der Alexanderplatz erstaunlich umgestaltet. Die Hotels erstrahlten in neuem Glanz und Cafés drängten sich, um die Touristen zu neppen, die zu viel für ihren Cappuccino zahlten, um auf dem geschichtsträchtigen Platz zu sitzen, der vor der Wende ein grauer Ort gewesen war, auf dem Ostreisende schwarze Geschäfte gemacht hattn, Geldumtausch und Jeans fürs sozialistische Volk.
    Gegenüber dem Café King standen mehrere Sitzbänke für Menschen, die keinen ‚Eintritt’ zahlen wollten, um hier zu weilen.
    Max und Lena saßen in diesem Café, das über etwa zwanzig Tische mit jeweils vier Stühlen verfügte. Fast alle Tische waren besetzt. Auf dem Platz war nicht viel los, denn das Wetter ließ zu wünschen übrig.
    Lena nestelte die einfache Digicam aus ihrer Handtasche und sah zu Max, der sich einen Platz drei Tische weiter gesucht hatte. Sie erkannte ihren Liebsten kaum wieder. Er hatte sich eine Langhaarperücke aufgesetzt und einen hässlichen Stromberg-Bart angeklebt. Er trug billige Klamotten, die wie aus dem Secondhandshop wirkten, also völlig unscheinbar. Seine Sonnenbrille war Modell Porno, sodass er genauso gut ein Rockstar hätte sein können, der

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